Bürgerinitiative „Zukunft Hernals“: Wenn’s wichtig ist, dann lieber nicht mit der Post
Wien (OTS) – Post AG will Verbauung von großen Sportflächen in Hernals durchziehen
- Verkehrskollaps, Konflikte zwischen Sportlern und Anrainern vorprogrammiert
- Post stellt Gewinnmaximierung vor Erhalt von Sport- und Grünflächen
Mit den neuen Stellungnahmen für den Petitionsausschuss am 3. Juni beenden Post und Stadt das planerische Geisterspiel. Sie zeigen, dass die Verbauungen ohne Abstriche durchgezogen werden sollen.
Eiertanz, olympisch
Die Post verspricht eine „Bebauung in Randzonen“ und plant Umwidmungen, die ca. 20% der Gesamtfläche ausmachen. Auf Grund der Rahmensetzungen der Stadt Wien sind mehrere bis zu 6-geschoßige Gebäude auf 30.000 m² möglich. Das entspricht 6 Fußballfeldern. Eine Randzone quer durch das Gelände, sozusagen.
Während sich die Politik auf den Erhalt der „Funktion“ fixiert, spricht die PostAG von „Flächenanpassungen und Schwerpunktsetzung.“ Mit gestrecktem Bein grätscht hier die Post dem Sportstättenschutzgesetz in die Knie. Die Stadt, eigentlich Schiedsrichter, erkennt kein Foul. – Ein abgekartetes Spiel? Anträge auf den vollständigen Erhalt der Gesamtsportflächen wurden mit rot-grüner Mehrheit abgelehnt. Sowohl auf Bezirks- wie auf Gemeindeebene.
Vollkommen ignoriert wird hier der Stadtentwicklungsplan, der eine Fläche von 3,5 m² Sportfläche pro Einwohner fordert. Analysiert man die aktuell zur Verfügung stehenden Flächen in den Bezirken Hernals, Währing und Ottakring, kommt man auf einen Wert von 1,58 m². Gerade mal die Hälfte des definierten Qualitätsstandards – Der nun weiter dezimiert wird.
Seitenwechsel, Grünflächenreduktion
Die Stellungnahmen der Post bedienen sich allgemein eher verzerrter Logik: Der permanente Verlust der Grünflächen soll eine „Erhaltung und Verbesserung der Grünraumqualität“ des Areals erreichen.
„Die bisherige Ausstattung an naturnahen Flächen ist […] gering. Daher wird angestrebt, eine höhere naturräumliche Ausstattung’’ zu entwickeln.
Wie soll Verbauung die naturräumliche Ausstattung erhöhen? – Vor allem, wenn das „Arten- und Lebensraumschutzprogramm“ der Stadt Wien bereits 1997 das Areal mit seinen unverbauten Baumzeilen als „ökologisches Rückgrat des Stadtgebietes […].“ ausweist?
Und wie soll Verdichtung die Grünraumqualität eines Areals verbessern, das die Wiener Hitzekarte bereits jetzt als Risikogebiet einstuft?
Abseitsfalle
„Unbestritten ist, dass die Sportstättenanlage am Postsportareal über keine zeitgemäße Ausstattung verfügt und hohen Sanierungsbedarf hat.“ (Post AG)
Das ist zentrales Argument der Post. 1000 Wohnungen sollen entstehen, mindestens 2500 Einwohner angesiedelt werden, um die Investitionen zu tilgen. Doch warum ist die Situation der Anlage so prekär?
Hier kommt der 1919 gegründete Postsportverein ins Spiel. Der gemeinnützige Verein betreibt und erhält seit Jahrzehnten im Auftrag der Post die Anlage. Einnahmen lukriert der Verein in erster Linie durch schwächelnde Mitgliedsbeiträge.
Konfrontiert man den Verein mit dem Manko, sind Sündenböcke schnell gefunden: Grundeigentümerin investiert nicht, sondern verpachtet. Nutzender Verein investiert nicht, sondern verweist auf Bund und Gemeinde. Bund und Gemeinde investieren nicht, haben sie ja weder Anteil an Pachteinkünften, noch ist das Vereinsgelände öffentlich.
Pressing: Druckmittel „Christine Nöstlinger Park“
Im Zuge der Planungsaffäre offenbart sich ein Fauxpas: Denn ebenfalls auf dem Grund der Post liegt der Christine-Nöstlinger-Park, ehemals Lidlpark
Was die Stadt hier verabsäumt hat, nutzt nun die Post als Druckmittel: Vertraglich gesichert hat die Stadt nämlich keinerlei Nutzungsrechte. Vergrämt man den Grundeigentümer, droht der Verlust des öffentlichen Parks. Ein Druckmittel, das von der Post offen diskutiert wird, die Stadt im Gegenzug gerne unter den Tisch gekehrt wüsste.
Schlusspfiff
Für die Bürgerinitiative „Zukunft Hernals“ ist eindeutig: Die Post hat lang fällige Investitionen hintangestellt, um nun durch deren Verzug die Stadt zu Umwidmungen zu bewegen. Die Umwidmungen stehen in klaren Widerspruch zu den von der Stadt gesetzten Zielen in punkto Stadtentwicklung und Klima- und Naturschutz.
Die von der Post zu tätigenden Investitionen sind von einem börsennotierten Unternehmen mit einem Jahresüberschuss von 155 Mio. Euro leicht ohne Umwidmungen tragbar. Ein besseres Sportkonzept wird dem Eigentümer auch höhere Einnahmen erlauben und die Wirtschaftlichkeit des Areals langfristig erhöhen.
Eines ist klar: Die aus dem unreflektierten Projekt entstehenden Nachteile trägt der Steuerzahler. Die Beschneidung des Sportzugangs, die verheerenden Folgen für Natur und Umwelt, der Verlust von Freiflächen und die klimatischen Konsequenzen der Bebauung werden weit über das Areal hinaus spürbar sein.
Der vorausprogrammierte Kollaps auf Verkehrswegen, Engpässe in Gesundheits- und Bildungseinrichtungen – Sämtliche Folgekosten werden selbstredend auf Bund und Gemeinde ausgelagert.
Sollte dies geschehen, sollte die Post AG ihren Slogan dringend überarbeiten:
Der Steuerzahler bringt’s, denn: Die Post nimmt allen was.
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