Rendi-Wagner und Hammerschmid warnen vor Schulschließungen: „Wenig Nutzen, aber viel Schaden“
Wien (OTS/SK) – SPÖ-Parteivorsitzende, Klubobfrau Pamela Rendi-Wagner und SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid haben heute, Donnerstag, bei einer Pressekonferenz vor Schulschließungen in Österreich gewarnt und Konzepte für einen sicheren Schulunterricht in der Pandemie vorgestellt. „Angesichts der steigenden Neuinfektionen braucht es zielgerichtete, wirksame Maßnahmen, die bei den größten Infektionstreibern ansetzen. Dafür braucht es Daten vom Contact Tracing – es ist die wirksamste Waffe im Kampf gegen die Epidemie“, so Rendi-Wagner. Derzeit seien laut Gesundheitsministerium aber nur mehr 7,5 Prozent aller Fälle nachvollziehbar. „Das ist eine Kapitulation der Bundesregierung vor dem Corona-Virus“, kritisiert die SPÖ-Chefin, dass das Contact Tracing monatelang nicht ausgebaut wurde von der Regierung. Klar sei: „Schulschließungen sind das Gegenteil von Treffsicherheit und Wirksamkeit. Denn dafür fehlt aus Sicht vieler ExpertInnen jegliche Datengrundlage und Begründung“, betont Rendi-Wagner. Die AGES bestätigt, dass Schulen keine wichtige Rolle bei der Virusverbreitung spielen. Auch die meisten westlichen Länder halten die Schulen offen. „Schulen zuzusperren ist eine Maßnahme mit wenig Nutzen, aber viel Schaden“, so Rendi-Wagner. Hammerschmid betonte: „Man kann vieles tun, um Schulschließungen zu verhindern“, denn die Schäden für die Kinder seien immens. ****
Die Folgen von Schulschließungen seien nicht nur Bildungslücken, sondern auch gesundheitliche Schäden. Die Wirtschaft wiederum warnt vor finanziellen Folgeschäden. Und: Wenn über 700.000 betreuungspflichtige Kinder zuhause bleiben müssen, müssen auch die Eltern – meist sind es Frauen – zur Betreuung zuhause bleiben, darunter auch Gesundheitspersonal. „Das verschärft das personelle Versorgungsdilemma in Spitälern, das ist fahrlässig“, warnte Rendi-Wagner. „Zusperren kann jeder. Kluge, effektive Covid-Sicherheitskonzepte für einen sicheren Unterricht erfordern mehr gemeinsame Anstrengung. Die Bundesregierung sollte in dieser Krise dem Virus mit sicheren, wirksamen Maßnahmen die Tür versperren, aber den Kindern die Tür zur Schule offenhalten.“
SPÖ-Bildungssprecherin Hammerschmid betonte, dass viele aktuelle Studien belegen, dass Schulschließungen nicht zur Eindämmung des Coronavirus beitrügen. Die AGES z.B. habe bestätigt, dass die Schulen und unter 14-Jährige keine Infektionstreiber sind. Der Anteil der Infektionen bei Kindern bis 14 Jahre am Gesamtinfektionsgeschehen ist seit dem Schulstart sogar gesunken. Viele ExpertInnen warnen daher eindringlich vor Schulschließungen. „Wie viel Evidenz braucht es noch, damit Minister Faßmann seiner Verantwortung nachkommt und sich mit Vehemenz dafür einsetzt, dass Schulen offenbleiben?“, fragt Hammerschmid. Erst gestern habe der Bildungsminister gesagt, dass Schulschließungen nicht seine Entscheidung alleine seien. Das sei, so Hammerschmid, „schwer erträglich“, denn „wir im Parlament haben Minister Faßmann breite Möglichkeiten für Verordnungen gegeben. Er ist in der Verantwortung“, so die SPÖ-Abgeordnete.
Hammerschmid erinnerte an das SPÖ-Schul-Konzept vom Sommer, zu dem eine umfassende Teststrategie gehört: „PädagogInnen müssen ins Screeningprogramm aufgenommen und regelmäßig getestet werden – auch mit Antigentests.“ Gestern haben Rendi-Wagner und Hammerschmid eine Videokonferenz mit dem deutschen Virologen Drosten abgehalten und sich auch über Sicherheitskonzepte für offene Schulen ausgetauscht.
Die SPÖ-Bildungssprecherin spricht sich des Weiteren für Schutzmaßnahmen an den Schulen wie eine Ausweitung der Maskenpflicht für PädagogInnen und ausreichend FFP2-Masken für den Unterricht aus. Weiters müsse alle 20 Minuten gelüftet werden, Raumluftreiniger können verwendet und die SchülerInnen „ausgedünnt“ werden, indem etwa Räume angemietet werden. Im Sommer sei die Zeit dafür ungenützt verstrichen. Und auch die Digitalisierung sei nicht vorangeschritten:
„Unsere Schulen sind nicht besser als im Frühling für das Homeschooling gerüstet. 140.000 Kinder sind ohne eigenes Endgerät zuhause.“ Computer seien erst mit nächstem Schuljahr im Budget veranschlagt. (Schluss) bj/ls
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