PRAEVENIRE: Durch bessere Zusammenarbeit das Potenzial aller Gesundheitsberufe nützen
Wien (OTS) – Österreich verfügt über ausgezeichnet ausgebildete Fachkräfte in Gesundheitsberufen auf allen Ebenen. Allerdings wird das Potenzial zu wenig genützt, waren sich die Expertinnen und Experten des PRAEVENIRE Gipfelgesprächs zum Thema Gesundheitsberufe einig. Eine vor zwei Jahren veröffentlichte Studie der London School of Economics zeigt, dass eine stärkere Einbindung vor allem der Apothekerinnen und Apotheker sowie Fachkräfte aus dem Pflegebereich eine starke Entlastung des Spitalsbereichs bewirken würde.
Wesentlich sei eine konkrete Definition einer abgestuften Betreuung von Patientinnen und Patienten, damit sie bestmöglich durch das Gesundheitssystem gelotst werden. Dazu müsse man überlegen, welche Berufsgruppe welche Aufgabe übernehmen könne. Unbestritten sei, so die Expertinnen und Experten, die freie Arztwahl. Allerdings müsse man den derzeit praktizierten freien Einstieg der Patientinnen und Patienten in die höchsten Versorgungsebenen im Gesundheitssystem durch eine bessere Begleitung der Erkrankten umlenken. Um das zu erreichen, müssen aber auf der Grundversorgungsebene entsprechend kompetente Guides und Guide-Systeme stehen. Internationale Vergleiche zeigen, dass Primärversorungseinheiten sowie der Zusammenschluss von Fachärztinnen und -ärzten den Patientinnen und Patienten genau jene Versorgungsqualität geben könnten, die sie momentan auf direktem Weg in die für das Gesundheitssystem teureren Spitalsambulanzen suchen würden.
Ausbildung anpassen
Überlegenswert sei, so die Expertinnen und Experten, bei den tertiär ausgebildeten Gesundheitsberufen eine gemeinsame Basisausbildung zu implementieren, nach der sich die Berufsgruppen in einzelnen Zweigen spezialisieren. Das würde auch mehr zu gegenseitigem Verständnis und gegenseitiger Wertschätzung führen. Ebenso müsse es eine stärkere vertikale Durchlässigkeit im System geben, bei denen Personen in Assistenzberufen Aufstiegschancen durch Qualifikationsmöglichkeiten bekommen. Zudem müsse man schon jetzt überlegen, ob und für welche Gesundheitsberufe Kompetenzerweiterungen möglich sind und welche medizinischen (Assistenz-)Tätigkeiten nur in Abstimmung und unter Aufsicht einer Ärztin oder eines Arztes oder auch selbstständig durchgeführt werden dürfen. Um einen besseren Überblick zu bekommen, welche Berufsgruppen und welche Ausbildung überhaupt vorhanden sind, soll das Gesundheitsberuferegister erweitert werden.
Corona-Krise als Chance für Veränderungen
Bei allem Leid und Problemen, die die derzeitige Corona-Krise auch in Österreich auslösen, sehen die Expertinnen und Experten auch positive Entwicklungen. So würden beispielsweise Funktionen wie das e-Rezept derzeit einer Bewährungsprobe unterzogen, der sie sehr gut standhalten. Auch elektronische Krankschreibungen und telemedizinische Anwendungen wie die Tele-Visite werden derzeit praktiziert. Hier sollte das österreichische Gesundheitssystem nach der Corona-Krise keine Rückschritte machen, sondern diese Funktionalitäten beibehalten, appellierten die Expertinnen und Experten. Auch Online-Anwendungen wie eine Gesundheitsapp, die die Patientinnen und Patienten anleitet und erste Fragen klärt, was zu tun ist, wären mit relativ einfachen Mitteln zu realisieren. Hierfür könnte auf die Erfahrungen der Gesundheitshotline 1450 zurückgegriffen werden. Dennoch müsse es weiterhin parallel die Möglichkeit geben, Gesundheitsfragen auch in einem persönlichen Gespräch mit einer Medizinerin oder einem Mediziner abzuklären.
Beim Themenkreis Gesundheitsberufe für das Weißbuch „Zukunft der Gesundheitsversorgung“ wirken u.a. mit:
Mag. pharm. Monika Aichberger, Dr. Alexander Biach, Mag. Werner Fischl, Mag. pharm. Gunda Gittler, Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant, PhDr. Andrea Gruber, MSc, MBA, Dr. Michael Halmich, LL.M., Mag. pharm. Gernot Idinger, aHPh, Iniv.-Prof. Dr. Lars-Peter Kamolz, Ass.-Prof. Dr. Wolfgang Köle, Andreas Kolm, MA LL.M., Mag. Dr. Elisabeth Messinger, aHPh, Bakk. Anna Papaioannou, Dr. Sigrid Pilz, Dr. Erwin Rebhandl, Univ.-Prof. Dr. Alexander Rosenkranz, Mag. Silvia Rosoli, Hon.-Prof. (FH) Dr. Bernhard Rupp, Mag. Martin Schaffenrath, MBA, MBA. MPA, Mag. Kurt Schalek, Dr. Günther Schreiber, Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Sperl, Univ.-Prof. DI Dr. Hannes Stockinger, Mag. pharm. Thomas W. Veitschegger (Stand 26.3.2020)
PRAEVENIRE Weißbuch
„Wir konnten mit dem Gipfelgespräch zum Thema Gesundheitsberufe bereits bei einem Drittel der geplanten 15 Themenkreise die finale Phase abschließen. Ziel ist dabei das Erreichen eines Konsenses von zumindest 75 Prozent über die Vorschläge und Inhalte unter den mitwirkenden Expertinnen und Experten sowie Kooperationspartnern. Ich möchte mich bei den Mitwirkenden aller Themenkreise bedanken, dass sie, trotz der derzeitigen Situation, mit großem Engagement an der Erstellung des Weißbuches arbeiten“, so PRAEVENIRE Präsident Dr. Hans Jörg Schelling.
Bis Ende April finden zu den 15 Themenkreisen die abschließenden Gipfelgespräche statt. Im Mai erfolgt im Rahmen der 5. PRAEVENIRE Gesundheitstage im Stift Seitenstetten die Präsentation und Diskussion des Weißbuchs „Zukunft der Gesundheitsversorgung“ (Version 2020) durch PRAEVENIRE Präsident Dr. Hans Jörg Schelling. Auch wird im Mai die Übergabe des Weißbuchs an die Bundesregierung und die Landesregierungen erfolgen.
5. PRAEVENIRE Gesundheitstage im Stift Seitenstetten
Die 5. PRAEVENIRE Gesundheitstage im Stift Seitenstetten finden vom 27. – 29. Mai 2020 statt. In diesen Tagen wird der Verein PRAEVENIRE mit dem Weißbuch „Zukunft der Gesundheitsversorgung“ Version 2020 sowohl erste Vorschläge zur Optimierung der Gesundheitsversorgung präsentieren als auch mit Top-Expertinnen und –Experten an einer Weiterentwicklung arbeiten. Informationen zu Programm und Anmeldung unter [www.praevenire.at] (http://www.praevenire.at/)
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