Industrie: Mit ambitionierter FTI-Strategie zum Produktions-Powerhouse Europas
Wien (OTS) – „Forschung, Technologie und Innovation, kurz FTI, prägen nicht nur unser modernes Leben, sie sichern Österreichs Wohlstand“, betonte Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz mit IV-Ausschussvorsitzenden Philipp von Lattorff, Generaldirektor des Boehringer Ingelheim Regional Centers Vienna (RCV), anlässlich der Präsentation des IV-Positionspapiers „Forschung. Technologie. Industrie – Lösungen für unsere Gesellschaft und Zukunft“ am heutigen Freitag. Globale gesellschaftliche Herausforderungen, wie Klimawandel, Bevölkerungsentwicklung oder Sicherheit, würden neue Antworten erfordern und neue Technologien dabei neue Wege ermöglichen. „Doch die Konkurrenz schläft nicht. Wenn Österreich und Europa im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen geraten wollen, müssen jetzt die FTI-politischen Weichen richtiggestellt werden“, so Neumayer einen Monat vor dem angekündigten FTI-Gipfel der Bundesregierung, der den Startschuss für die Entwicklung einer neuen FTI-Strategie bis 2030 setzt. Die Industrie erwarte sich von der Politik daher eine ambitionierten FTI-Strategie mit konkreten, messbaren Zielsetzungen in allen wesentlichen Handlungsfeldern.
Österreich braucht Offensive für angewandte Forschung und Entwicklung – 2/3 der Forschungsfinanzierung kommt aus Unternehmen
Es seien die international erfolgreichen Industrieunternehmen, auf die Österreich – und Europa – besonders stolz sein könne. „Ihre Kraft, ihren Impact für Österreich, gilt es auch in Zukunft zu sichern“, betonte der IV-Generalsekretär. Unternehmen stehen für zwei Drittel der Aktivitäten hinsichtlich Forschung und Entwicklung (F&E) in Österreich und zeichnen sich durch eine hohe Innovationsdynamik und hohe Exportquoten aus. Es sei erfreulich, dass die Wissenschaft als wichtiger Partner der Unternehmen durch die geplante Exzellenzinitiative in ihrer internationalen Sichtbarkeit gestärkt werden solle. Gleichzeitig würden aber substanzielle Mittel für die angewandte F&E fehlen, weshalb gut evaluierte Projekte wiederholt abgelehnt werden würden. „Wir vergeben hier wertvolle Chancen für Österreich“, so Neumayer, der in diesem Zusammenhang auch die Notwendigkeit der Absicherung der Nationalstiftungsmittel für F&E über 2020 hinaus unterstrich. „Konkret braucht es eine jährliche Steigerung der Budgets für angewandte Forschung und Entwicklung von plus sieben bis zehn Prozent jährlich“, präzisierte der IV-Generalsekretär die Industrieforderung nach einem ambitionierten Wachstumspfad im geplanten Forschungsfinanzierungsgesetz.
Österreich unter TOP 3-Innovationsstandorte in Europa bringen
„Als Kern des Innovationsökosystems hat die Industrie ein Positionspapier für einen starken und zukunftsorientierten FTI-Standort Österreich erarbeitet“, führte Philipp von Lattorff, Generaldirektor des Boehringer Ingelheim RCV und Vorsitzender des FTI-Ausschusses der Industriellenvereinigung, aus. „Unser Ziel ist klar: Wir müssen jetzt das österreichische ‚Produktions-Powerhouse‘ mittels Forschung, Technologie und Innovation stärken und zu einem Leuchtturm in Europa machen“, verdeutlichte von Lattorff die Vision der Industrie. Dazu brauche es weiter ein starkes und nachvollziehbares Bekenntnis zum Forschungs- und Technologiestandort Österreich. „Wir müssen an Dynamik zulegen, einen Vorsprung gegenüber den Mitbewerbern herausarbeiten und den Sprung unter die TOP 3-Innovationsstandorte Europas schaffen“, forderte von Lattorff.
Sieben Handlungsfelder auf dem Weg zum Innovation Leader
„Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir in sieben Handlungsfeldern international sichtbare Maßnahmen setzen. Dabei sollten wir in großen Maßstäben denken, denn es geht um unsere Zukunft“, so der Boehringer Ingelheim-Generaldirektor. Österreich brauche ein starkes Miteinander aller FTI-Akteure. „Unsere Leitbetriebe sind die FTI-Lokomotiven mit einer Schrittmacherfunktion für ihr Kooperationsumfeld aus Klein- und Mittelbetrieben (KMU), Hochschulen und Start-ups“, so von Lattorff weiter. Für die heimische Industrie zeichne sich ein attraktiver Standort insbesondere durch eine ambitioniert gestaltete F&E-Finanzierung aus, wofür die Forschungsprämie als Alleinstellungsmerkmal und die direkte Forschungsförderung erfolgsentscheidend seien. Ebenso brauche es exzellente, international sichtbare Partner in der Wissenschaft, starke Brücken entlang der gesamten Wertschöpfungskette sowie innovative Köpfe. Auch auf europäischer und internationaler Ebene sei für Österreich eine intensive Vernetzung entscheidend. Die Chancen, die sich durch Digitalisierung und neue Technologien böten, müssten für neue Lösungen, innovative Produkte bis hin zu disruptiven Geschäftsmodellen genützt werden.
Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen hat die Industrie sieben konkrete Ziele formuliert. Diese müssen als Turbo für Österreich auf dem Weg zu einem der TOP 3-Innovationsstandorte in Europa genützt werden:
1.Die österreichische Forschungsquote ist bis 2030 auf mindestens vier Prozent des BIP anzuheben. Die investierten Mittel sind effizient und im Sinne einer Erhöhung des Outputs einzusetzen.
2.Österreich muss seine TOP 3-Platzierung hinsichtlich der Beteiligungen im EU-Forschungsrahmenprogramm halten und Rückflüsse steigern.
3.Österreich muss sich eine TOP 3-Platzierung bei erfolgreich eingeworbenen ERC-Grants sichern und zumindest drei Universitäten bis 2030 unter den TOP 100 weltweit platzieren.
4.Bis 2030 muss zumindest eine Verdoppelung der Anzahl der jährlichen Gründungen akademischer Spinoffs durch kontinuierliche Steigerung gelingen. Fünf weitere Corporate Venture-Fonds müssen in Österreich erfolgreich angesiedelt bzw. etabliert werden.
5.Österreich muss eine Top 3-Platzierung im DESI-Index erreichen.
6.Bis 2022 müssen die Weichen für 20 Prozent mehr Technikgraduierte in Österreich gestellt werden, um den Innovationsnachwuchs zu sichern und den Fachkräftemangel zu entschärfen.
7.Fünf neue F&E-intensive Leitbetriebe müssen bis 2022 in Österreich angesiedelt und bestehende Niederlassungen ausgebaut werden, um den Wertschöpfungsanteil der Industrie auf 25 Prozent zu erhöhen.
Weitere Informationen zu den sieben definierten Handlungsfeldern und den konkreten Umsetzungsmaßnahmen sowie das FTI-Strategiepapier der Industriellenvereinigung finden Sie unter:
https://www.iv.at/de/iv/pageflip/96179/#page=1
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. Industriellenvereinigung