Creditreform PRIVATINSOLVENZTRENDS 2020: 32 Insolvenzen pro Werktag
Wien (OTS) – Der Gläubigerschutzverband Creditreform hat den aktuellen Trend bei den Privatinsolvenzen für das Jahr 2020 in Österreich analysiert. Trotz einer hohen Arbeitslosigkeit ist die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren um knapp 27% auf rund 7.300 Verfahren gesunken. So wenig Insolvenzen gab es zuletzt im Jahr 2006.
Zu den Gründen meint Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer des Gläubigerschutzverbandes Österreichischer Verband Creditreform: „Die Österreicherinnen und Österreicher sparen angesichts der unsicheren Wirtschaftslage und aus Angst um einen möglichen Jobverlust mehr als sonst. Das zeigt auch der bisher schwach anlaufende Weihnachtskonsum. Auch haben das großzügige Kurzarbeitsmodell sowie die Kredit- und Zinsmoratorien den finanziellen Druck bei manchen etwas entschärft.“ Die Hauptursachen für die Privatinsolvenz liegen wie immer im Arbeitsplatzverlust, in der gescheiterten Selbständigkeit sowie im generell sorglosen Umgang mit Geld.
Bundesländervergleich: 12 von 10.000 Erwachsenen sind
insolvent
Ein Bundesländer-Vergleich zeigt den stärksten Rückgang in Tirol (-37,1%), gefolgt vom Burgenland (-36,8%) und Wien (-29,8%). Generell findet jede dritte Privatinsolvenz in der Bundeshauptstadt statt, die sowohl Spitzenreiter bei der absoluten Zahl an Insolvenzen (2.739 Fälle) als auch bei der relativen Insolvenzbetroffenheit ist: 19 von 10.000 erwachsene Wiener mussten den Gang zum Insolvenzgericht antreten. Österreichweit wurden hingegen 12 von 10.000 Erwachsenen zahlungsunfähig.
Conclusio 2020 – Ausblick 2021
Bis Jahresende rechnet das Arbeitsministerium mit rund 500.000 Arbeitslosen. Dazu kommt, dass immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Obwohl es somit angesichts der größten Wirtschaftskrise um die Finanzen der Österreicherinnen und Österreicher schlecht bestellt zu sein scheint, sinken die Privatinsolvenzen auf den niedrigsten Stand seit 14 Jahren. Während des ersten Lockdown haben sich die Menschen zuallererst um ihre Gesundheit und die ihrer Nächsten und weniger um finanzielle Angelegenheiten gekümmert. Spätestens seit dem zweiten Lockdown hat sich verfestigt, dass die Wirtschaft nicht so schnell und einfach hochgefahren werden kann, wie sich am 16. März zurückgefahren wurde. So wird angesichts der unsicheren Lage mehr denn je gespart. Auch von den möglichen Zins- und Kreditmoratorien wurde kräftig Gebrauch gemacht. Zu spüren bekommt das der Handel, wie sich zuletzt beim mäßigen Konsum zu Maria Empfängnis gezeigt hat. Sollte der Wintertourismus nicht in die Gänge kommen und dadurch weiter viele Jobs verloren gehen, die Wirtschaft und der Binnenkonsum nicht schnellstmöglich nach der erhofften Impfmöglichkeit anspringen, wird der finanzielle Druck auf die Menschen steigen und mehr in die Schuldenregulierung führen. Dann werden die Privatinsolvenzen sicher wieder auf mehr als 10.000 Fälle p.a. steigen. Aus konsumentenpolitischer Sicht ist es daher nachvollziehbar, dass die Bundesregierung Pläne schmiedet, die Entschuldungsdauer auch für Privatpersonen von fünf auf drei Jahre zu senken und diesen damit schneller die Rückkehr in den Wirtschaftskreislauf zu ermöglichen. Gläubiger seien hingegen gewarnt, dass damit zu rechnen sein wird, dass aufgrund der Kürze der Rückzahlungsfrist die Quoten sinken und damit die Gläubigerbelastung durch Forderungsverluste steigen werden.
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