Hammerschmid fordert Ethikunterricht für alle SchülerInnen ab zehn Jahren
Wien (OTS/SK) – Die SPÖ fordert einen gemeinsamen Ethikunterricht für alle SchülerInnen. SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid hat am Montag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Eytan Reif, Sprecher des Volksbegehrens „Ethik für ALLE“, Kritik am entsprechenden Gesetzesentwurf des Bildungsministeriums geübt: „Warum sollen nur die zehn Prozent der SchülerInnen Ethikunterricht bekommen, die nicht in Religion gehen? Wir wollen, dass Kinder unterschiedlicher Konfession und Konfessionslose miteinander Themen diskutieren und reflektieren. Der Ethikunterricht soll Wertebewusstsein und Orientierung geben. Es soll um verschiedene Fragen des Zusammenlebens gehen; das hat nichts mit Religion zu tun.“ Die SPÖ will einen verpflichtenden Ethikunterricht für alle Kinder ab zehn Jahren, also schon in den Unterstufen, und auch an den Berufsschulen. ****
Die Hauptkritikpunkte am Regierungsentwurf sind, dass der Ethikunterricht erst ab dem Schuljahr 2021/22 kommen und nur die Sekundarstufe II, also die Oberstufe, betreffen soll. Berufsschulen, und damit Lehrlinge, sind ausgeschlossen. Das Hauptproblem ist, dass der Ethikunterricht nur für vom Religionsunterricht abgemeldete SchülerInnen kommen soll, das sind nur 105.000 SchülerInnen – „ein Minderheitenprogramm“, kritisiert Hammerschmid. „Besonders ärgerlich ist auch die Trickserei der türkis-grünen Regierung: Denn der Ethikunterricht soll durch die Hintertür über das Forstgesetz eingeführt werden!“, so die SPÖ-Abgeordnete. „Die Regierung versucht, mit dem im Forstgesetz verpackten Ethikunterricht – als Nebenprodukt zur Regelung von Schadholzverkauf – wieder einmal Fakten zu schaffen, um sich einer breiten Diskussion zum Schulorganisationsgesetz im zuständigen Unterrichtsausschuss zu entziehen. Das kann’s nicht sein“, so Hammerschmid.
Der Sprecher des Volkbegehrens „Ethik für ALLE“, Eytan Reif, drückte seine Enttäuschung insbesondere über die Grünen aus, die „bei dieser Trickserei mitspielen, um den Ethikunterricht nach den diskriminierenden Vorstellungen der ÖVP einzuführen“, statt Sachlichkeit in die Diskussion zu bringen. Es sei wichtig, dass Ethikunterricht und der dazugehörende Diskurs in einer pluralistisch besetzten Klasse stattfindet. Ethikunterricht in einer homogenisierten Klasse gleiche einem „Schwimmkurs in der Sandkiste“.
Das Modell des Ethikunterrichts als Pflichtersatz für den Religionsunterricht habe zudem keinen Rückhalt in der Gesellschaft:
Laut Gallup-Umfrage befürwortet die überwiegende Mehrheit der Befragten (70 Prozent) den Ethikunterricht für alle mit der Option, freiwillig zusätzlich einen Religionsunterricht zu besuchen. Das Regierungsmodell wird nur von 16 Prozent unterstützt. „Wir bezweifeln die gesellschaftliche Akzeptanz des von der ÖVP favorisierten Modells“, so der Volksbegehren-Sprecher. Religionsgemeinschaften würden dann die staatliche Aufgabe der Wertevermittlung erhalten, der Staat trete nur für die zehn Prozent der SchülerInnen in Erscheinung, die von Religion abgemeldet sind. „Ethikunterricht wird als Auffangfach nachgereiht“, kritisiert Reif und fordert: „Die SchülerInnen haben mehr verdient als Ethikunterricht im Schatten des Religionsunterrichtes.“
Ethik sei ein zentrales Thema für unsere Gesellschaft, so Hammerschmid. Gerade die Corona-Krise habe uns vor Augen geführt, wie wichtig ethische Reflexion ist, Stichwort Einschränkung der Freiheitsrechte zum Gesundheitsschutz oder die Triage-Entscheidungen der Ärzte in Italien. Auch die Klimakrise, die Digitalisierung oder der Tierschutz böten viel Stoff zur ethischen Reflexion und Diskussion. „Im Ethikunterricht geht’s um Fragen des Zusammenlebens, die uns alle betreffen. In der Corona-Zeit wurde das Gemeinsame stets unterstrichen, aber beim Ethikunterricht wird separiert, das ist unlogisch“, so die SPÖ-Bildungssprecherin. (Schluss) bj/sc
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