Caritas zum Tag der Pflege: Wir brauchen einen Pakt gegen die Einsamkeit
Wien (OTS) – „Einsamkeit war bereits vor der Pandemie eine Zivilisationskrankheit westlicher Gesellschaften. Das Virus hat sich als Brandbeschleuniger in Sachen Einsamkeit erwiesen“, sagt Caritas Präsident Michael Landau anlässlich des Internationalen Tages der Pflege. „Während der Pandemie war die mobile Pflege und Betreuung oft der einzige Sozialkontakt für Betroffene. Und auch die Pflege von Angehörigen mündet für viele in der Isolation.“ Über den Pflege-Bereich hinaus sind jedoch viele Menschen betroffen – unabhängig von sozialem Hintergrund, Einkommen und Alter.
Trotzdem ist es ein großes Tabuthema in unserer Gesellschaft, sagt Landau: „Wer spricht schon gerne darüber, dass er oder sie allein ist und darunter leidet? Einsamkeit ist in unserer Gesellschaft mit großer Scham behaftet.“ Darüber hinaus zeigen zahlreiche Studien, dass Einsamkeit das Risiko für chronischen Stress, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen, Demenz und frühen Tod erhöhen. Unter Einsamkeit zu leiden hat einen negativeren Einfluss auf unsere Gesundheit als Rauchen, Alkohol oder zu wenig Sport. Landau: „Wir wissen: Einsamkeit macht auf Dauer krank. Positiv formuliert heißt das aber auch: Nichts ist gesünder als die aktive Teilnahme an der Gesellschaft. Ich bin überzeugt: Wer den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken will, muss die Einsamkeit bekämpfen. Das gilt in Zeiten von Corona und darüber hinaus.“
Die Caritas hat in den vergangenen Jahren – zusätzlich zu bestehenden Besuchsdiensten – etliche Projekte wie Wärmestuben, Begegnungscafés, Buddy-Projekte und Social Media Gruppen zum Austausch pflegender Angehöriger auf den Weg gebracht. Während des Lockdowns wurden weitere Schritt gesetzt, berichtet der Präsident:
„Viele Angebote für pflegende Angehörige wurden pandemiebedingt adaptiert und um digitale Unterstützungsformen erweitert. Außerdem haben wir gemeinsam mit der Kronen Zeitung und Magenta das Plaudernetz – eine österreichweite Hotline gegen das Alleinsein – gestartet. Menschen, die niemanden zum Reden haben, telefonieren mit Freiwilligen, die gerne zuhören. Seit April letzten Jahres sind mehr als 10.000 Anrufe aus ganz Österreich eingegangen.“
Landau appelliert für Pakt gegen Einsamkeit und Regierungsbeauftragte*n
Einsamkeit sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die bei jedem Einzelnen beginnt, aber auch die Politik in die Pflicht nimmt, appelliert Landau: „Es braucht einen Pakt gegen Einsamkeit – ein breites Bündnis von Bund, Ländern, Gemeinden, Wirtschaft, Kirchen und Zivilgesellschaft. Einen oder eine Beauftragte der Regierung, der oder die sich des Themas annimmt.“ Im Wissen, dass Einsamkeit krankt macht, brauche es vor allem auch Enttabuisierung und Evidenz:
„Internationale Studien, Beispiele und Erfahrungen sind vorhanden. In Österreich ist das Datenmaterial jedoch überschaubar. Wir benötigen die Stärkung vorhandener und neuer mutiger, innovativer Initiativen. Den Ausbau zivilgesellschaftlicher Strukturen und die Förderung des Ehrenamts.“
Zeitplan offen: Konkrete Schritte fehlen
Die Regierung hat im September 2020 auf Initiative von Hilfsorganisationen, nicht zuletzt der Caritas, einen ersten Schritt gesetzt und zum Runden Tisch geladen. Etliche Punkte aus dem Pakt gegen Einsamkeit, die bei diesem Runden Tisch eingebracht wurden, haben auch im Strategiepapier der Pflege Task Force Eingang gefunden. Offen bleibe aber nach wie vor ein konkreter Zeitplan, also wann und wie konkret die nächsten Schritte geplant sind, sagt Landau abschließend: „Das Follow up zum ersten Runden Tisch steht aus. Hier hoffe ich auf Kanzler, Vizekanzler, den Sozialminister, dass sie diese stille Not nicht vergessen oder übersehen. Wichtig wäre jedenfalls, den Prozess jetzt zügig fortzusetzen, und die Sozial- und Hilfsorganisationen wie Caritas, Rotes Kreuz und Diakonie, aber auch Hilfswerk und Volkshilfe miteinzubeziehen, damit die Erfahrungen aus der Praxis berücksichtigt werden können.“
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