Schmidt/Hammerschmid/Königsberger-Ludwig: Einkommensschere – reden wir übers Geld | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Schmidt/Hammerschmid/Königsberger-Ludwig: Einkommensschere – reden wir übers Geld

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St. Pölten (OTS) – „Frauen sollten mit ihren KollegInnen mehr übers Geld reden – es könnte Interessantes zu erfahren geben“, erklärt SPÖ NÖ Landesfrauenvorsitzende LAbg. Elvira Schmidt. Die Lohnungleichheit verbleibe auf historisch hohen Niveau: „Das ist ungerecht und zeigt, dass Österreich ein Lohnproblem hat, viele Menschen kommen nicht mehr voran“, fordert Schmidt eine gerechtere Einkommensverteilung und ein Umdenken: „Untere Einkommen müssen entlastet werden. Für Frauen muss endlich das Prinzip gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit durchgesetzt werden. Zu vielen Menschen in unserem wohlhabenden Land geht es noch nicht so gut, wie es ihnen gehen sollte.“ Sie weist auf Fälle der Gleichbehandlungsanwaltschaft hin, aus denen man etwa von einer Diplomingenieurin erfährt, die in einem Unternehmen in zwei leitenden Positionen arbeitete, fast sechs Monate lang erfüllte sie diese sogar gleichzeitig. Die Kollegen, jeweils nur mit einem dieser Jobs befasst, brachten es trotzdem schneller zu einem höheren Gehalt. Oder man liest von einer Assistentin der Geschäftsführung, deren Vorgänger doppelt so viel verdient hat.

Es wird gerne davon geredet, was man alles aus der Gehaltsschere herausrechnen müsse, von der Teilzeitarbeit bis hin zur Branche. „Welche Faktoren man einrechnen müsste, davon wird kaum gesprochen“, sagt Schmidt und nennt die unbezahlte Arbeit mit Haushalt, Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen, die schlechteren Jobs, in die Frauen nach einer Karenz geparkt werden oder Leitungsjobs, die sie aufgrund dessen nicht bekommen: „Zu berücksichtigen ist bei der Rechnerei auch, dass Frauen finanziell nachteilige Karriereentscheidungen nicht immer freiwillig treffen, auch fehlende Kinderbetreuung oder gesellschaftliche Normen spielen eine Rolle. Und natürlich wird in bestimmten Branchen weniger bezahlt, vor allem weil Frauen in ihnen arbeiten – je mehr Männer in einer Branche tätig sind, umso besser wird bezahlt, umso mehr wird ein Beruf aufgewertet.“

Eine vollzeitbeschäftigte Niederösterreicherin verdient um 10.932 Euro brutto im Jahr oder einen schnittigen Kleinwagen weniger als ein Niederösterreicher. „Das ist umso erstaunlicher, da Frauen bei den Bildungsabschlüssen die Männer längst überholt haben. In den Betrieben spielen sie bei der Bildung aber nur die zweite Geige:
Während nämlich 82 Prozent der Männer Weiterbildungskurse in der Arbeitszeit absolvieren können, geht das nur bei 70 Prozent der Frauen, erklärt Schmidt, die sich vor diesem Hintergrund der SPÖ-Forderung nach einem Mindestlohn von 1.700 Euro steuerfrei anschließt und fordert: „Nach dem Vorbild Islands sollen Unternehmen nachweisen, dass Frauen und Männer für die gleiche Arbeit dieselbe Entlohnung bekommen und das ab 20 Beschäftigten. Alles andere ist weder gerecht noch fair. Sehr viele schlecht entlohnte Frauen würden davon profitieren.“ Island ist seit zehn Jahren Spitzenreiter bei der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen – durch gesetzliche Maßnahmen, die auch bei uns machbar sind.

Zwt.: SPÖ NÖ für ganztägig kostenfreie Kinderbetreuung
Je höher der Frauenanteil in einem Beruf, desto niedriger sind die Einkommen. Sobald Männer in einen Berufsstand kommen, steigt dort das Prestige und damit auch das Gehalt. Auch deshalb müssen beispielsweise Pflege- oder Sozialberufe auch für Männer attraktiv werden“, weiß die Listenzweite der SPÖ NÖ für die Nationalratswahl, NRin Sonja Hammerschmid: „Eine Akademisierung der Frauenberufe, vor allem im Bereich Gesundheit und Pflege, ist daher ein Schritt zu mehr Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern.“ Sie halte es auch für wichtig, dass bei der Berufsberatung gerade Frauen darauf hingewiesen werden, wenn du den Beruf x ergreifst, hast du das Einkommen y und später die Pension z. Sie betont, dass 20,3 Prozent Lohnunterschied später zu 42,3 Prozent Pensionsunterschied führen: „Das ist inakzeptabel und muss geändert werden.“

Frauen gehörten in Technik und Naturwissenschaften besonders gefördert, dann würden sie auch besser verdienen – Hammerschmid ergänzt zur isländischen Situation, dass es dort in Mathematik und Naturwissenschaften auch keinen Gender Gap gäbe: „Notwendig sind eine klischeefreie Studien- und Berufsorientierung, und eine bedarfsgerechte Ganztageskinderbetreuung in Kinderbetreuungseinrichtungen und Ganztagsschulen“, sagt Hammerschmid und weist auf die Forderungen der SPÖ nach flächendeckenden, ganztägigen und kostenfreien Kinderbetreuungseinrichtungen und die Notwendigkeit einer verschränkten Ganztagsschule hin.

Zwt.: Wenig Vollzeit, viele Überstunden
In Österreich arbeiten Frauen häufiger Teilzeit als anderswo. „Wegen der Mehrarbeits- und Überstunden sowie Kinderbetreuung und Hausarbeit sind ihre wöchentlichen Einsatzstunden aber exorbitant hoch“, weiß die stv. Landesparteivorsitzende der SPÖ NÖ, LRin Ulrike Königsberger-Ludwig, die darauf hinweist, dass diese Zeit häufig unentlohnt bleibt: „Viel öfter als bei Männern, bei diesen würden rund 15 Prozent der Überstunden nicht entlohnt. Alleine die unbezahlten Überstunden der Frauen entsprechen österreichweit fast 11.000 Vollzeitjobs. In Niederösterreich sind das über 2.000.“ Österreichs Vollzeitarbeitnehmerinnen arbeiten überdurchschnittlich viel, im Schnitt 40,6 Stunden pro Woche – am zweitlängsten, nach Bulgarien, in Europa.

Königsberger-Ludwig weist darauf hin, dass in Niederösterreich die Arbeitslosenzahlen zwar rückläufig sind, aber Frauen dennoch mehr von Arbeitslosigkeit betroffen sind. So ist die Arbeitslosigkeit bei Männern in Niederösterreich zuletzt um 3 Prozent gesunken, bei Frauen nur um 1, 3 Prozent. Während bei Frauen über 50 Jahre die Arbeitslosigkeit um 4,2 Prozent gestiegen ist (Männer -0,1 Prozent).

„Arbeitslose, die jung, gesund, flexibel, mobil und gut ausgebildet sind, finden relativ rasch einen neuen Arbeitsplatz. Wer diesem Profil nicht entsprecht, läuft Gefahr, lange Zeit arbeitslos zu bleiben“, sagt Königsberger. Sie fordert in diesem Zusammenhang, die von Schwarz-Blau einfach „abgedrehte“ Aktion 20.000, durch die ältere Arbeitslose und langzeitarbeitslose Menschen wieder ins Berufsleben eingegliedert werden sollten, wieder einzuführen: „Diese Aktion hat gezeigt, wie man Arbeitslosigkeit wirksam bekämpfen kann. Plötzlich waren Poststellen wieder besetzt, Parkanlagen besser gepflegt. Dienstleistungen, die vor allem in ländlichen Regionen aus Spargründen abgebaut wurden, konnten durch die Aktion 20.000 wieder angeboten werden.“

„Frauen sollen sich nicht in ein Klischee-Eck stellen lassen. Die Zukunft ist weiblich – uns gehört die Welt. Wir können alles“, erklären Schmidt, Hammerschmid und Königsberger-Ludwig. Dafür müsse Politik die Rahmenbedingungen schaffen: Von Chancengleichheit bei der Bildung über genügend ganztägig kostenfrei Kinderbetreuungsplätze und Schulformen bis hin zur Förderung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt. „Politik ist das Bohren harter Bretter, heißt es – bei der Frauenpolitik komme eine Stahlplatte dazu, hat die frühere Frauenministerin Sabine Oberhauser einmal formuliert. Wir wollen das Tempo der frauenpolitischen Reformen erhöhen und endlich über das Geld reden – die Frauen müssen täglich mehrmals einen Spagat zwischen Familie und Beruf hinlegen. Da ist gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit das Mindeste, das sie verdienen!“

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