Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 28. April 2020. Von WOLFGANG SABLATNIG. „Richtige Fragen, falsche Antwort“.
Innsbruck (OTS) – Rund um das Hochfahren der Schulen gibt es noch viele Punkte, die auch im Interesse der Kinder und Jugendlichen einer Klärung bedürfen. Für die Sorge um freie Tage fehlt aber das Verständnis.
Es geht nicht um die freien Tage“, sagt Lehrergewerkschafter Paul Kimberger zu seiner Kritik am Öffnungsplan von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) für die Schulen. Kimberger hat Recht. Sein Problem ist nur, dass er selbst die freien Tage ins Spiel gebracht hat, gleich mit dem schweren Vorwurf des „Gesetzesbruchs“. Vor allem bei denen, die der Lehrerschaft ohnehin nicht wohl gesonnen sind, bleibt übrig, die Gewerkschaft wolle nur Privilegien verteidigen.
Dabei gibt es genug zu sagen. Lob für viele Lehrer zum Beispiel: Die Umstellung auf „Home Schooling“ stellt viele Pädagoginnen und Pädagogen vor große Herausforderungen. Die Palette ihrer Antworten ist so breit wie die Bereitschaft, mit der (Computer-)Zeit zu gehen. Sehr viele bemühen sich nach besten Kräften, in kürzester Zeit zu lernen, wie sie mit ihren Schülerinnen und Schülern in Kontakt bleiben können. Manchmal gelingt das besser, manchmal schlechter. Andere Pädagoginnen und Pädagogen beweisen, was sie am Computer draufhaben. Freilich – das sei nicht verschwiegen – gibt es auch diejenigen, die für den Fernunterricht handgeschriebene Zetteln kopieren oder per WhatsApp verschicken.
Und ja, viele Lehrer müssen Kindern nachtelefonieren, weil diese sonst nicht erreichbar wären – die Verantwortung dafür ist wohl bei den Eltern zu suchen.
Von Minister und Behörden werden sie dabei nicht immer gut bedient. Ja, auch für Faßmann und die Bildungsdirektionen ist vieles neu. Aber wie war das mit den Zwickeltagen? Hat man Schulen, Direktoren und Lehrer ausreichend informiert? Oder hat Faßmann wirklich erst am Samstag im Radio davon gesprochen, dass die schulautonomen Tage ausfallen? Wissen die Schulen alles, was sie wissen müssen, damit sie den Unterricht hochfahren können? Gibt es genug Personal, um neben dem Unterricht auch Betreuung anbieten zu können? Gibt es handhabbare Vorgaben für Abstand und Gruppengrößen? Oder lässt man die Schulen im Ungewissen, in der Hoffnung, dass sie schon Lösungen finden werden? Kimberger stellt richtige Fragen. Niemand kann Interesse haben, dass sich an Schulen neue Corona-Nester bilden.
Kimberger gibt aber die falsche Antwort, wenn er die schulautonomen Tage ins Spiel bringt. Diese bedienen selbst in normalen Zeiten den Neidkomplex. In Corona-Zeiten fehlt das Verständnis zur Gänze. Viele Menschen wären froh, wenn sie arbeiten könnten.
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