„dokFilm“-Premiere am 29. Juli: Bezirksporträt „Mein Neubau“ mit u. a. Heinz Marecek, Susanne Michel und Rudolf John
Wien (OTS) – Die dokumentarische ORF-Filmreise durch die Wiener Bezirke geht weiter: Am Sonntag, dem 29. Juli, präsentiert „dokFilm“ um 22.00 Uhr in ORF 2 mit „Mein Neubau“ eine weitere neue Episode der beliebten Reihe von Chico Klein, die in einen der flächenmäßig kleineren Teile der Stadt führt. Mit dabei sind vier Persönlichkeiten, die von ihren Kindheits- und Jugenderinnerungen im siebenten Wiener Gemeindebezirk erzählen: die Schauspieler Heinz Marecek und Susanne Michel, Journalist und Filmkritiker Rudolf John sowie dessen Schulkamerad, Schlossermeister Peter Wolf.
Anschließend, um 23.00 Uhr, taucht eine 1995 entstandene „Alltagsgeschichte“ von Elizabeth T. Spira in eine ganz andere Lebenswelt ein und besucht „Frauen in der Fabrik“: ein Porträt von Akkordarbeiterinnen in Österreich.
„Mein Neubau“ (22.00 Uhr)
Obwohl er schon seit 1850 zum Wiener Stadtgebiet gehört, entstand der Bezirk Neubau in seiner heutigen Ausprägung als siebenter Wiener Gemeindebezirk erst 1861. Bis zu diesem Zeitpunkt bestand das Gebiet aus den Teilen Schottenfeld, Neubau, Spittelberg und St. Ulrich, wobei St. Ulrich der älteste Kern des Bezirks ist. Der Legende nach soll hier im 17. Jahrhundert der Archetyp des Wieners, der „Liebe Augustin“, eine Nacht in der Pestgrube überlebt haben.
Unter der Regie von Chico Klein führen wieder interessante Protagonisten durch den Bezirk ihrer Kindheit und Jugend:
Schauspieler Heinz Marecek und der Journalist und Filmkritiker Rudolf John wuchsen beide im Schottenfeld auf. Ein Volksschulkamerad von John ist Schlossermeister Peter Wolf, auch er stammt aus Neubau. Und Schauspielerin Susanne Michel wurde als Teenager auf dem prachtvoll revitalisierten Spittelberg ansässig.
Der Bezirk ist durch die Ansiedlung unzähliger Filmproduktionsfirmen und fast aller Filmverleiher auch als „Filmbezirk“ bekannt. Kann es Zufall sein, dass Filmkritiker Rudolf John gerade hier „am Neubau“ aufgewachsen ist?
Heinz Marecek hatte es als Fünfjähriger nicht weit in den Turnverein:
Dieser befand sich im Keller des elterlichen Wohnhauses. Schon den Weg dorthin nahm er stets sportlich – auf seinen Händen gehend. Turnerisches Talent hatte auch der bezirksbekannte Hund von Rudolf Johns Großvater: Der konnte einer Gämse gleich mit allen vier Pfoten reglos auf einem Hydranten verharren.
Diese und andere Anekdoten lassen die Geschichte des siebenten Wiener Gemeindebezirks mit Charme und Witz wiederauferstehen.
„Mein Neubau“ ist eine Produktion des ORF, hergestellt von Felix Breisach Medienwerkstatt.
„Alltagsgeschichte – Frauen in der Fabrik“ (23.00 Uhr)
Elizabeth T. Spira porträtiert in dieser Folge ihrer Kultreihe das Leben von Fabriksarbeiterinnen. Nicht selten ist die eintönige Akkordarbeit von privatem Unglück oder Frust begleitet.
Denn: „Niemand geht freiwillig ans Fließband arbeiten“, meint eine Frau aus dem Burgenland. Ihre Kollegin fühlt sich gar als „Mensch zweiter Klasse“, denn Arbeiten im Akkord heißt Hunderte Male den gleichen Handgriff zu verrichten und das Tag für Tag.
Weil Arbeitsbedingungen und Bezahlung in den Fabriken schlecht sind, wird die Akkordarbeit zunehmend von Gastarbeiterinnen verrichtet. Oft allein im fremden Land, fällt es ihnen schwer, hier glücklich zu sein. Die einen sind getrennt von ihren Kindern und Familien, andere wiederum leiden unter dem Alkoholkonsum und den Launen ihrer Männer. Frauen, die sich bei Akkordarbeit wohl fühlen, findet Elizabeth T. Spira in den Fabriken keine.
Was ist eigentlich mit den vorgesetzten Männern – würden sie eine solche Fließbandarbeit verrichten? „Bevor ich stempeln gehe, ja!“, erwidert der Chef, um gleich darauf zu ergänzen: „das spielen wir aber nicht im Fernsehen, Frau Spira“.
Die Journalistin Spira jedoch spielt solche Aussagen und noch viel mehr. Für die Frauen zeigt sie sich kämpferisch, positioniert sich klar und stellt den vorgesetzten Männern unbequeme Fragen. Mit Nachdruck zeigt sie Ungerechtigkeiten auf und bricht mit ihren Fragen Tabus. Spira erkennt, dass es unter der Arbeiterschaft oft an Solidarität mangelt. Wenn etwa Frauen die gleiche Arbeit wie die Männer verrichten, die Kolleginnen jedoch nicht entsprechend entlohnt werden.
Ob es Zufall sei, dass der Abteilungsleiter ein Mann ist, fragt Spira den Chef. „Nein“, meint dieser, denn es wäre auch kein Zufall, dass der Bundeskanzler ein Mann sei.
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