„kreuz und quer“ am 26. Juni: „Zu Hilfe – Warum helfen schwierig ist“ und „Die Weltverbesserer“ – ab 22.35 Uhr in ORF 2
Wien (OTS) – Die Frage der Solidarität ist im europäischen Raum präsent wie schon lange nicht. Die Europäer wenden sich nicht nur auf der bilateralen Ebene immer mehr voneinander ab. Was können wir tun, um einander helfen zu dürfen und dabei immer noch genug für uns selbst behalten zu können? In der „kreuz und quer“-Dokumentation „Zu Hilfe“ geht Zoran Dobric am Dienstag, dem 26. Juni 2018, um 22.35 Uhr in ORF 2 der Frage nach, warum Helfen schwierig ist, und gibt Menschen, die sich als Profi-, ehrenamtliche oder Spontanhelfer mit dem Thema auseinandergesetzt haben, Raum und Zeit. Es kommen auch jene zu Wort, die sich selbst nicht unbedingt als hilfsbereit bezeichnen wollen.
Um 23.20 Uhr folgt die Dokumentation „Die Weltverbesserer“ von Michael Brauner und Christian Schüller über Menschen, die helfen und selbst mit anpacken, statt die Hände in den Schoß zu legen.
„Zu Hilfe – Warum helfen schwierig ist“ – Ein Film von Zoran Dobric
Die Bereitschaft, dem Nächsten oder einem Fremden zu helfen, ist im Menschen angelegt und in allen Religionen der Welt tief verankert. Dennoch ist Helfen ein schwieriges Unterfangen. „Helfen hat Grenzen. Du musst zur Kenntnis nehmen, dass du nicht alles tun kannst, was du denkst“, meint der ehemalige Caritas-Präsident Franz Küberl, der sein Leben lang davon beseelt war „dass es schon in dieser Welt mehr Gerechtigkeit geben soll – nicht erst in der Vollendung der Welt, wo wir es erwarten und erhoffen“.
Über die christliche Soziallehre wurden viele Schriften und Bücher verfasst. Was ist die wahre Hilfe, und wie sollen wir helfen? Die Antwort darauf findet der Theologe und Universitätsprofessor Clemens Sedmak im Gleichnis vom barmherzigen Samariter im Kapitel 10 des Lukas-Evangeliums: „Da geht es darum, dass man wahrnimmt und tätig wird. Ein Mensch, der in Not ist, möge von einem anderen Menschen gesehen und mit dem Herz und mit der Vernunft begleitet werden.“
2007 hat Regisseur Zoran Dobric den damals 24-jährigen Wiener Florian Steurer im Wiener AKH besucht. Er litt an einer Nierenschwäche und musste sich zweimal die Woche einer Blutwäsche unterziehen. Gerade hatte sein Vater beschlossen, ihm eine seiner beiden Nieren zu schenken, was Florian die Chance auf ein „normales“ Leben ermöglichen würde. Florian Steurer fiel es aber sehr schwer, die Niere seines Vaters anzunehmen: „Ja, das ist ein Teil von ihm, das ich dann habe. Er wird aufgeschnitten, so wie ich. Ich habe, glaube ich, eine größere Narbe, aber er muss auch eine Woche da liegen und hat auch noch mindestens fünf Tage lang Schmerzen. Es ist schon eine große Sache, finde ich.“
Als Dobric Vater und Sohn nun bei den Dreharbeiten für „kreuz und quer“ besuchte, wurde ihm klar: Florian Steurer hatte in der Tat Jahre gebraucht, um das „große Geschenk“ seines Vaters akzeptieren zu können. „Wenn ich sage, ich schenke jemandem etwas, dann wäre ja die Idee eines Geschenks, dass keine Erwartungshaltung damit verknüpft ist“, sagt Clemens Sedmak: „Aber es ist natürlich eine Erwartungshaltung damit verknüpft, und sei es die, ich erwarte mir jetzt dafür Dankbarkeit. Und die meisten Menschen, die ich kenne – mich eingeschlossen –, empfinden das als anstrengend, ständig dankbar sein zu müssen.“ Viele Menschen sind eher bereit zu helfen als zuzugeben, dass sie selbst Hilfe brauchen, insbesondere in kleineren Ortschaften, wo „jeder jeden kennt“.
„Die Weltverbesserer“ – Ein Film von Michael Brauner und Christian Schüller
Flucht und Migration sind für Menschen oft der letzte Ausweg, wenn sie zu Hause keine Zukunft sehen. Statt tatenlos zu warten, bis die Armen sich auf den Weg machen, wollen Ordensleute vom Stift Admont dort helfen, wo Not entsteht. Zum Beispiel in einem Roma-Dorf in Siebenbürgen. Sie folgen dabei dem Beispiel eines Wiener Installateurs, der seit mehr als 20 Jahren ein Selbsthilfeprojekt betreibt, das er mit eigenen Händen aufgebaut hat.
Hilfe zur Selbsthilfe so umzusetzen, dass sie über den Augenblick hinaus wirksam ist, darum bemüht sich der Entwicklungshelfer Gerhard Spitzer seit 20 Jahren – in einer für Roma desolaten Welt. Zusätzlich zur Verteilung von dringend benötigten Lebensmitteln und Medikamenten betreibt er Sozialarbeit bei denen, für die es kaum Entwicklung gibt. Er repariert Dächer, gräbt Kanäle, legt Leitungen und kümmert sich vor allem um die Ausbildung der Jugendlichen. In seiner gemeinnützigen Stiftung in Lucani erhalten sozial benachteiligte Jugendliche eine Ausbildung für Berufe wie Maurer, Installateur oder Tischler. Zusätzlich leistet die österreichisch-rumänische Initiative Sanierungs- und Bauarbeiten auf sogenannten Sozialbaustellen.
Gerhard Spitzer ist schon seit Anfang der 1990er Jahre in Rumänien tätig. Ihm geht es um Nachhaltigkeit. Er hat ein Konzept entwickelt, auf angekauftem Boden für Roma-Familien kleine Billighäuser mit ein bisschen Infrastruktur zu bauen. Dabei ist er immer wieder auf Sachspenden aus Deutschland und Österreich angewiesen – wie jetzt aus Admont. Im steirischen Admont hat der Professor und Floßmeister Fritz Dirninger gemeinsam mit einigen Patres aus dem Stift und mit dem Segen des Abtes einen Verein gegründet, um die Sozialbaustelle in Rumänien zu unterstützen und mit eigenen Händen anzupacken. Im Sommer ist, so wie im Vorjahr, eine Gruppe von Schülern und Lehrern nach Rumänien gereist, um dort Entwicklungsarbeit zu leisten und einige kleine Holzhäuser zu bauen. Bei ihrem einwöchigen Einsatz in Rumänien kamen die Helfer aus Admont mit der Not und ihren Realitäten in Berührung. Und sie lernten auch die Details tragischer Lebensgeschichten und Sachzwänge kennen. Ein paar Tage Zusammenleben mit den jugendlichen Mitarbeitern der rumänischen Hilfsgemeinschaft, die zuvor selbst einmal hilfsbedürftige Roma-Kinder waren, sind für die Österreicher eine tiefgehende Lebenserfahrung.
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