Corona-Krisenstäbe schließen Expertise von Menschen mit Behinderungen aus
Wien (OTS) – Viele Menschen mit Behinderungen, zu denen auch Menschen mit chronischen Erkrankungen zählen, gehören zur sogenannten Risikogruppe und haben aufgrund der notwendigen einschränkenden Maßnahmen während der Corona-Krise zu kämpfen. Sei es, weil z.B. Schutzbekleidung für Persönliche Assistent*innen fehlt, oder weil Unterstützungsangebote weggebrochen sind.
Expert*innen in eigener Sache
Aufgrund der zahlreichen umwelt- und einstellungsbedingten Barrieren benötigen Menschen mit Behinderungen zusätzliche Unterstützungsformen, um gleichberechtigt am Leben teilhaben zu können. Ihre individuellen Lebensrealitäten und Erfahrungen mit Barrieren machen Menschen mit Behinderungen zu Expert*innen in eigener Sache. Der Grundsatz der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung heißt daher: Nichts über uns – ohne uns. Dieses Prinzip sieht auch die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen als grundlegend an. Sie stellt fest, dass Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit haben müssen, aktiv an Entscheidungsprozessen mitzuwirken.
Menschen mit Behinderungen müssen in Krisenstäben vertreten
sein
„Trotz der Verpflichtung zur umfassenden Partizipation fehlt die Expertise von Menschen mit Behinderungen in den Corona-Krisenstäben von Republik und Ländern, wie die Besetzung deutlich macht. Menschen mit Behinderungen werden von weitreichenden und richtungsweisenden Entscheidungen, die auch sie betreffen, ausgeschlossen“, stellt Christine Steger, Vorsitzende des Monitoringausschusses, fest. Das könne fatale Auswirkungen haben. „Damit werden ihre Anliegen in der Corona-Krisenzeit ungehört bleiben und Entscheidungen, wie so oft, ohne Menschen mit Behinderungen und ihre Expertise getroffen. Um der UN-Konvention gerecht zu werden, müssen zwingend auch Menschen mit Behinderungen an den Tischen der Entscheidungen sitzen – während dieser Krisenzeit und auch sonst“, fügt Steger hinzu.
Alte Muster haben ausgedient – es braucht Partizipation!
Herbert Pichler, Präsident des Österreichischen Behindertenrates ergänzt: „Diese Krise lässt viele Entscheidungsträger*innen auf alte Muster zurückgreifen, die wir schon längst ausgestorben hofften. Es reicht wieder, wenn Menschen mit Behinderungen ‚warm – satt – sauber – weggesperrt und leise‘ sind. Mitsprache und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen müssen möglich gemacht werden. Nach dem ersten Schock der Krise muss wieder zum menschenrechtlich basierten Ansatz von Behinderung zurückgekehrt werden. Das Sozialministerium geht hier erste positive Schritte, wofür wir dankbar sind. Es ist dringend nötig, dass auch alle anderen dem Vorbild des Sozialministeriums jetzt folgen!“
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