Caritas: „Rekordarbeitslosigkeit erfordert Rekordverantwortung“ | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Caritas: „Rekordarbeitslosigkeit erfordert Rekordverantwortung“

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Wien (OTS) – Die Pandemie hat eine Rekordarbeitslosigkeit ausgelöst. Noch immer sind rund 950.000 Menschen arbeitslos, in Schulung oder zur Kurzarbeit angemeldet. Das bleibe nicht ohne Folgen, sagt Michael Landau, Präsident der Caritas Österreich: „Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit sind für viele Menschen existenzbedrohend. In unseren 53 Sozialberatungsstellen österreichweit unterstützen wir Menschen, die nicht wissen, wie sie am Endes des Monats ihre Rechnungen begleichen sollen. Dabei sehen wir: Erwerbslosigkeit ist nicht nur in materieller Hinsicht ein Problem. Arbeit ist für Menschen ein wesentlicher Faktor der gesellschaftlichen Teilhabe. Die Scham und die psychischen Belastungen, die mit einem Jobverlust einhergehen, sind nach wie vor enorm.“

Die Situation erfordere vor allem zwei konkrete Maßnahmen, fährt Landau fort: „Zum einen muss alles dafür getan werden, um Menschen jetzt wieder in Beschäftigung zu bringen. Es braucht eine aktive Arbeitsmarktpolitik und eine echte Beschäftigungsoffensive. Auf der anderen Seite muss sichergestellt werden, dass jene, die derzeit keine Arbeit finden, abgesichert sind. An einer Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf ein existenzsicherndes Niveau sowie einer armutsfesten Sozialhilfe führt kein Weg vorbei“.

Langzeitarbeitslosigkeit als arbeitsmarktpolitische
Mammutaufgabe

Besonders besorgt zeigt sich die Caritas über die starke Zunahme der Langzeitarbeitslosigkeit. Vor allem, dass erstmals auch jüngere Menschen verstärkt von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind, zeige dringenden Handlungsbedarf auf, so Landau: „Ein schwieriger Start am Arbeitsmarkt kann jahrelange Auswirkungen haben. Auch im Haupterwerbsalter sind die Zuwächse von Langzeitarbeitslosen stark gestiegen. Da gilt es jetzt jedenfalls rasch gegenzusteuern.“ Landau begrüßt vor diesem Hintergrund die von der Regierung angekündigte Initiative, bis 2022 insgesamt 50.000 langzeitarbeitslose Menschen eine Rückkehr in die Erwerbsarbeit ermöglichen zu wollen: „Dazu braucht es zusätzliche öffentliche Investitionen, um dringend benötigte Arbeitsplätze in Unternehmen, Gemeinden sowie im gemeinnützigen Bereich zu schaffen. Ebenso braucht es den weiteren Ausbau von niederschwelligen und zielgruppenspezifischen Beschäftigungsprogrammen sowie flexible Rahmenbedingungen für sozialökonomische Unternehmen. Vor allem individuelle Betreuung je nach Fähigkeiten der Beschäftigten ist in dieser Situation von nachhaltiger Bedeutung. Um eine längerfristige Vermittlung in den Arbeitsmarkt zu erreichen, müssen die Betroffenen in dieser Situation gestärkt werden.“

Ausbildungs- und Kooperationsmodelle mit Unternehmen fördern

Besonders positive Erfahrungen hat die Caritas mit Kooperationen mit Unternehmen gemacht, die zum Ziel haben, von Langzeitarbeitslosigkeit Betroffene zu unterstützen und folglich auf den regulären Arbeitsmarkt zu vermitteln. So betreibt die eigens gegründete Perspektive Handel Caritas GmbH in vier Bundesländern SPAR-Supermärkte als sozialökonomische Betriebe. Menschen der Gruppe 50 plus und Langzeitarbeitslose können im Rahmen von einem befristeten Dienstverhältnis jene Qualifikationen erwerben, die im Betrieb erforderlich sind und haben dadurch höhere Chancen, später in eine Festanstellung übernommen zu werden. Das Unternehmen wiederum profitiert von praxisnah ausgebildeten Personen.

Michael Landau sieht hier Potential: „Die bestehenden Eingliederungsbeihilfen sind eine wichtige Maßnahme, um Unternehmen für solche Formen der Zusammenarbeit zu gewinnen. Wir sehen aber, dass die Chancen einer nachhaltigen Vermittlung vor allem durch begleitende Beratung und Betreuung steigen. Eingliederungsbeihilfen sollten insofern durch einen Ausbau qualitativer Betreuungsmaßnahmen ergänzt werden. Auch der Erfolg der angekündigten Initiative ‚Sprungbrett‘ wird vom Angebot begleitender Betreuung und Beratung abhängen.“ Nicht zuletzt weist Landau auch auf die Möglichkeit der Schaffung von Arbeitsplätzen in der Kreislaufwirtschaft hin: „In zahleichen Caritas Projekten sehen wir die positiven Auswirkungen dieses Modells. Der verstärkte Einsatz von öffentlichen Mitteln in diesem Bereich kann Krisenfolgen abfedern und gleichzeitig den ökologischen Wandel unterstützen. Das ist jedenfalls wünschenswert.“

Wie hilft die Caritas

Österreichweit setzt die Caritas mehr als 100 Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte um. Damit fanden im letzten Jahr knapp 2000 Menschen, die am Arbeitsmarkt besonders benachteiligt sind, eine befristete Anstellung. Regelmäßige Beschäftigung, Qualifizierung und soziale Stabilisierung unterstützen dabei, in Folge einen Arbeitsplatz am regulären Arbeitsmarkt zu erlangen. Auch die Beratung beim Ein- oder Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt ist eine wichtige Komponente, die die Caritas im Rahmen zahlreicher Projekte – vielfach mit Unterstützung durch das AMS – in ganz Österreich bietet. Abschließend sagt Landau: „Aus unserer langjährigen Erfahrung wissen wir, dass ein gutes Matching zwischen Arbeitgebern und Arbeitssuchenden, sowie begleitende Beratung grundlegend für die nachhaltige Vermittlung von langzeitarbeitslosen Personen sind. Dies gilt es auch in der Initiative der Regierung besonders zu berücksichtigen.“

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