Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 7. Dezember 2020. Von PETER NINDLER. "Und was jetzt?". | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 7. Dezember 2020. Von PETER NINDLER. „Und was jetzt?“.

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Innsbruck (OTS) – Die Menschen benötigen in der Bewältigung der Corona-Krise vor allem nachhaltige Perspektiven. Weil diese fehlen, muss sich die Politik auch nicht darüber wundern, dass aus der Hüfte geschossene Massentests auf zu wenig Resonanz stoßen.

Dass die Teilnahme an den Corona-Massentests weit unter den Erwartungen blieb, ist enttäuschend. Andererseits sollte jenen gedankt werden, die sich testen ließen, um einen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie zu leisten. Und natürlich den 7000 Freiwilligen. Erst ihr Engagement ermöglichte den logistischen Test-Kraftakt innerhalb weniger Tage.
Die schwarz-grüne Politik in Bund und Land muss sich allerdings kritische Fragen gefallen lassen. Ihr gelingt es mit ihrer Corona-Politik offenbar nicht mehr, breite Bevölkerungsschichten mitzunehmen. Viele sind müde und mürbe geworden. Die beinahe tägliche Inszenierung der Bundesregierung mit erhobenem Zeigefinger wird zwischenzeitlich als Bevormundung empfunden, nicht mehr als durchdachtes und abgestimmtes Konzept gegen das Coronavirus.
Tirol preschte dann noch vor. Aber es reicht bei Weitem nicht aus, wenn LH Günther Platter (VP) mit dem abgedroschenen und auf Du und Du getrimmten „Tirol Haltet Zsamm“ mobilisiert. Oder ständig die Losung „Dahoam bleiben“ ausgibt.
Ankündigungen aus dem Bauch heraus, Ampel-Flop, reihenweise Widersprüche, fehlende Antworten auf drängende Fragen, wie etwa die Alten- und Pflegeheime bestmöglich geschützt werden können, dafür überfallsartige Botschaften mit parteipolitischem Kalkül lassen die Menschen abschalten. Das alles erinnert ein wenig an die gescheiterten Olympiabewerbungen Tirols. Sport, Politik, Wirtschaft sowie die veröffentlichte Meinung forcierten die Großveranstaltung als gesamtwirtschaftliches Zukunftskonzept. Und die Bevölkerung sollte deshalb selbstverständlich dafür sein. Das war sie nicht, weil sie mit ihren offenen Fragen vom Verkehr über die touristische Entwicklung bis zur Umwelt von der Politik schlichtweg alleingelassen wurde.
Was kommt nach den Massentests, in welches Konzept hat sie die Gesundheitspolitik integriert, wie soll das Infektionsgeschehen mit den Lockerungen trotzdem eingedämmt werden? Eine flächendeckende Beteiligung an den Tests wäre wichtig gewesen, aber dafür hätte es eine Perspektive (Teststrategie) benötigt. Die Momentaufnahmen machen nur Sinn, wenn regelmäßig Antigenabstriche genommen werden. Wann die nächsten Testungen erfolgen, weiß konkret noch niemand. So kann Krisenmanagement freilich nicht funktionieren.
Nach den Tests ist jedoch vor der heutigen Öffnung von Schulen und vom Handel. Deshalb benötigt es in den nächsten Wochen mehr denn je Eigenverantwortung: Abstand halten, Kontakte nach wie vor beschränken und Maske tragen.

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