Europa zu stärken benötigt eine klare Langzeit-Strategie
Wien (OTS) – Europas pharmazeutische Industrie ist global gesehen zwar stark, hinkt aber, verglichen mit Amerika und anderen Regionen, in einigen Aspekten nach. So stammen laut aktuellen Daten des europäischen Pharma-Dachverbandes efpia nur 23 Prozent von zwischen 2015 und 2019 zugelassenen neuen Medikamenten aus Europa, während 47 Prozent in den USA entwickelt wurden. Dementsprechend sehen auch die Ausgaben für Forschung und Entwicklung aus: 2018 gab die pharmazeutische Industrie in den USA über 62 Mrd. US-Dollar für diesen Bereich aus, in Europa war es lediglich etwas mehr als die Hälfte davon, nämlich 40 Mrd. US-Dollar (36,3 Mrd. Euro). „Wir sprechen seit Ausbruch der Corona-Pandemie intensiv von einer Re-Industrialisierung und Stärkung Europas. Das scheint gerade jetzt umso wichtiger denn je zu sein, damit wir insgesamt als Region unabhängiger werden und damit wir, speziell was die Versorgung der in Europa lebenden Patientinnen und Patienten mit bewährten und zukünftigen Therapien betrifft, diese auch sicherstellen können“, fasst Alexander Herzog, PHARMIG-Generalsekretär, einige Aspekte des neu erschienenen Reports zusammen.
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„The Pharmaceutical Industry in Figures”]
(https://efpia.eu/media/554521/efpia_pharmafigures_2020_web.pdf)
zeigt alljährlich, welchen ökonomischen Beitrag die forschende pharmazeutische Industrie in Europa leistet und welche Bedeutung sie im internationalen Umfeld hat. So beschäftigte die Branche im vergangenen Jahr in Europa 795.000 direkte Mitarbeitende und schuf dreimal soviele indirekte Arbeitsplätze, nämlich 2,5 Mio. Diese sind im übrigen überdurchschnittlich höher qualifiziert und weiblich besetzt. 118.000 der direkten Arbeitsplätze waren dem Forschungssektor zuzurechnen. Die europäische pharmazeutische Industrie generierte ein Produktionsvolumen von 275 Mrd. Euro und eine positive Handelsbilanz in Höhe von 140 Mio. Euro.
Auch wenn das generell erfreuliche Zahlen sind, so ist über die Jahre hinweg ganz eindeutig die Tendenz erkennbar, dass Europa seine Bedeutung zu gunsten von Regionen wie Brasilien, Indien und China verliert“, gibt Herzog zu bedenken. Von 2014 bis 2019 verzeichneten die europäischen Top-5-Märkte Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und UK zusammen ein Wachstum am Pharmamarkt von 5,4 Prozent. Dem gegenüber steht der brasilianische Markt mit einem doppelt so hohen Wachstum von 11,2 Prozent. Der indische Markt legte laut Report in diesen fünf Jahren um 11,1 und der chinesische um 6,9 Prozent zu.
„Vor allem in den letzten Jahren sind strategische Forschungseinheiten nach Asien abgewandert. Dieser Verlust macht Europa verletzlich. Zudem wird die Branche durch zunehmende regulatorische Vorgaben und steigende Kosten gerade auch im Forschungsbereich zunehmend geschwächt. Hier muss es den politischen Willen innerhalb der EU geben, in diesen Bereich zu investieren. Damit können wir die Widerstandsfähigkeit der Region gegenüber globalen Gesundheitsbedrohungen stärken und auch den anhaltenden Herausforderungen im Gesundheitsbereich besser begegnen. Gleichzeitig kann und möchte die Branche ein wichtiger Motor für die wirtschaftliche Erholung der EU sein. Dafür brauchen wir eine klare EU-Pharma-Strategie, die wir gerne mit den politischen Vertretern festlegen. Europa sollte nicht zu einem bloßen Konsumenten von Innovationen werden, die anderswo entwickelt werden“, sagt Herzog in Richtung EU-Politik, die derzeit eine Pharmastrategie ausarbeitet.
Über die PHARMIG: Die PHARMIG ist die freiwillige Interessenvertretung der österreichischen Pharmaindustrie. Derzeit hat der Verband 120 Mitglieder (Stand Juli 2020), die den Medikamenten-Markt zu gut 95 Prozent abdecken. Die PHARMIG und ihre Mitgliedsfirmen stehen für eine bestmögliche Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln im Gesundheitswesen und sichern durch Qualität und Innovation den gesellschaftlichen und medizinischen Fortschritt.
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