„Menschen & Mächte“-Dokumentation „Robert Bernardis, ein vergessener Held“ in der Präsidentschaftskanzlei präsentiert | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

„Menschen & Mächte“-Dokumentation „Robert Bernardis, ein vergessener Held“ in der Präsidentschaftskanzlei präsentiert

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Wien (OTS) – Im Gedenkjahr 2018 widmet sich der ORF einem heute weitgehend vergessenen wichtigen militärischen Widerstandskämpfer:
Robert Bernardis. Sein Geburtstag jährte sich heuer zum 110. Mal. Bernardis spielte eine entscheidende Rolle bei der Planung des Attentats auf Hitler in der „Wolfsschanze“ und der Ausführung von „Operation Walküre“ in Berlin. Gemeinsam mit dem Wiener Major und militärischen Widerstandskämpfer Carl Szokoll bereitete er die Aktion „Walküre“ auch in Wien vor, wo der versuchte Staatsstreich zumindest für einige Stunden erfolgreich war. Anhand von bisher weitgehend unbekanntem Akten-, Foto- und Filmmaterial und den Erinnerungen von Bernardis’ Enkeln zeigt die ORF-Zeitgeschichte-Reihe „Menschen & Mächte“ am Mittwoch, dem 12. September 2018, um 22.30 Uhr in ORF 2 die Dokumentation „Robert Bernardis, ein vergessener Held“, aus der sich ein neuer Blick auf die Biografie eines ungewöhnlichen Widerstandskämpfers ergibt.

Auf Einladung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz wurde der Film von Martin Betz und Helmut Wimmer, gestern, am Montag, dem 3. September, in der Präsidentschaftskanzlei präsentiert. An der Veranstaltung nahmen neben „Menschen & Mächte“-Redaktionsleiter Andreas Novak, epo-film-Produzent Dieter Pochlatko und Regisseur Martin Betz zwei in der Dokumentation zu Wort kommende Zeitzeugen teil: Robert Bernardis’ Enkelin Ingeborg Heidlberger und Peter Mühl, Sohn von Bernardis’ Chauffeur Otto Mühl. Ebenfalls unter den Gästen: Generalsekretär Wolfgang Baumann in Vertretung des Verteidigungsministers sowie zahlreiche hochrangige Vertreter des Bundesheeres – unter ihnen General i. R. Hubertus Trauttenberg –, Friedrich Forsthuber, Präsident des Wiener Landesgerichts, Kurt Scholz, Vorsitzender des Zukunftsfonds der Republik Österreich, Herwig Hösele, Generalsekretär des Zukunftsfonds der Republik Österreich und ORF-Stiftungsrat, der stv. Technikdirektor und Onlinechef Thomas Prantner, der stv. Kaufmännische Direktor Roland Weissmann, ORF-Wien-Landesdirektorin Brigitte Wolf, die Zeithistoriker Wolfgang Neugebauer, Stefan Karner und Manfried Rauchensteiner sowie die Bernardis- bzw. Stauffenberg-Darsteller Julian Sharp und Andreas Kiendl.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen: „Weiterer Schritt zur notwendigen Aufarbeitung der Geschehnisse im ‚Dritten Reich‘“

„Robert Bernardis war nicht von Anfang an Regimegegner. Erst die Zeugenschaft bei Kriegsverbrechen machte ihn dazu. Das veranlasste ihn, seinen geleisteten Eid zu brechen und das eigene Leben zu riskieren. Der militärische Widerstand gegen die NS-Diktatur, einem auf einer menschenverachtenden Ideologie aufgebauten verbrecherischen Regime, war absolut berechtigt und ehrenhaft. Die ORF-Dokumentation ‚Robert Bernardis, ein vergessener Held‘ ist ein weiterer Schritt zur notwendigen Aufarbeitung der Geschehnisse im ‚Dritten Reich‘“, so Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz: „Wichtiger Beitrag zur Schärfung des Zeitgeschichte-Gedächtnisses“

Die „Menschen & Mächte“-Dokumentation über den weitgehend vergessenen militärischen Widerstandskämpfer Robert Bernardis mit dem Bundespräsidenten in der Hofburg präsentieren zu können „ist nicht nur eine Auszeichnung für den ORF und seine Zeitgeschichteredaktion, sondern auch eine Würdigung von Robert Bernardis durch den Oberbefehlshaber des Heeres“, betonte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. „Der ORF versteht sich als trimediales nationales Gedächtnis des Landes, als Datenbank der Erinnerung. Das haben wir im heurigen Gedenkjahr bereits im März mit unserem großen Schwerpunkt ‚1938 – Der Anschluss‘ unter Beweis gestellt. Auch die Bernardis-Dokumentation soll einen wichtigen Teil zur Schärfung des Zeitgeschichte-Gedächtnisses beitragen. Sie ist ein weiterer Beitrag zum unverzichtbaren öffentlich-rechtlichen Mehrwert, eine Leistung, die ausschließlich der ORF erbringt und erbringen kann“, so Wrabetz, der für November eine Fortsetzung des ORF-Ereignisschwerpunkts anlässlich des 100-jährigen Republiksjubiläums und für 2019 einen umfangreichen Schwerpunkt zu „80 Jahre Beginn des Zweiten Weltkriegs“ ankündigte.

Persönliche Rehabilitierung von Robert Bernardis durch ORF-Initiative

Durch eine Initiative von Andreas Novak, Leiter der ORF-Zeitgeschichteredaktion, wurde am Ende der Präsentation Robert Bernardis’ Enkelin Ingeborg Heidlberger von Bundespräsident Van der Bellen ein persönliches Dekret der Rehabilitierung von Robert Bernardis übergeben. Durch das Rehabilitierungsgesetz 2009 sind Verurteilte durch den Volksgerichtshof kollektiv rehabilitiert, es war aber Anliegen des ORF, im Rahmen dieser Veranstaltung eine persönliche Rehabilitierung von Robert Bernardis zu präsentieren; dies ist durch die Unterstützung von Landesgerichtspräsident Friedrich Forsthuber gelungen.

Andreas Novak, Leiter der ORF-Zeitgeschichteredaktion: „Aufstand des Gewissens“

„In den Spielfilmen und TV-Dokumentationen, die am deutschen oder US-Markt die ‚Aktion Walküre‘ bisher thematisierten, stehen Stauffenberg und seine deutschen Mitverschwörer im Zentrum der Handlung. Der Österreicher Robert Bernardis kommt entweder gar nicht vor oder huscht als Randerscheinung durchs Bild. Robert Bernardis ins öffentliche Bewusstsein zu rücken ist zentrale Absicht dieses Films. Ein zweiter Schwerpunkt bezieht sich auf das Attentat und die Explosion in der ‚Wolfsschanze‘ am 20. Juli 1944. Mit der brillanten Expertise und Unterstützung des Bundesheeres, allen voran Ingo Wieser und Michael Hafner, verbunden mit den akribischen Recherchen von Martin Betz und dem Engagement von Produzent Dieter Pochlatko konnte die Umsetzung der Idee eines sprengtechnisch exakt rekonstruierten Versuches realisiert und die sprengtechnische Wirkung unterschiedlicher Annahmen erstmals im TV wirkungsvoll vorgeführt werden.“

Menschen & Mächte: „Robert Bernardis, ein vergessener Held“ – 12. September, 22.30 Uhr, ORF 2

Die Lebensgeschichte von Robert Bernardis ist keine lineare Widerstandsbiografie. Schon vor dem „Anschluss“ im März 1938 war er Anhänger und Befürworter des Nationalsozialismus. Erst der Russlandfeldzug wird für den jungen Generalstabsoffizier zu einem persönlichen Wendepunkt angesichts erlebter Gräueltaten. Hitlers menschenverachtende Kriegsführung und Massenexekutionen hinter der Front lassen in ihm den Widerstand gegen das NS-Regime reifen. Als Bernardis im Allgemeinen Heeresamt in Berlin auf seinen neuen Vorgesetzten Graf Stauffenberg trifft, nehmen die Umsturzpläne konkrete Formen an. Stauffenberg überzeugt Bernardis, dass die einzige Möglichkeit, den Krieg zu beenden, die Beseitigung Hitlers sei. Das jedoch bedeutet Eidbruch und im Falle der Entdeckung den sicheren Tod. Aufgrund seiner Beteiligung an „Operation Walküre“ wurde Bernardis im Schauprozess vor dem Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 8. August 1944 hingerichtet.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgt gleichsam eine „zweite Verurteilung“: die Verurteilung zum „totgeschwiegen werden“. „Auf den Namen Bernardis hat man so reagiert, dass wir als Kinder eines Verräters angesehen wurden“, sagt Robert Bernardis’ Enkelin. In den Interviews berichten Familienangehörige erstmals über die existenziellen Folgen der fortgesetzten Stigmatisierung. Der Film widmet sich bezüglich des Attentats auch einer wichtigen Frage in Form eines aufwendigen Experiments: In Zusammenarbeit mit dem Bundesheer wurde die Lagebaracke in der „Wolfsschanze“ nachgebaut und ein Sprengversuch durchgeführt, der erstmals zeigt, was passiert wäre, hätte Stauffenberg wie geplant die doppelte Menge Sprengstoff zur Explosion gebracht. Wäre Hitler getötet worden? Welche Folgen hätte ein gelungenes Attentat gehabt?

Die Dokumentation entstand als Koproduktion von ORF und epo-film, gefördert von BMBWF, Land Niederösterreich, Land Oberösterreich, Cine Arte, Zukunftsfonds der Republik Österreich und Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus.

Ausführliche Statements von „Menschen & Mächte“-Redaktionsleiter Andreas Novak, Regisseur Martin Betz und epo-film-Produzent Dieter Pochlatko sowie nähere Informationen zur Produktion sind unter http://presse.ORF.at abrufbar.

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