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Bundesrat: Neue Impulse für Tourismus und Landwirtschaft nach Corona

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Wien (PK) – „Landwirtschaft und Tourismus sind ein eingeschworenes Paar, funktioniert das eine nicht, leidet das andere“, sagte Bundesratspräsident Peter Raggl in seiner Eröffnungsrede bei der Podiumsdiskussion „Post-Corona: Neue Impulse für Tourismus und Landwirtschaft“ gestern Abend im Parlament. Wie wichtig das Zusammenspiel von Landwirtschaft und Tourismus ist, führte Raggl am Beispiel seines Heimatbezirkes Landeck aus, wo es mit 60% Bergbauern gelinge, eine flächendeckende Bewirtschaftung aufrechtzuerhalten. In der Hochsaison gebe es im Bezirk mehr Gästebetten als EinwohnerInnen. Während des Lockdowns hatte die Landwirtschaft allerdings plötzlich keinen Absatz mehr. „Der Corona-Neustart in den Bundesländern ist untrennbar verbunden mit Tourismus und Landwirtschaft. Der Einsatz regionaler Lebensmittel muss zum touristischen Erfolgsmodell werden,“ so Raggl.

Lehren aus der Krise und Schwachstellen

Elisabeth Köstinger, Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, führte in ihrem Einleitungsvortrag aus, dass man dank guter Teststrategie ohne harten Lockdown in sechs Bundesländern ausgekommen sei. Derzeit sei die 3G-Regel sowie die Impfakzeptanz ein zentrales Thema. „Corona war eine Katastrophe für den Österreichischen Tourismus. 15 Prozent der Wirtschaftsleistung hängen am Tourismus sowie rund 715.000 Arbeitsplätze,“ erklärte Köstinger. Wirtschaftlich müsse sehr viel geleistet werden, um wieder hochzukommen. Für den Tourismus und die Landwirtschaft seien geschossene Grenzen ein Problem gewesen, weil Verpackungsmaterial und Arbeitskräfte fehlten. Ziel sei es, im Bereich der Qualität noch besser zu werden. Im Bereich der Landwirtschaft seien mehr Tierwohl und die Lebensmittelkennzeichnung ein Thema. Bei verarbeiteten Lebensmitteln müsse die Herkunft draufstehen, forderte Köstinger. „Die Menschen kauften mehr regional und bäuerliche Produkte, das soll künftig noch verstärkt werden,“ so die Ministerin.

Probleme während des Lockdowns

Josef Hechenberger, Abgeordneter zum Nationalrat und Präsident der Landwirtschaftskammer Tirol, nannte als Beispiel für eine Krise in der Landwirtschaft während des Lockdowns den Milchmarkt: Am 13.3.2020 sei von einem Tag auf den anderen der Tourismus geschlossen worden. In Folge durften im Zillertal nur mehr 80% der Milch abgeliefert werden. Somit gab es mehr Schlachtkühe und damit verbunden einen Preisverfall am Markt. 60% des Rindfleisches werde außer Haus verzehrt, so Hechenberer. Aufgrund der verschärften Einreisebedingungen sei teilweise Gemüse am Feld verfault, erläuterte Hechenberger.

Betriebe weiterhin unterstützen

Martha Schultz, Vizepräsidentin der WKO, legte in ihrem Statement Wert auf die Tatsache, dass es immer noch Branchen gäbe, die Unterstützung bräuchten. Ohne staatliche Unterstützung würden zirka 40% der Unternehmungen bis Ende 2022 in Insolvenz gehen. Auch Kinos bräuchten noch Unterstützung, so Schultz. Wichtig für den Tourismus sei die wieder erfolgte Öffnung zu den Kernmärkten, den Nachbarländern, gewesen. Die Corona-Delta-Variante und die Impfungen müssten weiterhin im Fokus stehen, forderte Schultz. Ebenso sei es wichtig, die Übernahme von Familienbetrieben wieder attraktiv zu machen. Höhere Löhne und eine Senkung der Lohnnebenkosten sollten mithelfen, Fachkräfte und Arbeitskräfte im Tourismus zu finden. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gehöre auch zur Nachhaltigkeit, so Schultz. Der Ausbau der Digitalisierung und Mobilität seien die Themen für die zukünftige Strategie.

Regionale Lebensmittel stärken Regionen, Gesundheit und Wirtschaft

„Regionalität ist durch die Decke gegangen, ebenso Bio,“ sagte Hannes Royer, Initiator, Gründer, Sprecher und Obmann des Vereins „Land schafft Leben“ in der Diskussionsrunde. Im Gastrobereich jedoch sei der Run auf Österreichische Produkte noch nicht so hoch wie gewünscht, denn hier spiele der Preis noch immer eine Rolle und die Mehrheit decke sich mit Produkten ein, die nicht aus Österreich stammten. Regionalität bedeute auch Österreich, denn nicht alles könne im eigenen Bundesland produziert werden. Dies müsse auch in der Kommunikation transportiert werden. Ehrlichkeit in der Kommunikation sei ein Muss, sagte Royer. Er konstatierte eine höhere Wertschätzung etwa für regionalen Wein als für Produkte des täglichen Gebrauchs, wie etwa Butter, aber „wir brauchen für alle Produkte die gleiche Wertschätzung. Mir ist es nicht egal, was ich meinem Körper zuführe“, so Royer.

Das Netzwerk Kulinarik habe am Anfang unter mangelnder Bekanntheit gelitten, dies sich jedoch rasch geändert. Noch immer würden Direktvermarkter und -Lieferanten, die direkt in die Gastronomie liefern wollen, gesucht, so Christina Mutenthaler, Leiterin des Netzwerkes. Je entlegener die Regionen sind, desto mehr werde regional eingekauft. Mutenthaler forderte eine einfachere und bessere Kennzeichnung für regionale Produkte, und ehrliche Schnittstellen. „Regionalität geht nicht ohne Qualität. Es ist noch nie so viel passiert wie jetzt, aber an einem Strang ziehen und auf Augenhöhe zusammenarbeiten ist wichtig“, so Mutenthaler.

Mario Gerber, Abgeordneter zum Tiroler Landtag und Spartenobmann Tourismus und Freizeitwirtschaft WKO, stellte fest, dass eine verpflichtende Bezeichnung für regionale Lebensmittel noch in den Kinderschuhen stecke. Man müsse aufpassen, dass die, die es freiwillig machen, nicht unter die Räder kommen. Gerber mahnte zur Geduld, es brauche Zeit. Auch er forderte ein konstruktiven Miteinander ein: „Wertschöpfung holen und auf den Preis schauen. Ein Plädoyer für höhere Löhne in diesem Bereich, Mut zum Preis und zur Preisdurchsetzung.“

Florian Phelps, Geschäftsführer der Tirol Werbung, sagte, dass die Nachfrage nach einheimischen und regionalen Produkten schon vor Corona sehr hoch gewesen sei. Das Bewusstsein für Ernährung sei in den letzten Jahren ein viel stärkeres geworden. Es brauche den guten Willen aller Beteiligten, der Druck sei vorhanden. „Gestiegenes Bewusstsein für regionale Produkte muss beim Handel und in der Gastronomie neuen Schwung bekommen,“ so Phelps. (Schluss) ibe

HINWEIS: Fotos von dieser Podiumsdiskussion finden Sie auf der Website des Parlaments.

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