Expertenrat für Integration: Corona-Krise verschärft Integrationsprobleme
Wien (OTS) – Die Corona-Pandemie hat auch Einflüsse auf die Integration von Flüchtlingen und Zuwander/innen in Österreich. Das unterstreicht ein aktuelles Papier des unabhängigen Expertenrats für Integration, in dem mögliche Auswirkungen der Krise auf die Integration eingehend thematisiert werden.
Das sind die vier wichtigsten Erkenntnisse aus dem Expertenpapier:
- Defizite in der deutschen Sprache wurden sichtbarer: Durch die
von der Bundesregierung getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus wurde laut Expertenrat ersichtlich, dass in Österreich viele Menschen mit Migrationshintergrund über herkömmliche Informationskanäle und auf Deutsch nicht rasch genug erreicht werden konnten. Die breite Informationsoffensive für Migrantinnen und Migranten in 17 Fremdsprachen sei zwar wichtig gewesen, um alle in Österreich lebenden Menschen gleichermaßen zu erreichen. Allerdings gilt weiterhin: Die deutsche Sprache ist ein Schlüssel zur Integration sowie zum Erfolg im Bildungsbereich und auf dem Arbeitsmarkt. Dies soll Migrant/innen in verpflichtenden Integrationsmaßnahmen nachdrücklich vermittelt werden, so der Expertenrat für Integration. - Homeschooling wirft Kinder mit Migrationshintergrund zurück:
Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund weisen beim Lernerfolg, wie Studien belegen, im Vergleich zu Schülerinnen und Schülern ohne Migrationshintergrund Defizite auf. Durch die Einschränkungen im Schulbetrieb und das Homeschooling dürfte sich dieser Rückstand verschärft haben. Die gezielte Förderung dieser Schüler/innen in der Sommerschule sowie die gleichzeitige Information für Eltern mit Migrationshintergrund im Rahmen der Elternkurse des Österreichischen Integrationsfonds sind wichtige Maßnahmen, um diesen Rückstand aufzuholen. Hier sieht der Expertenrat vor allem die Eltern in der Pflicht. Die Elternkurse werden ausdrücklich begrüßt, und aus Sicht des Expertenrats soll zudem eine verpflichtende Teilnahme zukünftig geprüft werden. Dem besonderen Förderbedarf von Kindern mit Migrationshintergrund müsse auch über die Krise hinaus Rechnung getragen werden. - Die Arbeitslosigkeit betrifft ausländische Arbeitskräfte noch stärker als Österreicher/innen: Aufgrund des sprunghaften Anstiegs der Arbeitslosigkeit unter Menschen mit Migrationshintergrund und aktuell rund 36.000 arbeitslosen Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten empfiehlt der Expertenrat, bereits im Land lebende arbeitslose Migrantinnen und Migranten verstärkt in jene Jobs zu vermitteln, die durch den Wegfall von ausländischen Arbeitskräften nachbesetzt werden müssen, oder in denen momentan ein besonderer Bedarf besteht.
- Segregative Tendenzen können sich während Corona verschärfen: Der Expertenrat warnt davor, dass bereits bestehende segregative Tendenzen durch die Corona-Krise verfestigt werden könnten. Verpflichtende Integrationsmaßnahmen wie Deutsch- und Wertekurse konnten während der Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus nicht stattfinden. Dass die Integrationsmaßnahmen nun wieder durchgeführt werden, stärkt insbesondere Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund. Der Expertenrat empfiehlt, Maßnahmen zur Integration von Frauen und zum Gewaltschutz verstärkt Augenmerk zu schenken.
„Ich danke dem Expertenrat für diese profunde Analyse und Maßnahmenvorschläge. Es zeigt, dass die Corona-Krise auch für die Integration eine große Herausforderung war. Probleme wie eine gewisse Abschottung und segregative Tendenzen unter Migrantinnen und Migranten sowie mangelnde Sprach- und Bildungskompetenzen sind sichtbarer und akuter geworden. Wir werden die Empfehlungen des Expertenrats in unserer Arbeit mitnehmen. Am wichtigsten ist, dass wir Integrationsmaßnahmen wieder umfassend anbieten können und diese von den Flüchtlingen und Zuwanderern auch angenommen werden“, sagt Integrationsministerin Susanne Raab.
Expertenratsvorsitzende Katharina Pabel: „Der Expertenrat für Integration legt vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ein Positionspapier vor, in dem er für die verschiedenen gesellschaftlichen Bereiche Maßnahmen zur Förderung der Integration sowohl in der kurzfristigen Bewältigung krisenbedingter Probleme als auch in mittel- und langfristiger Perspektive entwickelt hat.“
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