LK NÖ: Bauern brauchen Handel und Konsumenten als Partner
St. Pölten (OTS) – Am Beispiel Erdäpfel wird offensichtlich, dass Lebensmittel oft weniger wert sind als die Verpackung. Immerhin sind die Erzeugerpreise deutlicher gesunken als die Verkaufspreise im Supermarkt und liegen aktuell bei 5 bis 7 Cent pro kg für heuer häufig anfallende „übergroße“ Erdäpfel. Für sogenannte mittelfallende Ware erhalten die Bäuerinnen und Bauern 10 bis 12 Cent pro kg. Ein in der Kalenderwoche 33 durchgeführter Store-Check der Landwirtschaftskammer (LK) NÖ ergab, dass die Verkaufspreise im Lebensmitteleinzelhandel im Schnitt bei 0,93 Euro/kg liegen; die preisliche Bandbreite geht von 0,50 Euro bis 1,49 Euro/kg. Für Bioware werden im Handel im Schnitt 1,55 Euro/kg fällig, die Preisspanne reicht hier von 1,46 Euro bis 1,99 Euro pro kg.
Papiersackerl für 3 kg Erdäpfel kostet mehr als die Erzeugerpreise für große Ware
„Es ist verständlich, dass Verkaufspreise im Lebensmitteleinzelhandel Zwischenhändler und Kosten des Handels abdecken müssen, und natürlich muss auch für jeden Partner in der Wertschöpfungskette etwas übrig bleiben. Wichtig ist, dass die Verteilung der Margen fair erfolgt. Ich stelle aber zur Diskussion, wie es sein kann, dass die Verpackung der Lebensmittel mehr wert ist als das eingefüllte Produkt“, hinterfragt der Vizepräsident der LK NÖ, Lorenz Mayr, den beschriebenen Umstand. Die Recherchen der LK NÖ ergaben, dass ein Papiersackerl, das 3 kg Erdäpfel fassen kann, im Großhandel 7 Cent pro Stück kostet. Bedient man einen weiteren Vergleich, ist eine Plastik-Klappkiste im Großhandel 15 Euro wert, diese könnte etwa 15 kg Erdäpfel füllen.
„Wir Bauern arbeiten in und mit der Natur in Abhängigkeit des Wetters. Heuer gibt es daher größere Erdäpfel als üblich. Ich wünsche mir vom Handel einen Schulterschluss, auch Ware, die größer als die Norm ist, zu einem der hohen Qualität entsprechenden Preis anzubieten. Gleichzeitig wollen wir die Konsumenten dazu anregen, auch größere Erdäpfel als gewohnt in ihr Einkaufswagerl zu packen. So entsteht eine Win-win-Situation für regionale Lebensmittel und für alle Partner in der Wertschöpfungskette“, regt Mayr an.
Warum heimische Erdäpfel im Jahr 2020 deutlich größer sind
Im Jahr 2020 finden Konsumenten zumeist sehr große Erdäpfelknollen in den diversen Gebinden bei Verkaufsstellen oder im Supermarkt vor. Der Grund liegt im sehr trockenen Frühjahr, das die Erdäpfel dazu veranlasste „vorzusorgen“ und weniger Tochterknollen anzusetzen. Ab Juni herrschten schließlich in den meisten Regionen optimale Vegetationsbedingungen, daher sind die geernteten Erdäpfel auch überdurchschnittlich groß. Die Österreicherinnen und Österreicher bevorzugen kleinere Knollen, was für die Erzeugerpreise nicht förderlich ist. Die LK NÖ empfiehlt, sich auch große Erdäpfel schmecken zu lassen, da diese qualitativ genauso hochwertig sind. (Schluss)
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