75 Jahre Kriegsende: Fritz Dittlbacher für „Menschen & Mächte“-Doku-Premiere auf sehr persönlicher Spurensuche in Mauthausen
Wien (OTS) – Namenlos werden, kategorisiert und nummeriert, die Auslöschung des Individuellen, Entpersönlichung, eine der vielen Facetten des jahrelangen KZ-Terrors. Jene, die ihn etwa im Konzentrationslager Mauthausen überlebten, erhielten Namen und Menschenwürde am 5. Mai 1945 zurück, dem Tag der Befreiung durch US-Truppen. Nun öffneten sich die Tore. Doch was bedeuten Freiheit und wieder Mensch sein nach dem Holocaust? Wie kehrt man zurück ins normale Leben ohne Todesangst – im Wissen um die irreparable Beschädigung von Lebensperspektiven oder die Auslöschung der gesamten Familie? Das KZ Mauthausen verortet den Schrecken des NS-Regimes, ebenso wie dessen Nebenlager. Mauthausen, Auschwitz oder Dachau stehen aber auch für die Schuld. Wohl auch, um allen anderen die Möglichkeit zu geben, sich davon zu distanzieren: Das wirklich Schlimme, das habe schließlich dort stattgefunden, alle anderen konnten nichts davon wissen.
75 Jahre nach der Befreiung des KZ Mauthausen hat sich ORF-Reporter Fritz Dittlbacher in Mauthausen umgesehen. In der Gedenkstätte oben am Hügel, aber auch im Ort unten an der Donau. Im Rahmen des ORF-Programmschwerpunkts „75 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg“ (Details unter presse.ORF.at) versucht Dittlbacher das KZ Mauthausen in seiner „Menschen & Mächte“-Dokumentation „Wieder ein Mensch sein und nicht nur eine Nummer“ am Dienstag, dem 5. Mai 2020, um 22.30 Uhr in ORF 2 nicht als eine von der Umgebung isolierte und abgekoppelte Todeszone zu betrachten. Konzentrischen Kreisen gleich erweitert er den Blick in die Umgebung des Lagers, bis hin in die idyllische Marktgemeinde Mauthausen, unten am Donauufer gelegen. Ein Name steht hier für zwei völlig unterschiedliche historische Lebenswirklichkeiten.
Dittlbacher, selbst Oberösterreicher, thematisiert in seiner Doku-Premiere nicht nur die Jahre des Terrors zwischen 1938 und 1945, sondern auch die wichtige, selten gestellten Frage: Wie war es danach? Wie gingen die Menschen der Umgebung mit dem „Danach“ um, Bauern und Gewerbetreibende, die von Warenlieferungen ins KZ profitierten und Gewinne machten? Wie erlebten die Ortsbewohner/innen von Mauthausen die NS-Jahre, wie haben sie die „Geschichte der Nähe zur Todesmühle“ aufgearbeitet? Was bedeutet Gedenken heute? Erinnerung ist auch immer eine Form der Begegnung, eine Begegnung mit dem individuellen historischen Gedächtnis und seiner Vielschichtigkeit. All dem spürt der Gestalter nach. Die Auskunftspersonen bei dieser Spurensuche sind die letzten Überlebenden des Konzentrationslagers, die Menschen, die rund ums KZ gelebt haben, zum Teil auch dort gearbeitet haben, als Zivilangestellte. Es geht um die Familien der Opfer und der Täter, die immer noch in Mauthausen leben. Und es geht um die Menschen von heute, um den Bürgermeister, um die Direktorin der Gedenkstätte, um die Schüler/innen des Ortes. Um den Fußballklub, der zu Kriegszeiten eine SS-Mannschaft war.
Es geht auch darum, wie der Markt Mauthausen heute immer noch im Schatten der NS-Zeit liegt. Und auch darum, wie die Erinnerung daran eben nicht an Mauthausen, Dachau oder Auschwitz ausgelagert werden darf. Fritz Dittlbacher illustriert auch anhand seiner eigenen Geschichte, anhand der Urgroßmutter, die im KZ war, wie sehr diese Zeit in jede Familie hineingewirkt hat und immer noch hineinwirkt. Wie sehr man danach bemüht war, nur noch nach vorne zu schauen, in die Zukunft, und ja nicht in die Vergangenheit mit ihrer Schuld und ihren Untaten.
Stefan Ruzowitzkys Oscar-prämiertes KZ-Drama „Die Fälscher“
Basierend auf den Erinnerungen des Holocaust-Überlebenden Adolf Burger schildert Stefan Ruzowitzkys Oscar-gekrönte Produktion „Die Fälscher“ (23.20 Uhr) vor dem historischen Hintergrund einer der größten Geldfälschungsaktionen der Geschichte – der Aktion Bernhard – ein KZ-Drama zwischen Überlebenstrieb und Überlebensschuld. Zu sehen sind u. a. Karl Markovics, August Diehl, Marie Bäumer und Dolores Chaplin.
Bereits um 11.30 Uhr findet live in ORF 2 der diesjährige „Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus“ im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus an einem ungewöhnlichen Ort und in ungewöhnlicher Form statt. Bedingt durch die Corona-Krise wird die offiziell als Sondersitzung der Präsidialkonferenzen von Nationalrat und Bundesrat titulierte Gedenkveranstaltung im Dachfoyer der Hofburg abgehalten.
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