Gewalt: Gewerkschaft vida startete Zivilcourage-Kampagne für Öffi-BuslenkerInnen
Wien. (OTS) – „Ein Fahrgast, der den Ausstieg verpasst hatte, forderte einen Buslenker der Firma Blaguss auf, während der Fahrt anzuhalten. Der Lenker verneinte, da ein Anhalten und Aussteigen zwischen zwei Station nicht gestattet ist. Der Fahrgast schlug dem Fahrer daraufhin ins Gesicht und öffnete gewaltsam die Einstiegstür. Der Buslenker erlitt eine Rissquetschwunde auf der Stirn sowie Prellungen und Abschürfungen im Kopfbereich“, schildert der Wiener Landesvorsitzende der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida, Helmut Gruber, nur ein Beispiel von vielen körperlichen und verbalen Übergriffen auf LenkerInnen von privaten Autobusbetrieben im öffentlichen Wiener Linienbusverkehr. „Gewerkschaft und BetriebsrätInnen der privaten Autobusbetriebe wollen jetzt mit der Kampagne ‚Zeig Herz. Zeig Respekt. Zeig Courage‘ gegensteuern, die LenkerInnen besser schützen und die Fahrgäste in Notfällen für mehr Zivilcourage sensibilisieren“, ergänzt Gudrun Thiemer, zuständige Wiener vida-Landessekretärin für den Straßentransport.
FahrerInnenberichte über Vorfälle und Übergriffe merklich angestiegen
„Das war kein bedauerlicher Einzelfall, sondern nur die Spitze eines Eisberges an Attacken. Die Berichte von FahrerInnen über Vorfälle sind merklich angestiegen“, so Gruber zum geschilderten Übergriff. Im Jahr 2018 habe es bei den privaten Autobusbetrieben zehn körperliche Angriffe auf BusfahrerInnen gegeben, zu verbalen Übergriffen wie Beleidigungen und Beschimpfungen komme es schon täglich. „Die Attacken auf BusfahrerInnen werden auch zunehmend brutaler. Betroffene sind nicht nur mit den teils schwerwiegenden Folgen roher körperlicher Gewalt konfrontiert. Es kommen meistens noch Angstzustände und weitere psychische und nur schwer verarbeitbare Probleme mit negativen Auswirkungen auf das Berufs- und Privatleben dazu“, so der Gewerkschafter.
„Übergriffe und Beschimpfungen gegen Beschäftigte sind kein Kavaliersdelikt und müssen mit unterschiedlichen Strategien bekämpft werden. Eine davon ist das Motivieren der Fahrgäste zu mehr Zivilcourage. Ein gezieltes verbales Einschreiten in einer Konfliktsituation ist selbstverständlich nur dann sinnvoll, wenn man sich dabei nicht selbst und andere Personen gefährdet“, gibt Thiemer zu bedenken. „Couragiertes Einschreiten kann bedeuten, die Polizei mit dem Handy zu rufen oder sich in Absprache mit anderen Fahrgästen gemeinsam deeskalierend einzumischen. Ein solches Vorgehen genügt oft, um Schlimmeres gegenüber FahrerInnen und Fahrgästen zu verhindern. Aktives aber ruhiges Einschreiten ist nicht einfach und darf nicht spontan aus dem Bauch heraus geschehen“, wissen die beiden GewerkschafterInnen.
Gewerkschaft und BetriebsrätInnen fordern Notfalltasten in Bussen
„Wichtig ist auch, dass man in solchen Situationen gut vorbereitet ist“, erklärt Thiemer, warum im Rahmen der Kampagne an die BuslenkerInnen und Fahrgäste Postkarten mit dem Titel „Zeig Herz. Zeig Respekt. Zeig Courage.“ mit aufgedruckten Verhaltensregeln von Gewerkschaft und BetriebsrätInnen verteilt werden. Die BetriebsrätInnen der privaten Autobusunternehmen und die Gewerkschaft vida fordern zudem eine diskret angebrachte und unauffällig auszulösende Notfalltaste für die LenkerInnen im Bus, da erfahrungsgemäß der Griff zum Handy die Aggression von TäterInnen nur noch steigern würde. Mit der Notfalltaste sollen BusfahrerInnen schnell eine direkte Verbindung zur jeweiligen Leitstelle eines Betriebes herstellen können, damit rasch Hilfsmaßnahmen wie eine Alarmierung der Einsatzkräfte eingeleitet werden können. DisponentInnen in den Leitstellen könnten mittels GPS-Systemen nämlich unverzüglich feststellen, wo sich Fahrzeuge und LenkerInnen gerade befinden.
Die Notfalltaste sowie eine völlige Trennung der FahrerInnen mittels einer geschlossenen Kabine zum Fahrgastraum sollen zukünftig europaweit verpflichtende Kriterien von Busausstattungen in Ausschreibung von Linienverkehren werden, fordern Gewerkschaft und BetriebsrätInnen. Für diese Forderung konnte auch die Unterstützung der Abgeordneten zum Europäischen Parlament, Evelyn Regner, gewonnen werden. Regner macht sich auf europäischer Ebene für mehr Bewusstsein für das Thema Gewalt am Arbeitsplatz und für einen besseren Schutz der Beschäftigten stark.
Bereits im Jahr 2017 wurde auf Gewerkschaftsinitiative Öffi-Personal Polizei- und Justizwachebeamten gleichgestellt. Für tätliche Angriffe auf sie wurde der Strafrahmen mit einer Novelle des Strafgesetzbuchs (StGB) von bisher sechs Monaten auf zwei Jahre erhöht. „Dieser Strafrahmen gilt selbstverständlich auch bei Angriffen auf BuslenkerInnen“, riefen Thiemer und Gruber in Erinnerung: „Gewalt gegen Personal in öffentlichen Verkehrsmitteln ist kein Kavaliersdelikt.“
Rat und Hilfe für Betroffenen auf [www.tatortarbeitsplatz.at]
(http://www.tatortarbeitsplatz.at/)
Psychologische Hilfe für betroffene BuslenkerInnen und andere ArbeitnehmerInnen ist wichtiger denn je und wird nicht nur von den Betrieben angeboten. Auch die Gewerkschaft vida steht im Rahmen der Gewerkschaftsinitiative „Tatort Arbeitsplatz“ ([www.tatortarbeitsplatz.at] (http://www.tatortarbeitsplatz.at/)) mit Rat und Hilfe zur Seite, so Gruber und Thiemer abschließend.
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