Diakonie: Soziale Themen müssen bei Regierungsverhandlungen im Zentrum stehen
Wien (OTS) – Die Diakonie fordert anlässlich der Parteiengespräche in Vorbereitung zur Bildung einer neuen Regierung „eine Sozialmilliarde um soziale Dienstleistungen – insbesondere für Kinderbetreuung, Kinder- und Jugendhilfe, Menschen mit Behinderung, Integration, Pflege und Hospiz – auszubauen“.
Es wird sondiert, eine gute Woche noch. Dann werden Regierungsverhandlungen geführt. „Unabhängig davon, wer mit wem verhandeln oder eine Regierung bilden wird, zeigen wir auf, was im Zentrum der Verhandlungen und in einem künftigen Regierungsprogramm stehen muss. Denn wir wissen aus der Praxis, wie es Menschen geht, und was sie brauchen“, so Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich.
Konkrete Themen und Maßnahmen, die im Regierungsprogramm einer künftigen Regierung stehen müssen, sind:
Thema 1: Das Sterben beschäftigt uns zu Allerheiligen
besonders. – Was muss sich ändern, damit Menschen die letzte Phase ihres Lebens in Würde verbringen können?
Die über 3.500 Ehrenamtlichen HospizbegleiterInnen begleiten jeden Tag Menschen in der letzten Lebensphase. „Für uns ist der Tod kein Tabu, das nur zu Allerheiligen salonfähig wird“, betont Petra Richter, Leiterin der Hospizbewegung Kärnten. „Wenn wir die demografische Entwicklung der kommenden Jahre sehen, müssen wir uns als Gesellschaft besser darauf vorbereiten, denn der Bedarf an Hospiz- und Palliativleistungen wird weiterhin steigen“, so Richter.
Wir fordern daher von einer neuen Regierung, dass dem Thema Hospiz und Palliativmedizin ausreichend Platz eingeräumt und die Finanzierung abgesichert wird. – Außerdem muss der Palliativmedizin-und Hospizbereich österreichweit endlich einheitlich geregelt werden. „Wie würdevoll ein Mensch seine letzte Lebensphase verbringen kann, darf nicht davon abhängen, wo, in welchem Bundesland in Österreich, der Betroffene lebt“, so Petra Richter. – Ebenso braucht es in Österreich einen „Rechtsanspruch auf palliativmedizinische Betreuung und Begleitung am Ende des Lebens“.
Thema 2: Es wird kalt – Wohnen ist ein Menschenrecht. – Was
muss sich ändern, damit Familien, denen in Österreich Schutz zuerkannt wurde, weil sie in ihrem Herkunftsland verfolgt waren, Zugang zu leistbarem Wohnen bekommen?
Menschen, die mit Sprachbarrieren kämpfen, wenig Geld haben, und gesellschaftliche Barrieren überwinden müssen, haben es am Wohnungsmarkt besonders schwer. „Sie kämpfen bei der Wohnungssuche gegen Diskriminierung und oft auch gegen blanken Rassismus“, berichtet Lisa Jama, Leiterin der Wohnberatung der Diakonie für AsylwerberInnen in Wien (WiWA). Die allergrößten Herausforderungen am Wohnungsmarkt haben Flüchtlinge zu bewältigen, sobald sie einen Schutzstatus zuerkannt bekommen. Denn das ist der Moment, wo sie – endlich – aus den sogenannten und von ihnen zumeist ungeliebten „Flüchtlingsheimen“ ausziehen müssen, bzw. können (je nach Betrachtungsweise).
„Das Problem an der Wurzel zu packen heißt, Zugang zu leistbarem Wohnraum für alle zu sichern“, so Jama. Deshalb muss im kommenden Regierungsprogramm stehen: „Sozialen Wohnbau ausbauen und diskriminierende Zugangsbeschränkungen nach Herkunft und Dauer des Aufenthaltes zurücknehmen“, so Jama.
Thema 3: Niemand von uns setzt seine Kinder mit 18 vor die
Tür. – Was muss sich ändern, damit Jugendliche, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen können, nicht mit 18 ganz auf sich allein gestellt sind?
Im jungen Erwachsenenalter werden wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. Doch der Übergang zur Verselbständigung (Wohnung, Arbeit, Partnerschaft etc.) ist mitunter schwer und wird im Fachjargon als Adoleszenzkrise bezeichnet.
Im Schnitt ziehen junge Menschen hierzulande mit 24 Jahren von zu Hause aus – und auch dann werden die meisten noch weiter (finanziell) unterstützt. „Anders ist es jedoch ausgerechnet bei den Jugendlichen, die außerhalb der Familie, also in Wohngemeinschaften oder Pflegefamilien, aufwachsen. Bei ihnen endet die Hilfe häufig mit der Volljährigkeit. Mit 18 müssen diese jungen Leute auf den eigenen Füßen stehen“, berichtet Heinz Wieser, Geschäftsführer der Kinder-und Jugendhilfe Einrichtung Diakonie Zentrum Spattstraße in Linz.
Und er fordert in der Jugendhilfe Begleitung bis 21 Jahre im Regierungsprogramm zu verankern: „Jugendliche mit schwieriger Lebensgeschichte brauchen Begleitung und Betreuung über das 18. Lebensjahr hinaus. Auch in einer Familie endet die Sorge und Unterstützung nicht einfach mit dem achtzehnten Geburtstag. Diese Begleitung wirkt auch stark präventiv und beugt Abstürzen vor“, so Wieser.
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