„Erschreckende Unwissenheit des politischen Mitbewerbers verunsichert Bevölkerung“ | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

„Erschreckende Unwissenheit des politischen Mitbewerbers verunsichert Bevölkerung“

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Klagenfurt (OTS) – „Stellen Sie sich vor, eine Partei wirbelt sämtliche Gesundheitsthemen durcheinander, konstruiert aus der Luft gegriffene Drohszenarien, beschwört Ärzteengpässe und legt vermeintliche Lösungsvorschläge vor, die weder Hand noch Fuß haben – genau das praktiziert derzeit die Kärntner FPÖ und schafft damit massive Verunsicherung in der Bevölkerung“, stellt heute, Donnerstag, Gesundheitsreferentin Beate Prettner im Vorfeld des Sonderlandtages fest. Dieser wird auf Verlangen der FPÖ zum Thema Notärzemangel abgehalten. Prettner wird dabei mit 23 dringlichen Fragen konfrontiert. „Fragen, die zum einen zeigen, wie erschreckend unwissend die FPÖ in Gesundheitsbelangen ist; Fragen, die mir aber zum anderen die Möglichkeit geben, Klarheit zu schaffen“, sagt Prettner.

Zum angeblichen Notärzte-Notstand legt die Gesundheitsreferentin konkretes Zahlenmaterial vor: „Im Kärntner Gesundheitswesen werden alleine im Bereich der notärztlichen Versorgung knapp 3.300 Dienste pro Jahr besetzt. Zählt man jene notärztlichen Dienste, die über fixe Beschäftigungsverhältnisse an Werktagen über die Krankenhäuser geleistet werden, hinzu, sind wir bei 5.526 zu besetzenden Diensten jährlich. Im Jahr 2019 war es erstmals nach Weihnachten der Fall, dass von den insgesamt 5.526 Diensten zwei nicht besetzt werden konnten. Wir sprechen also von 0,03 Prozent unbesetzter Dienste im Jahr. Jeder nicht besetzte Dienst ist äußerst bedauerlich. Aber: Von 0,03 Prozent auf eine ‚Krise des Notarztsystems‘ zu schließen – das ist mutig.“

Obgleich es bis Dezember 2019 keinen einzigen unbesetzten Dienst gegeben habe, hat Prettner bereits ein Jahr davor, nämlich im Oktober 2018, das EPIG-Institut in Graz mit einer Studie beauftragt, die abgesehen von einer Bestandsanalyse die Möglichkeiten für eine Weiterentwicklung des Notarztsystems liefern sollte. „Diese Studie liegt seit Anfang Dezember 2019 vor, seither werden die darin vorgeschlagenen Maßnahmen gemeinsam mit den Vertretern der Notärzte in der Ärztekammer diskutiert“, erklärt Prettner. Das Ergebnis wolle sie ehestmöglich in einer Pressekonferenz präsentieren.

Schon alleine die laufenden Gespräche würden die Behauptung der FPÖ, wonach es keine Gesprächsbasis zwischen Ärzteschaft und ihr geben sollte, ad absurdum führen. „Genauso absurd sind Gerüchte rund um die Honorierung der Notärzte: Man sollte ja davon ausgehen, dass sich politische Mitbewerber über die Faktenlage informieren, bevor sie irgendwelche Behauptungen aufstellen. So ist es schlichtweg falsch, dass Notärzte werktags und an Wochenenden bzw.- Feiertagen gleich honoriert werden. Tatsache ist: Für einen 24-Stunden-Notarzt-Dienst am Samstag oder am Sonntag oder an einem Feiertag mit durchschnittlich 2,6 Einsätzen pro 24 Stunden erhalten die Notärzte knapp 1.000 Euro, exakt sind es 980,88 Euro. Für einen Notarztdienst unter der Woche werden 653,92 Euro bezahlt. Kärnten liegt mit dieser Honorierung im obersten Spitzenfeld in Österreich. Ich schätze die Arbeit der Notärzte sehr. Dementsprechend werden sie auch honoriert.“

Als „beschämend unrichtig“ disqualifiziert Prettner die Unterstellung, wonach von mehr als 500 Ärzten mit Notarztausbildung nur noch 150 für die Versorgung zur Verfügung stünden: „Konkret gibt es in Kärnten 635 Ärzte mit einem gültigen Notarztdiplom. Es ist allerdings falsch, dass die Mehrheit keine Dienste MEHR macht. Korrekt ist: Die Mehrheit hat NIE Dienste gemacht. Die Erklärung dafür ist sehr simpel: Viele Ärzte erwerben dieses Diplom ausschließlich als Zusatzausbildung im Rahmen von Fortbildungen. Diese Zusatzausbildung wird beispielsweise bei der Erlangung von Kassenstellen mitbewertet und auch von Kur- und Reha-Anstalten im Zuge von Stellenausschreibungen gewünscht“, informiert die Gesundheitsreferentin. „Im Klartext heißt das: Die große Mehrheit der Ärzte mit Notarztausbildung ist ergo nicht aus dem Dienstrad ausgestiegen, sondern ist aufgrund anderer Berufswege nie eingestiegen.“

Aufgrund der neuen Ärzteausbildung, die seit Mitte 2019 wirksam ist und die einen Einsatz als Notarzt nun erst nach Absolvierung der Turnuszeit erlaubt, möchte Prettner die Ausbildungsoffensive in der Kabeg weiter forcieren: „Alleine in den vergangenen fünf Jahren haben wir knapp 100 Notarztausbildungen in der Kabeg finanziert. Das wird ausgebaut.“

Das mittel- und langfristige Ziel der Gesundheitsreferentin ist es, die gesamte Notarztversorgung auf ein Angestelltensystem umzustellen, das heißt das Modell, das derzeit werktags praktiziert wird, auch an Wochenenden und Feiertagen umzusetzen. „Umzusetzen wird das wohl nur schrittweise sein, weil ausgebildete Fachärzte nicht vom Himmel fallen. Ich werde jede notwendige Maßnahme ergreifen, die mithilft, diese Systemumstellung nicht langfristig, sondern mittelfristig bewerkstelligen zu können“, betont Prettner.

Absolut nicht gelten lässt Prettner die Aussage, wonach es immer mehr Fehleinsätze geben würde, Notärzte also zu Patienten gerufen würden, die nicht ihrer speziellen Hilfe bedürfen. „Ob ein Einsatz aus Sicht eines Notarztes ein „Fehleinsatz“ ist, erklärt sich immer erst retrospektiv. Die in der Leitstelle tätigen Mitarbeiter des Roten Kreuzes sind professionell ausgebildet, und gehen nach einem international standardisierten Abfragesystem vor. Sobald bestimmte Begriffe wie etwa Bewusstlosigkeit (Kinder), Schmerzen in der Herzgegend, im Bauchraum etc. fallen, ist laut internationalem Standard immer der Notarzt zu alarmieren. Sollte sich bei Eintreffen des Notarztes herausstellen, dass sich die Situation des Patienten gebessert hat, ja, dann Gott sei Dank! Mir ist es wirklich lieber, wenn es einen Einsatz zu viel gibt, als einen Einsatz zu wenig. Denn Letzteres würde bedeuten, dass der Patient aus Mangel an „richtiger“ Hilfe verstorben ist. Diesen Vorwurf will ich mir sicher nie machen müssen!“, sagt Prettner. Ihr Zusatz: „Im Übrigen wurde im Zuge der EPIG-Studie auch das Leitsystem evaluiert.“

Einmal mehr macht die Gesundheitsreferentin darauf aufmerksam, dass nicht das Land Kärnten, sondern vielmehr die Sozialversicherung respektive die Österreichische Gesundheitskasse für den ärztlichen Bereitschaftsdienst (Achtung: nicht Notärztedienst) an Wochenenden und Feiertagen zuständig sei: „Es ist schon erstaunlich, dass politische Mitbewerber über die Faktenlage nicht informiert sind. Das Land Kärnten ist für die Bereitschaftsdienste an Werktagen zuständig – und diese funktionieren hervorragend“, so Prettner. Als Erinnerungshilfe informiert sie noch einmal über die zwischen Sozialversicherung und Ärztekammer getroffene Regelung für Wochenenden und Feiertage: „Seit 1. Jänner 2020 ist ein neues System in Kraft – und zwar werden unter anderem nun auch Wahlärzte eingeladen, sich freiwillig für die ärztlichen Bereitschaftsdienste zu melden. Die Honorierung wurde dazu mehr als verdoppelt und die Einsatzzeit um zwei Stunden reduziert. Laut Ärztekammerpräsidentin Petra Preiss, die dieses neue Paket federführend mitausverhandelt hat, sollten sich künftig keine Engpässe mehr ergeben.“

Mit Blick auf die hausärztliche Versorgung führt Prettner aus: „In den 132 Kärntner Gemeinden sind alle 261 Planstellen für Allgemeinmedizin besetzt. Bei der Verteilung der Planstellen wurden insbesondere die geographischen Gegebenheiten berücksichtigt. Im Bedarfsfall wird der Stellenplan gemeinsam in Absprache mit der Ärztekammer für Kärnten den örtlichen Gegebenheiten laufend angepasst.“ In Summe verfüge Kärnten nicht nur über eine flächendeckende, sondern auch über eine qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung. „Wer anderes behauptet, spielt ganz bewusst mit den Ängsten der Bevölkerung“, sagt Prettner. Weiterentwicklungen seien aber selbstverständlich immer nötig: „Denn Stillstand wäre gerade angesichts des laufenden Fortschritts der Medizin ein Rückschritt. Kärnten bleibt daher am Ball der medizinischen Entwicklung und investiert dafür laufend.“

(Schluss)

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