Schnabl/Kollross/Muchitsch: Fachkräftemangel bekämpfen – Wirtschaftsstandort sichern
St. Pölten (OTS) – „Wir stehen vor einer großen Herausforderung: Um Vollbeschäftigung zu erreichen, brauchen wir in Niederösterreich 80.000 neue Jobs. Die Menschen haben das Recht auf Arbeit“, erklärt der SPÖ NÖ Landesparteivorsitzende. LHStv. Franz Schnabl.
Zwt.: Fachkräftemangel als Wachstumsbremse
Eine Maßnahme, über die man nachdenken müsse, sei die Verkürzung der Arbeitszeit. Studien würden belegen, dass die MitarbeiterInnen bei einer Arbeitszeitverkürzung und gleichzeitiger Optimierung der Betriebsabläufe – etwa Reduzierung der Meetings oder Nicht-Stören-Signale – die Arbeit genauso gut oder gar besser als zuvor erledigen. „Aber klar, so einfach ist es nicht immer. Denn Arbeit kann oft nicht weiter komprimiert werden. Gleichzeitig darf sie auch nicht zu einem täglichen Kurzstreckenlauf werden, bei dem man keine Zeit hat, nach links oder rechts zu schauen. Damit eine Verkürzung wirkt, muss Arbeitszeit auch neu verteilt werden, sagt Schnabl: „Viele ArbeitnehmerInnen würden gerne Arbeitsstunden abgeben, andere gerne mehr arbeiten.“
Die Option auf eine Vier-Tage-Woche ist dabei eine Möglichkeit, um einerseits den ArbeitnehmerInnen eine Work-Life-Balance zu garantieren und andererseits mehr Menschen einen Arbeitsplatz bieten zu können. „Es ist eine Frage des politischen Willens, der von den Faktoren Mut, Innovation und Weitsicht getragen wird. Und dabei sagen wir SozialdemokratInnen ganz klar: Gehen wir mutig voran, investieren wir massiv in die Bereiche der Zukunft und schaffen wir neue Arbeitsplätze für alle NiederösterreicherInnen!“, erklärt Schnabl. Ein erster Schritt hin zu diesem Ziel könnte die Reduzierung der Arbeitszeit auf 35 Stunden im öffentlichen Dienst sein.
Hohe Kosten und Fachkräftemangel sind Faktoren, die man berücksichtigen müsse. Eine Lösung: Technik und Artificial Intelligence, also Künstliche Intelligenz. „Schon jetzt können sich die HandwerkerInnen den Materialeinkauf von Algorithmen abnehmen lassen. Für Krankenhäuser und Altenheime gibt es Sensoren, die bei der Pflege unterstützen können. Künstliche Intelligenz kann Verträge analysieren, Roboter arbeiten autonom in der Fabrik. Es gibt eine Studie des Weltwirtschaftsforums, laut der 2025 Maschinen und Algorithmen mehr Arbeitsstunden verrichten werden, als Menschen“, erklärt Schnabl: „Ein Unternehmen, das sich mit seinen ArbeitnehmerInnen schon jetzt auf all das vorbereiten, löst nicht nur die Herausforderung des Fachkräftemangels, es investiert auch in seine Zukunft!“
Der Fachkräftemangel ist ein wichtiger Aspekt: Experten halten ihn für den größten Bremsklotz unserer Wirtschaft. „Derzeit haben wir eine tiefgreifende Krise, die Arbeitsplätze kostet. Langfristig kämpfen wir aber gegen den Fachkräftemangel“, weiß Schnabl. „Die Basis für Jugendliche ist bereits gelegt, da es beispielsweise den IT-Lehrling schon gibt. Aber, wie wir aus Gesprächen mit jungen Menschen und UnternehmerInnen wissen, wissen das viele gar nicht. Diese Zukunftsbranche wird nicht ausreichend beworben“, weiß Schnabl:
„Und es fehlen oft auch die ExpertInnen, die diese Ausbildung vornehmen können – gerade in den Zukunftsbranchen wie Digitalisierung, Green-Jobs, Jobs im Energiebereich. Was es braucht, ist ein durchdachtes Konzept, dass die jungen Menschen, wenn sie das wollen, von der Lehre zu den Fachhochschulen bzw. Universitäten begleitet.“
Zwt.: 8.000 blau-gelbe Jobs durch „Aktion 40.000“
Mit einem Antrag des niederösterreichischen Nationalrats Bgm. Andreas Kollross und Nationalrat und Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft Bau-Holz Josef Muchitsch verlangt die SPÖ die Einführung einer „Aktion 40.000“ für Langzeit-Beschäftigungslose. Vorbild ist die von Schwarz-Blau zu Grabe getragene Aktion 20.000 – in einer Krisenzeit selbstverständlich noch ambitionierter gestaltet und damit verdoppelt. Jobs bei Gemeinden, sozialen Unternehmen oder gemeinnützigen Vereinen schaffen eine Win-Win-Situation für Betroffene und Gemeinden. Sie sind nach wie vor der größte Arbeitgeber und stärkste Wirtschaftsmotor in den Regionen.
Seit Ausbruch der Corona-Krise ist die Arbeitslosigkeit in unserem Land doppelt so stark gestiegen, wie in Deutschland. „Der Arbeitsmarkt in der Corona-bedingten Situation reguliert sich nicht von selbst. Da sind entschlossenes Handeln und gezielte Maßnahmen durch die öffentliche Hand gefragt. Menschen, die länger als ein Jahr trotz aller Bemühungen keinen Job bekommen, brauchen Unterstützung und eine ehrliche Chance. Wenn sie etwa in Gemeinden wertvolle Arbeit leisten können und dafür bezahlt bekommen, ist allen geholfen. Das gibt ihnen wieder eine Perspektive“, erklärt NR Bürgermeister Andreas Kollross: „Die Aktion kostet in Summe zwischen 195 Mio. und 260 Mio. Euro, damit haben wieder 40.000 Menschen Arbeit. Das ist ein Empathie-Elchtest für Kanzler Kurz, ob er lieber 210 Mio. Euro für Eigenwerbung oder für Beschäftigung ausgibt.“ Die Aktion helfe nicht nur einzelnen Menschen, sondern auch den Gemeinden. Es gehe beispielsweise um Unterstützungsleistungen für zu pflegende Menschen oder bei Teststraßen.
„Das ist eine Jobaktion, die Chancen, Perspektiven und Zuversicht gibt. Unser Vorschlag zur Aktion 40.000 kostet den Staat weniger als die Almosen-Aktion der Bundesregierung mit den Einmalzahlungen für Arbeitslose“, erklärt der SPÖ-Sozialsprecher im Parlament, Josef Muchitsch: „Will die Bundesregierung weiter Millionen in Eigenwerbung pumpen oder endlich in sinnvolle Beschäftigungsmaßnahmen investieren? Nur auf das Wirtschaftswachstum zu warten, ist zu wenig!“ Es sei sinnvoll, ehestmöglich zu starten, „weil wir 40.000 Menschen, die ansonsten übrigbleiben, eine Perspektive geben und auch den Gemeinden helfen. Es wird Zeit, dass der Staat Verantwortung für jene Menschen übernimmt, die keine Chance auf Beschäftigung haben. Bisher moderiert die Regierung nur die Rekordarbeitslosigkeit, tut aber nichts dagegen.“ Österreich sei Schlusslicht beim Wirtschaftsabschwung, beschreibt Muchitsch die Situation: „Wir brauchen Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, um die Arbeitslosenrate vor Corona zu erreichen. Deshalb ist es wichtig, dass die öffentliche Hand hier zielgerichtete Unterstützung leistet. Für jeden einzelnen, der betroffen ist und für den Wirtschaftsstandort Österreich.“
Die Aktion 40.000
- richtet sich an alle Langzeitarbeitslosen – nicht nur an jene über 50 Jahre.
- soll nicht ein Jahr, sondern zwei Jahre Beschäftigungsverhältnisse garantieren.
- Dafür gibt es eine degressive Kostenbeteiligung. Das erste Jahr ist nach wie vor zu 100 Prozent gefördert. Danach werden 75 Prozent der gesamten Lohnkosten für ein halbes Jahr gefördert und im letzten halben Jahr 50 Prozent.
- Die Kosten für diese Initiative belaufen sich je nach Auslastung zwischen 150 und 270 Mio. Euro im ersten Jahr.
Damit würden sich für die Forderung der niederösterreichischen SozialdemokratInnen bereits Perspektiven eröffnen, sagt Schnabl:
„Etwa ein Zehntel – nämlich 8.000 Jobs – könnte die Einführung der Aktion 40.000 für Niederösterreich bringen. Zwei Jahre soll diese Aktion 40.000 Beschäftigungsverhältnisse österreichweit garantieren. Ein weiterer Beitrag für die Entspannung am NÖ Arbeitsmarkt und die Schaffung von insgesamt 80.000 neuen Jobs für NÖ.“
Die „Aktion 40.000“ richtet sich an ALLE Langzeitarbeitslosen – nicht nur an jene über 50 Jahre. Jede Gemeinde, die einem Angestellten zwei Jahre Beschäftigung geboten hat, wird das Interesse haben, das erworbene Wissen dieses Mitarbeiters weiterhin nutzen zu können. Damit würden aus 40.000 Langzeitarbeitslosen, 40.000 bestens geschulte und eingearbeitete Langzeit-Beschäftigte. Niemand ist gerne arbeitslos, die psychische Belastung für Betroffene ist enorm. Es wäre für Österreich eine Win-Win-Situation, die Menschen rasch wieder in den Arbeitsprozess zu bringen, anstatt Arbeitslosigkeit zu verfestigen. Die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen lag Ende Jänner bei 23.547 in NÖ, ein Plus von 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
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