„Orientierung“: Schwierig und umstritten – Freier Karfreitag nur als „Urlaubstag“
Wien (OTS) – Sandra Szabo präsentiert im ORF-Religionsmagazin „Orientierung“ am Sonntag, dem 3. März 2019, um 12.30 Uhr in ORF 2 folgende Beiträge:
Schwierig und umstritten: Freier Karfreitag nur als „Urlaubstag“
Am Mittwoch stimmten die Regierungsparteien ÖVP und FPÖ im Nationalratsplenum dafür, den Karfreitag als gesetzlichen Feiertag für Protestanten, Altkatholiken und Methodisten zu streichen. Stattdessen wird wahlweise ein „persönlicher Feiertag“ für alle eingeführt. Das heißt, jeder Arbeitnehmer bzw. jede Arbeitnehmerin kann künftig einen Tag im Jahr auswählen, an dem ihm bzw. ihr auf jeden Fall Urlaub zu gewähren ist. Einen zusätzlichen Urlaubstag gibt es dafür allerdings nicht. Eine „gleichheitskonforme“ Regelung – eine solche war ja nach einem entsprechenden EuGH-Urteil eingefordert worden –, die die uneingeschränkte Ausübung religiöser Pflichten an diesem Tag ermögliche, so die Regierung. Die „Orientierung“ hat Reaktionen der betroffenen Religionsgemeinschaften eingeholt. Vor allem evangelische Christen können dieser Regelung nur wenig Positives abgewinnen: „Entgegen allen Versprechen der Regierung wurde uns Evangelischen der Karfreitag als Feiertag genommen“, sagt Oberkirchenrätin Ingrid Bachler im Gespräch mit der „Orientierung“. Und der ehemalige Diakonie-Direktor Michael Chalupka ergänzt, dass der Karfreitag evangelischen Christen in den 1950er Jahren als ausgleichende Gerechtigkeit für Jahrhunderte der Verfolgung und Unterdrückung zugesprochen wurde. Das nun zu streichen ginge viel tiefer als der Wegfall von ein paar freien Stunden: „Wir sind als Minderheit getroffen und fühlen uns als Bürger zweiter Klasse.“ Vorsichtig optimistisch sieht hingegen der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft die neue Regelung: „Es klingt wie eine annehmbare und vernünftige Zwischenlösung, wobei man abwarten muss, wie sie sich in der Praxis bewährt“, so Präsident Ümit Vural. Bericht: Marcus Marschalek.
„Pro Pope Francis“: Mehr als 75.000 Unterschriften für den Papst
2017 haben die Theologen Paul Zulehner und Tomás Halík die Initiative „Pro Pope Francis“ gestartet. Damit wollten sie ihre Unterstützung der Amtsführung des Papstes hervorheben, die nach dem nachsynodalen Schreiben des Papstes „Amoris laetitia“ („Die Freude der Liebe“) innerkirchlich durch ultrakonservative Kräfte in die Kritik geriet. Mehr als 75.000 Unterschriften konnten die beiden Theologen im Rahmen ihrer Initiative sammeln. Aber Fachleute aus aller Welt beteiligten sich auch mit theologischen Beiträgen an der Initiative. Beides – Unterschriften und Beiträge – wurde nun in Rom dem Papst übergeben. Damit soll deutlich gemacht werden, dass der Widerstand gegen Franziskus nur von einer „relativ kleinen Gruppe“ stamme. Das Pontifikat von Franziskus – so Paul M. Zulehner – soll „emotional und auch rational“ unterstützt werden. Bericht: Mathilde Schwabeneder.
Dunkle Erinnerungen: Juden in St. Petersburg – damals und heute
Als die deutschen Truppen gemeinsam mit finnischen Verbänden ab September 1941 Leningrad belagerten, starben in der ehemaligen Hauptstadt Russlands, die heute wieder St. Petersburg heißt, Juden genauso wie Nichtjuden. Zu Tausenden und Hunderttausenden verhungerten und erfroren damals die Stadtbewohner. Außerhalb des Belagerungsrings wurden Juden von Wehrmacht und SS zusammengetrieben und erschossen. Die Überlebenden waren nach dem Krieg bald erneut antisemitischer und antireligiöser Repression durch den Diktator Josef Stalin und seine Nachfolger ausgesetzt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion, in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts, nutzten viele jüdische Familien die Gunst der Stunde: Es kam zu einer großen Welle der Emigration. Heute leben ungefähr 90.000 Juden in der Stadt. Die Erinnerung an dunkle Zeiten ist lebendig. Aber lebendig ist auch das Petersburger Judentum, wie ein Besuch der „Orientierung“ in einem Gemeindezentrum und in der prachtvollen Choralsynagoge deutlich macht. Bericht: Christian Rathner.
„Der Mensch ist ein Weg“ – Erinnerungen an Karl Jaspers
Karl Jaspers war einer der bedeutendsten Vertreter der Existenzphilosophie, der sich im Unterschied zum französischen Existenzialismus nicht mittels eines mehr oder weniger radikalen Atheismus zu profilieren suchte: „Eine Gewissheit vom Sein Gottes ist Voraussetzung des Philosophierens“, fasste er seine Haltung in Worte. Er stammte aus einer norddeutschen Familie. Sein Vater vermittelte ihm Eigenschaften – Jaspers würde es Tugenden nennen –, die auch in seinem Leben und seiner Philosophie eine tragende Rolle spielen sollten: Vermeide blinden Gehorsam und bleibe Deinen Überzeugungen treu. Als Gegner eines aggressiven Deutschnationalismus hatte es der mit einer Jüdin verheiratete Jaspers ab 1933 schwer. Er emigrierte in die Schweiz – nicht ohne spätere Gewissenskonflikte, hatte er doch keinen aktiven Widerstand gegen die NS-Schreckensherrschaft geleistet. Im Gespräch mit dem österreichischen Philosophen Peter Kampits versucht die „Orientierung“ anlässlich des 50. Todestages (26. Februar) von Karl Jaspers, Spuren des Religionsphilosophen nachzuzeichnen. Bericht: Klaus Ther.
Radiopionier ist 80: Hubert Gaisbauer und die „Ungeduld im Alter“
Er hat die ORF-Radiosender Ö1 und Ö3 mitbegründet, hat innovative Radiosendungen entwickelt und bis zu seiner Pensionierung die ORF-Hauptabteilung Religion im Radio geleitet: Hubert Gaisbauer. Am 22. Jänner wurde er 80 Jahre alt. An die Altersweisheit glaubt er aber nicht so recht. „An mir verspüre ich sie nicht, ich werde manchmal sogar viel ungeduldiger als ich jemals war“, sagt Gaisbauer. Sein jüngstes Buch „Schonungslos zärtlich“ (Verlag Tyrolia) gewährt Einblicke in sein Schaffen, Vorträge und Essays können ebenso nachgelesen werden wie Beiträge, die einst für Ö1-Sendungen wie „Menschenbilder“ und „Gedanken für den Tag“ geschrieben wurden. Das Buch wurde am vergangenen Dienstag im Thomassaal der Dominikaner in der Wiener Innenstadt präsentiert. Unter den zahlreichen Gästen und Gratulanten waren Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der emeritierte Weihbischof von Wien, Helmut Krätzl, die Schauspielerin und Autorin Topsy Küppers und die Theologin und Religionssoziologin Regina Polak. Bericht: Sandra Szabo.
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