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MAK zeigt DIE FRAUEN DER WIENER WERKSTÄTTE

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Wien (OTS) – Mit der Ausstellung „DIE FRAUEN DER WIENER WERKSTÄTTE“ (MAK-Ausstellungshalle, 27. Mai – 20. September 2020) lenkt das MAK den Blick auf bisher wenig beachtete Gestalterinnen, die das Spektrum der Wiener Werkstätte wesentlich erweitert haben. Das Schaffen der Künstler der Wiener Werkstätte (WW, 1903–1932), allen voran Josef Hoffmann, Koloman Moser und Dagobert Peche, genießt weltweites Renommee. Den Künstlerinnen galt dagegen bisher nur vereinzeltes Interesse. Gudrun Baudisch, Vally Wieselthier oder Mathilde Flögl sind bekannt. Aber wer waren Martha Alber, Karoline Fink oder Paula Lustig? Mehr als 600 Exponate geben Einblick in das nahezu unbekannte und bisweilen radikale weibliche Design in Wien zwischen 1900 und 1930, das die einzigartige Stellung der WW zwischen Jugendstil und Bauhaus mitbegründet hat.

Eindrucksvoll belegt die MAK-Ausstellung den Ideenreichtum der Entwerferinnen und ihre maßgebliche Beteiligung an der Entwicklung des Wiener Kunsthandwerks. Chronologisch wie thematisch geordnet, zeichnet die MAK-Schau den Weg der Künstlerinnen von der Ausbildung bis zur Rezeption in den 1920er Jahren nach. Mit den Recherchen zu „DIE FRAUEN DER WIENER WERKSTÄTTE“ leistete das MAK Pionierarbeit:
180 Künstlerinnen wurden als Mitarbeiterinnen der WW identifiziert, zu rund 140 davon erstmals Biografien erarbeitet.

Ausbildung und Vereinigung „Wiener Kunst im Hause“
Knapp 100 der Künstlerinnen sind mit Werken in der Schau vertreten. Sie arbeiteten auf allen Gebieten des Kunsthandwerks und studierten mehrheitlich an der Wiener Kunstgewerbeschule, die von Anbeginn das Frauenstudium erlaubte. Die Studentinnen wurden zunächst in Blumen-und Dekorationsmalerei ausgebildet, später in den Spezialateliers für Emailarbeiten und Spitzenzeichnen, also in traditionell „weiblichen“ Bereichen. Den Zugang zu Architektur und Bildhauerei öffnete der 1899 bestellte Direktor Felician von Myrbach. Er verpflichtete die Secessionskünstler Hoffmann und Moser als Leiter der Fachschulen für Architektur und Malerei. Im Sinne der Gesamtkunstwerk-Idee weiteten sie die Lehre auf das gesamte Kunstgewerbe aus und banden die Schülerinnen in die Zusammenarbeit mit Produzenten ein.

Viele dieser Arbeiten fließen in die Ausstellung ein, darunter Service von Jutta Sika und Therese Trethan, ausgeführt von der Porzellanmanufaktur Josef Böck, oder Stoffmuster von Else Unger, ausgeführt von Joh. Backhausen & Söhne. Unger entwarf auch Möbel, Gisela von Falke bemerkenswerte Keramiken. Gemeinsam mit Marietta Peyfuss und fünf Studienkollegen gründeten sie 1901 die Vereinigung „Wiener Kunst im Hause“, einen direkten Vorläufer der Wiener Werkstätte.

Erste Arbeiten für die Wiener Werkstätte
Ein Schwerpunkt der MAK-Ausstellung sind früheste Arbeiten der WW-Künstlerinnen wie Entwürfe für Postkarten, die die Wiener Werkstätte ab 1907 vertrieb. Die Sujets zeigen Glückwünsche, Städtebilder, Landschaften, Kinderspiele und vor allem Mode. Besonders kreativ waren hier Mela Koehler und Maria Likarz, die die Gebrauchsgrafik der WW bis zuletzt prägte.

1910 entstand die Stoffabteilung der WW, 1911 folgte die Modeabteilung. Die umfangreichen Modeentwürfe dokumentiert das Mappenwerk „Mode Wien 1914/5“, an dem mehrheitlich WW-Künstlerinnen beteiligt waren, darunter Lotte Frömel-Fochler oder Rosa Krenn. Bei der großen Modeausstellung 1915 im Museum für Kunst und Industrie unternahmen sie mitten im Ersten Weltkrieg den Versuch, sich gegenüber der französischen Konkurrenz zu behaupten. Hier fanden sich bereits alle Namen, die man gemeinhin mit den WW-Künstlerinnen verbindet: Mathilde Flögl, Hilde Jesser, Fritzi Löw, Reni Schaschl, Felice Rix oder Vally Wieselthier.

Die Künstlerwerkstätte
Die im November 1916 von der WW gegründete eigene Künstlerwerkstätte wurde in der Presse aufgrund der Einbindung der Künstlerinnen spöttisch beäugt. „Ein Emaillierofen, eine Nähmaschine, ein Treibtischchen für Metallarbeiten, Kleistertöpfe, ein Batikapparat […] ein Schrank voll von geheimnisvollen Tiegeln wie in einer Zauberküche, dazwischen eine Schar lachender, junger Mädchen und ganz selten einmal ein männliches Wesen, – so sieht es in der Künstlerwerkstätte aus“, berichtete dazu etwa das „Neue Wiener Journal“. Tatsächlich waren hier, auch kriegsbedingt, anfänglich vor allem Frauen tätig. Als „Ideenlaboratorium“ bot die Künstlerwerkstätte Möglichkeiten zum uneingeschränkten Experimentieren, die Ergebnisse wurden von der WW angekauft oder abgelehnt. Von Buntpapieren, Perlarbeiten und bemalten Gläsern über Stickereien, Schmuck und Elfenbeinschnitzereien bis zu Spielzeug und figürlicher Keramik reichte das Produktionsspektrum.

Arbeiten in größerem Maßstab ermöglichte die Gestaltung der WW-Filiale in der Kärntner Straße 32, die 1918 für den Verkauf von Spitzen, Stoffen und Lampen eingerichtet wurde. Die Wände und Decken wurden von Hilde Jesser, Reni Schaschl und Felice Rix mit Natur- und szenischen Motiven bemalt und werden in der Ausstellung fotografisch dokumentiert.

Zwischen Anerkennung und Kritik
Der Ausstellungsparcours mündet in die Rezeption der „weiblichen“ WW-Kunst in den 1920er Jahren. Im Zuge des Ersten Weltkriegs erforderte die wirtschaftliche Situation der Frauen Erwerbstätigkeit und ließ einen neuen Typus Frau entstehen: eigenständig und souverän. In der zeitgenössischen Literatur wird er u. a. durch die kurzhaarige, rauchende und extravagant gekleidete „Kunstgewerblerin“ versinnbildlicht. Diesen Beruf umgab etwas Elitäres: Er garantierte keinen guten Verdienst und war eine Domäne für Frauen aus begüterten Verhältnissen. Adolf Loos sah in ihnen gelangweilte höhere Töchter, die sich „‚Künstlerinnen‘ nennen, weil sie batiken können“. Die Kritik kulminierte in der Bezeichnung „Wiener Weiberkunstgewerbe“ durch den Grafiker Julius Klinger.

Dieser radikalen Kritik stand die Würdigung bei großen Ausstellungen der Zwischenkriegszeit, etwa der Deutschen Gewerbeschau in München (1922) oder der Art-déco-Ausstellung in Paris (1925), gegenüber. Der von Gudrun Baudisch, Mathilde Flögl und Vally Wieselthier gestaltete Katalog zum 25-Jahr-Jubiläum der Wiener Werkstätte 1928 führte das grafische und plastische Können noch einmal beispielhaft vor Augen.

Die Ausstellung „DIE FRAUEN DER WIENER WERKSTÄTTE“ wird von einer gleichnamigen Publikation begleitet, die die vom MAK recherchierten Biografien zu den Künstlerinnen enthält.

Pressefotos stehen unter MAK.at/presse zum Download bereit.

PRESSEDATEN:
Pressekonferenz: Dienstag, 26. Mai 2020, 10:30 Uhr
Eröffnung: Dienstag, 26. Mai 2020, 19:00 Uhr
Ausstellungsort: MAK-Ausstellungshalle, MAK, Stubenring 5, 1010 Wien Ausstellungsdauer: 27. Mai – 20. September 2020
Öffnungszeiten: Di 10:00-21:00 Uhr, Mi–So 10:00–18:00 Uhr Kuratorin: Anne-Katrin Rossberg, Kustodin MAK-Sammlung Metall und Wiener-Werkstätte-Archiv
Gastkuratorin: Elisabeth Schmuttermeier
Ausstellungsgestaltung: Claudia Cavallar
Katalog: Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog. MAK-Eintritt: € 14 / ermäßigt € 11 / Familienkarte € 15 / Jeden Dienstag 18:00–21:00 Uhr: Eintritt € 6
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 19

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