Aktuelle Forschungsergebnisse und Diskussionsveranstaltung zu Strukturen des Politischen Islam in Österreich
Wien (OTS) – Neue Grundlagenpapiere zeigen Strukturen und Tendenzen des Politischen Islam in Österreich auf. Die Dokumentationsstelle Politischer Islam hat drei Analysen zu ATIB, Millî Görüş und den Grauen Wölfen veröffentlicht.
Die Analyse zu ATIB bietet einen Überblick über Geschichte, Strukturen und Verbindungen des mit mehr als 60 Moscheeeinrichtungen größten Moscheeverbandes in Österreich. ATIB steht in Verbindung zum Diyanet, dem Präsidium für Religionsangelegenheiten der Republik Türkei. Direktorin Fellhofer: „Auf ideologischer Ebene wird das Ziel verfolgt, die türkeistämmige Bevölkerung in Österreich an die Türkei zu binden. Langfristig soll dadurch eine türkisch-islamische Identität außerhalb der Türkei erhalten und gefördert werden.“ Klarer Hinweis auf die Verbindung zum Diyanet ist die starke Vernetzung mit dem aktuellen Religionsattaché der türkischen Botschaft, Ibrahim Yazar. Dieser predigt regelmäßig im Rahmen von Freitagspredigten in ATIB Moscheen.
Der Bericht zu Millî Görüş zeigt, dass die Millî Görüş Bewegung in Österreich aktuell mit 48 Einrichtungen vertreten ist. Die Millî Görüş unter ihrem Gründervater Erbakan kann als prominenteste Bewegung des Politischen Islam türkischer Prägung gesehen werden. Die Millî Görüş Bewegung ist auch stark in der Jugend- und Bildungsarbeit aktiv und betreibt beispielsweise vier Studentenwohnheime in Österreich.
Im Grundlagenbericht zu den Grauen Wölfen (auch: Ülkücü Bewegung) wird eine Übersicht über die Geschichte, Ideologie und Strukturen dieser auch in Österreich vorhandenen Bewegung gegeben. Regionale Schwerpunkte sind in Wien, Oberösterreich sowie Tirol und Vorarlberg zu finden. Charakteristisch für die Bewegung ist eine rassistische, gewaltverherrlichende, rechtsnationalistische und teilweise islamistische Ideologie. Ihre Ideologie kann als integrationshemmend und für den gesellschaftlichen Frieden als problematisch angesehen werden.
Im Rahmen einer Online-Veranstaltung diskutierten am 27. Mai auf Basis dieser Ergebnisse der Dokumentationsstelle Prof. Mouhanad Khorchide, Prof. Ednan Aslan und Mag. Ercan NikNafs über die Strukturen des Politischen Islam in Österreich und über den Einfluss von extremistischen Ideologien auf junge Menschen. Von den Experten wurde betont, dass eine differenzierte Betrachtungsweise wichtig ist. Professor Khorchide strich hervor: „Wir wollen einen inhaltlichen Diskurs jenseits von Polemik, von Ressentiments, von Emotionalität und von gegenseitigen Beschuldigungen anstoßen. Der Politische Islam präsentiert ein bestimmtes Bild des Islam, mit dem sich auch viele Muslim/innen nicht identifizieren. Der Kampf gegen den politischen Islam ist zugleich ein Kampf um die Anerkennung der Muslime in Österreich.“ Dr. Elham Manea und Dr. Nicolas Stockhammer diskutierten im Anschluss über die ideologischen Grundlagen des Politischen Islam und wie solche Ideologien einen Nährboden für Radikalisierungen bieten können. Elham Manea betonte dabei die Bedeutung der Erziehung:
„Wichtig ist die Bildungsstruktur der Organisationen des Politischen Islam genauer zu betrachten. Die islamische Geschichte ist vielfältig und lange, aber Akteure des Politischen Islam betrachten diese aus einer engen Perspektive, die diese Vielfalt des Islam ausblenden und sich auf Herrschaft, Konfrontationen und am Ende auch oft Gewalt fokussiert.“
Die Reihe „Grundlagenpapier“ des Österreichischen Fonds zur Dokumentation von religiös motiviertem politischen Extremismus (Dokumentationsstelle Politischer Islam) bietet eine kompakte und umfassende Übersicht zu relevanten Akteuren und Strukturen des Politischen Islam für die breite Öffentlichkeit. Die Berichte sind auf [www.dokumentationsstelle.at]
(https://www.ots.at/redirect/dokumentation) zu finden.
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