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Große AK Niederösterreich-Studie: Teilzeitarbeit bei Frauen ist nicht freiwillig

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St. Pölten (OTS) – Frauen wählen Teilzeitarbeit nicht freiwillig, entgegen hartnäckig verbreiteten Meinungen. Vielmehr lässt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oftmals nicht mehr Stunden im Beruf zu. Eine neue Studie von L&R Sozialforschung im Auftrag der AK Niederösterreich unter 1.753 teilzeitbeschäftigten Frauen und Männern in Niederösterreich zeigt auf, dass 75 Prozent der Frauen aufgrund von Kinderbetreuungspflichten die Arbeitszeit reduziert haben. Das bringt viele Nachteile, vom Einkommen über fehlende Weiterbildung und geringere Aufstiegschancen bis hin zur Pensionshöhe, die bei Frauen im Durchschnitt um 43 Prozent geringer ist als bei Männern. „Ein Ausbau der Kinderbetreuung, faire Löhne und bessere Weiterbildungsmöglichkeiten sind daher besonders wichtig“, so AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser.

Etwa 50 Prozent der Frauen und 10 Prozent der Männer gehen einer Teilzeitbeschäftigung nach – Tendenz steigend. 60 Prozent der Beschäftigten im Handel und in den Gesundheitsberufen arbeiten Teilzeit. Die durchschnittliche Arbeitszeit der teilzeitbeschäftigten Frauen beträgt 21,7 Stunden. Die Hälfte der Befragten möchte über 30 Stunden arbeiten, so das Resultat der Studie „Wir haben gefragt, was die Frauen brauchen, um mehr Stunden arbeiten zu können“, so Birgit Schön, Leiterin der AK NÖ-Frauenpolitik. Am häufigsten genannt wird ein besseres Angebot an Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Auch die Aufteilung der unbezahlten privaten Arbeiten ist ein Faktor.

„Wenn Beschäftigte ihre Arbeitszeit aufstocken wollen, dann müssen dazu auch alle Rahmenbedingungen und Möglichkeiten vorhanden sein“, so Wieser. Neben fehlenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten ist auch der Arbeitsdruck ein wesentlicher Faktor. Das betrifft zum Beispiel Beschäftigte in den Gesundheitsberufen, wo noch dazu angesichts COVID-19 seit Monaten ein erheblicher Mehraufwand herrscht.

Teilzeitarbeit bedeutet weniger Einkommen und damit bedeutende Nachteile bei Pension, Krankheit und Arbeitslosigkeit. Die Hälfte der befragten Arbeitnehmerinnen leistet regelmäßig Mehrstunden. 72 Prozent jedoch bekommen dafür nur Zeitausgleich. Lediglich jede Zehnte erhält diese Mehrleistung korrekt mit Zuschlägen ausbezahlt, so die Studienresultate. Auch Aufstiegschancen werden durch Teilzeitarbeit geschmälert, ebenso die Chancen auf Weiterbildung. Fast ein Drittel (31 Prozent) der Frauen gibt an, dass sich ihre Position oder Tätigkeit durch die Teilzeitbeschäftigung verschlechtert hat.

Betriebe fördern Teilzeit, weil es ihnen einseitig viele Vorteile bringt: Auftragsspitzen können flexibler abgedeckt werden. Ausfälle wegen Krankheit werden kompensiert, indem Dienstpläne kurzfristig abgeändert und verschoben werden.

„Für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kann Teilzeit eine sinnvolle Option sein, wenn sie freiwillig gewählt ist. Aber die Rahmenbedingungen müssen verbessert werden. Hier sind daher auch die Unternehmen und Gesetzgeber in die Pflicht zu nehmen“, so Wieser. Wesentlich dabei sind: faire Löhne, ein Ausbau der Kinderbetreuung und verbesserte Bildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten.

Link zur gesamten Studie:
https://noe.arbeiterkammer.at/teilzeitstudie

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