Die Geld-Gießkanne im Agrarsektor ist den Steuerzahlenden nicht mehr zumutbar
Dornbirn (OTS) – Rund 40 Prozent des Gesamtbudgets der Europäischen Union, nämlich 60 Milliarden Euro, wird für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) aufgewendet. „Gerade angesichts des Artensterbens und der damit verbundenen Konsequenzen für den Naturkreislauf müssen die Direktzahlungen der Fördermittel in der neuen Förderperiode ab 2020 stärker nach ökologischen Gesichtspunkten erfolgen“, forderte Umweltlandesrat Johannes Rauch im heutigen (Donnerstag) Pressegespräch in der inatura in Dornbirn.
Den größten Anteil machen bisher Direktzahlungen an Agrar-Betriebe aus, die per Hektar landwirtschaftliche Fläche pauschal ausbezahlt werden. Davon profitieren besonders die flächenstarken Großbetriebe. „Diese Gießkanne ist nicht mehr zeitgemäß und muss in der kommenden Förderperiode ein Ende haben“, betonte Rauch. Die Förderungen der Landwirtschaft werden zu wenig an Leistungen gebunden. Derzeit werden in ganz Europa die Programme für die nächste Förderperiode 2020+ neu ausgerichtet.
Starke Allianz von Umweltschutz und Landwirtschaft gefordert
Zwar wurde in der laufenden Förderperiode das so genannte „Greening“ als verpflichtender Beitrag eingeführt, aber die Evaluierung der Wirkungen war äußerst ernüchternd, erklärte Wolfgang Suske, Experte für Naturschutz und Ländliche Entwicklung. „Der Rückgang der Vögel in der Agrarlandschaft hält europaweit besorgniserregend an“, nannte Rauch als eines von mehreren Beispielen. Genauso dramatisch steht es um die Insektenbestände. Von den 208 heimischen Tagfalterarten sind mittlerweile zwei Drittel gefährdet. Bei den gerade angelaufenen Verhandlungen über die neue Förderperiode fordert Landesrat Rauch eine „starke Allianz zwischen Umweltschutz und Landwirtschaft im Sinne einer nachhaltigen Kulturlandschaft“.
Leistungen fair abgelten
„Ich möchte, dass bei uns in Vorarlberg die typische kleinbäuerliche Struktur deutlich besser unterstützt wird, weil genau dort werden enorme Leistungen für den Umwelt- und Naturschutz und damit für die Gesellschaft erbracht“, betonte Landesrat Rauch. Dies unterstützt auch Bio-Bäuerin und Naturschutzrat-Mitglied Hildegard Burtscher: „Die Bäuerinnen und Bauern leisten wertvolle Arbeit für den Erhalt der Kulturlandschaft und ihre Bewirtschaftungstechniken haben großen Einfluss auf die Tier-und Pflanzenwelt. Nachhaltiges Arbeiten sollte auch entsprechend honoriert werden.“ Gerade die Alpwirtschaft benötige künftig mehr Fördermittel, so Rauch und Burtscher. Ein Betrieb mit 10 Hektar Steilflächen und 35 Grad Hangneigung erhielt bisher nur für ca. 7,5 Hektar Förderung. Der Rest bleibt unberücksichtigt. „Die leistungsbezogenen Förderungen im Alpbereich müssen aufrechterhalten bzw. ausgebaut werden und verstärkten Anreiz für naturschutzkonforme Bewirtschaftungen bieten. Steilflächen müssen gerecht abgegolten werden“, forderte Bio-Bäuerin Burtscher.
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