NR-Präsident Sobotka: Kultur der Roma und Sinti ist ein Bestandteil der österreichischen Identität
Wien (PK) – „Das Rohrbomben-Attentat von Oberwart war ein perfider Anschlag auf die demokratischen Grundwerte“, sagte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka gestern Abend im Rahmen einer Gedenkfeier für die Opfer des Terroranschlags in Oberwart. Der Mord an vier Roma vor 25 Jahren bleibe nicht nur unvergessen, das Geschehen habe auch die Gesellschaft in Österreich verändert, sagte der Nationalratspräsident. „Der gesellschaftliche Zusammenhalt ist wieder verletzlich geworden, obwohl wir bereits geglaubt haben, die Schrecken des Nazireiches und seiner Vernichtungsmaschinerie seien endgültig überwunden“.
In der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 1995 kam es zu einem der schrecklichsten Terroranschläge in der Geschichte der Zweiten Republik. Vier junge Männer aus der Volksgruppe der burgenländischen Roma, Peter Sarközi, Josef Simon sowie Karl und Erwin Horvath starben beim Versuch, ein Schild mit einer rassistischen Parole zu entfernen, hinter dem sich tatsächlich eine Rohrbombe verbarg.
„Die Kultur der Roma und Sinti ist ein Bestandteil der österreichischen Identität, die durch Vielfalt und ein klares Bekenntnis zu den Volksgruppen geprägt ist. Daher war die Anerkennung der Roma als Volksgruppe im Dezember 1993 ein wesentlicher Schritt“, erklärte Sobotka. Er sprach sich dafür aus, dass die Auseinandersetzung mit der Geschichte der österreichischen Volksgruppen in den Schulen verankert und gefördert wird. Ein friedliches Miteinander aller Bevölkerungsgruppen in Österreich müsse ein gemeinsames Ziel sein, unterstrich der Nationalratspräsident.
Sobotka: Dürfen Augen nicht vor weiterhin bestehender Roma-Feindlichkeit und vor Rassismus verschließen
„In der Nacht von 4. auf 5. Februar 1995 haben wir alle gesehen, was Hass, Extremismus und Fremdenfeindlichkeit anrichten“, sagte Nationalratspräsident Sobotka in seiner Ansprache in Oberwart. „Als Republik Österreich tragen wir Verantwortung. Keiner darf daher die Augen vor der weiterhin bestehenden Roma-Feindlichkeit verschließen“, mahnte der Nationalratspräsident. Das Erinnern lebendig zu halten bleibe eine unerlässliche Aufgabe. Erinnern müsse eine Haltung sein, die wir als Teil unseres Lebens verinnerlichen.
Der Kampf gegen jede Form von Extremismus sei für eine von demokratischen Grundwerten geprägte Gesellschaft essentiell, betonte Sobotka. „Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Gesellschaft durch Hass, Extremismus und Fremdenfeindlichkeit gespalten wird“, sagte er weiter. „Wenn das Gedenken einen Sinn haben soll, dann kann es nicht nur darum gehen, den Familien der Opfer immer wieder unsere Anteilnahme zu bezeugen. Sein Sinn besteht vielmehr darin, uns in Erinnerung zu rufen, dass wir im täglichen Leben daran gemessen werden, dass wir erkennen, wo die kleinen Anfänge des Rassismus, des Ausgrenzens zutage treten, und die Stimme dagegen erheben. Wenn das nicht reicht, müssen wir auch den Schritt an die Öffentlichkeit machen und auch den Weg zur Polizei gehen, wenn rote Linien überschritten werden“, so der Nationalratspräsident.
„Wir dürfen nicht müde werden, weiter gegen jede Form von Vorurteilen und Diskriminierung entschieden aufzutreten. Dabei ist es wichtig, wirksame Gegenstrategien zu entwickeln. Auch in sozialen Medien dürfen Hass und Hetze keinen Platz finden. Sie sind in jeder Form abzulehnen und zu verurteilen“, betonte Nationalratspräsident Sobotka. (Schluss) sox
HINWEIS: Fotos von dieser Gedenkveranstaltung finden Sie auf der Website des Parlaments.
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