Ende der telemedizinischen Krankschreibung: Hat die ÖGK die Gesundheit von Patient*innen aus den Augen verloren? | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Ende der telemedizinischen Krankschreibung: Hat die ÖGK die Gesundheit von Patient*innen aus den Augen verloren?

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Wien (OTS) – Die Covid-19-Pandemie hat vieles verändert, auch die telemedizinische Krankmeldung wurde dadurch möglich. Sie ist eine sinnvolle Ergänzung zum Schutz der Patient*innen – zu jeder Zeit. Nun soll sie wieder abgeschafft werden. Medizinischen Grund gibt es dafür keinen.

Der österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin ist es unverständlich, dass die “elektronische Krankschreibung” ab September nun wieder ausgesetzt sei.

Aus medizinischer Sicht ist diese Maßnahme nicht begründbar – außerdem ist die Formulierung nicht korrekt. Nicht die “elektronische” Krankschreibung wird ausgesetzt, sondern die Möglichkeit der Krankschreibung ohne eine Ordination zu betreten -denn der Arztkontakt hat immer stattgefunden – wenn auch “nur” telefonisch oder per Videoordination.

Telemedizin ist international als sinnvolle Methodik in der ärztlichen Tätigkeit anerkannt. Während der 1. Phase der Pandemie haben wir Ärzt*innen gelernt, dieses Instrument einzusetzen. Wir kennen auch seine Grenzen nun sehr gut.

Telemedizinische Kontakte, ob per Telefon oder
Videoordination, sind persönliche, direkte Arztkontakte – sie sind nur keine physischen Kontakte.

Wir verwenden dieses Instrument aus guten Gründen:

  • Wir können so bereits im Vorfeld eine mögliche Erkrankung an Covid-19 erkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen.
  • Wir können beurteilen, ob ein physischer Kontakt mit der Ärzt*in sinnvoll und nötig ist. So halten wir die Infektionsgefahr in den Praxen insgesamt niedrig, und stellen gleichzeitig die angemessene Versorgung sicher.
  • Telemedizin kann Patient*innen mit erhöhtem Risiko schützen, und sie schützt auch alle anderen vor Infektionen jeglicher Art:
    Patient*innen, Ärzt*innen, Assistent*innen.
  • Die Krankschreibung ohne physischen Kontakt schützt auch vor unnötigen Krankenständen aufgrund vermeidbarer Infektionskrankheiten. Das kann sie immer, nicht nur während der Pandemie.

Wir Hausärzt*innen können (so wie auch Fachärzt*innen) mittels Telekontakt entscheiden, ob die Abklärung und Behandlung auf diesem Weg möglich ist, oder ob ein physischer Kontakt im Interesse der Patient*innengesundheit nötig ist.

Also können wir auf diesem Weg auch entscheiden, ob ein Krankenstand erforderlich ist oder nicht.

Auch wenn die Pandemie wieder Fahrt aufnehmen sollte: Wir wollen nicht unsere Patient*innen aus unseren Praxen “fernhalten” (Mag. Wurzer im Morgenjournal vom 21.7.)!

Wer krank ist, braucht den Arzt, direkt und persönlich. Mit oder ohne Pandemie. Alles andere ist inakzeptabel. Der physische Kontakt ist dagegen nicht immer nötig, und manchmal sogar schädlich.

Die ÖGAM empfiehlt daher dringend, die Möglichkeit zur Krankschreibung ohne physischen Kontakt beizubehalten. Sie ist ein für die Behandlung von Krankheit und die Erhaltung von Gesundheit sinnvoller Weg. Die Entscheidung zur Abschaffung der telemedizinischen Krankmeldung bedeutet aus unserer Sicht ein unnötiges Risiko für die Gesundheit von Patient*innen, Assistent*innen und Ärzt*innen in einer schwierigen Zeit.

Das Präsidium der ÖGAM

Dr. Christoph Dachs, Präsident

Dr. Susanne Rabady, Vizepräsidentin

Dr. Maria Wendler, Schriftführung

Anhang: Übersicht internationale Vorgangsweisen

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