Leistungsbilanz 2019 historisch gesehen mit drittbestem Ergebnis
Wien (OTS) – Österreichs Leistungsbilanz erreichte nach vorläufigen Daten im Jahr 2019 mit 10,5 Mrd EUR den dritthöchsten jemals verzeichneten Überschuss. Vor Ausbruch der Coronakrise Anfang 2020 – zu deren Auswirkung derzeit noch keine gesicherten Daten vorliegen – durchlief die österreichische Außenwirtschaft eine ausgesprochene Erfolgsphase. Neben dem auf historisch hohem Niveau liegenden Güterhandel wurde diese vor allem durch die strukturell wichtigste Einnahmequelle, den Reiseverkehr getragen. Nach Schätzungen der Welttourismusorganisation (UNWTO) ist im Jahr 2020 jedoch mit einem Einbruch des internationalen Tourismus im Ausmaß von 60 Prozent bis 80 Prozent zu rechnen. Auch im Güterhandel signalisiert der auf LKW-Fahrleistungen basierende Exportindikator der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) seit Mitte März 2020 einen Rückgang der Ausfuhren, der sich im April deutlich (auf –27 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat) beschleunigte. Im Mai zeichnet sich ein etwas geringerer Rückgang ab.
Österreichs Leistungsbilanz schloss im Jahr 2019 mit einem Plus von 10,5 Mrd EUR und übertraf damit das ohnehin schon ausgezeichnete Ergebnis des Jahres 2018 (+9,0 Mrd EUR). Nur in den Boomjahren 2007/2008 (+10,8/+13,2 Mrd EUR) konnten noch höhere Überschüsse erzielt werden. „Damit stellt Österreich erneut seine prinzipiell hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis“, erläutert OeNB-Vize-Gouverneur Gottfried Haber.
Wie in den vergangenen Jahren war der Reiseverkehr (+10,2 Mrd EUR) die tragende Säule dieses Erfolgs. Österreich verzeichnete die höchsten Nettoerlöse aus den drei Hauptzielländern des heimischen Tourismus, Deutschland (+6,9 Mrd EUR), den Niederlanden (+1,3 Mrd EUR) und der Schweiz (+1,2 Mrd EUR). Die höchsten Nettoaufwendungen stammen aus den Hauptreisedestinationen der Österreicherinnen und Österreicher, nämlich Kroatien (– 0,9 Mrd EUR), Italien (–0,6 Mrd EUR) und Griechenland (–0,4 Mrd EUR). Schätzungen der Welttourismusorganisation (UNWTO) lassen für das Jahr 2020 – je nach Dauer und Umfang der durch COVID-19 bedingten Reiseeinschränkungen, beispielweise zeitlich beschränkte Grenzkontrollen und Einreisestopps, – einen weltweiten Rückgang der Ankünfte ausländischer Touristen im Ausmaß von 60 Prozent bis 80 Prozent erwarten. Daten der Statistik Austria weisen auf einen massiven Einbruch internationaler Ankünfte in Österreich im März 2020 (–70 Prozent) hin.
Unternehmensbezogene Dienstleistungen haben seit 2008 (+5,3 Mrd EUR) stetig an Bedeutung verloren und bilanzierten 2019 nahezu ausgeglichen (+0,2 Mrd EUR).
Im Güterhandel hat die Dynamik 2019 deutlich nachgelassen. Sowohl die Güterexporte (153,2 Mrd EUR) als auch die Importe (149,5 Mrd EUR) zeigten mit jeweils +1 Prozent ein verlangsamtes Wachstum. Im Jahr 2018 lagen die Zuwächse noch bei 7,8 Prozent bzw. 6,3 Prozent. Per saldo lagen die Einnahmen aus dem Güterverkehr mit +3,8 Mrd EUR aber immer noch auf einem historisch hohen Niveau.
Österreichs wichtigster Absatzmarkt für Güter blieb weiterhin die Europäische Union (EU), in die 68 Prozent aller Güterexporte gingen. Der Euroraum steht für 51 Prozent der Ausfuhren, wobei der wichtigste Handelspartner Deutschland Waren im Wert von 42,7 Mrd EUR (28 Prozent aller Güterexporte) absorbierte. Ein ähnliches Bild zeigten die Güterimporte, die zu 74% aus der EU bzw. zu 58% aus dem Euroraum kamen. In der regionalen Saldo-Betrachtung ist weiterhin der Beitrag der USA, der im Vergleich zum Vorjahr fast unverändert geblieben ist, mit +7,7 Mrd EUR der höchste.
Die Auswirkungen der 2020 einsetzenden COVID-19-Pandemie auf Österreichs Außenwirtschaft zeichnen sich in den Ergebnissen des aktuellen Exportindikators der OeNB ab, der die Entwicklung der Güterexporte auf Basis von LKW-Fahrleistungen schätzt. Im März 2020 ergab sich ein Rückgang der nominellen Güterexporte um 10,4 Prozent, der sich im April auf 27,3 Prozent beschleunigte. Daten zur wöchentlichen LKW-Fahrleistung zeigen jedoch, dass sich der Rückgang zuletzt abgeschwächt hat und die Güterexporte im Mai weniger stark zurückgehen werden als noch im April.
Der Kapitalverkehr mit dem Ausland war im Jahr 2019 durch eine deutliche Verbesserung der Nettovermögensposition Österreichs geprägt, die auf einen historischen Höchststand von 38,4 Mrd EUR kletterte (2018: 14,2 Mrd EUR).
Die Bestände österreichischer Direktinvestoren im Ausland erreichten mit 209 Mrd EUR ebenso eine neue Rekordmarke wie jene der ausländischen Investoren in Österreich (183 Mrd EUR). Etwa drei Viertel aller Direktinvestitionen in Österreich haben ihren Ursprung in Europa, dieser Anteil ist seit vielen Jahren sehr stabil. Asien wurde aber mit 11,7 Prozent aller passiven Direktinvestitionen im Jahr 2019 erstmals zur wichtigsten außereuropäischen Quellregion.
Das grenzüberschreitende Wertpapiergeschäft Österreichs war 2019 aktiv- wie passivseitig durch Nettozukäufe gekennzeichnet, nachdem 2018 per saldo Papiere abgestoßen worden waren. Österreichische Anleger zeigten vor allem Interesse an Investmentzertifikaten (+5,0 Mrd EUR), ausländische Investoren kauften insbesondere Bankanleihen zu (+10 Mrd EUR).
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