Gottfried Helnwein in Ö3-„Frühstück bei mir“ über seinen 70. Geburtstag: „Die Vorstellung alt zu werden ist unerträglich.“ | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Gottfried Helnwein in Ö3-„Frühstück bei mir“ über seinen 70. Geburtstag: „Die Vorstellung alt zu werden ist unerträglich.“

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Wien (OTS) – Mit der Verhüllung des Wiener Ringturms sorgt Maler Gottfried Helnwein derzeit für Gesprächsstoff. Am Ringturm ist ein sechsjähriges Mädchen, das mit einem Maschinengewehr auf den Betrachter zielt, zu sehen. Könnte dieses Mahnmal gegen Gewalt nicht auch Vorbildwirkung haben? Gottfried Helnwein auf Ö3: „Es werden immer gerne die Künstler als Schuldige ausgemacht, beim Amoklauf an der Colombine High School hat es geheißen: Die Täter haben Musik von Rammstein gehört oder Marilyn Manson- deswegen! Aber Inspiration ist überall, und Eltern geben ihren Kindern überall auf der Welt diese kleinen Tablets, damit sie brav sitzen und die Gosch’n halten- aber was sieht man da, in Games und in Filmen? Darstellungen von Gewalt. Interessanterweise, immer wenn Künstler sich dieses Themas annehmen, kommen Leute in Panik und schreien: ‚Jetzt könnte ein schlechter Einfluss kommen‘. Dabei will ich die Gesellschaft auf die Omnipräsenz von Gewalt aufmerksam machen, die diese gar nicht mehr wahrnimmt.“

Der österreichische Weltstar der Kunst sprach mit Claudia Stöckl auch über seinen 70. Geburtstag, der am 8. Oktober dieses Jahres begangen wird. Helnwein in der Sendung Ö3-„Frühstück bei mir“: „Für einen Künstler ist die Vorstellung alt zu werden einfach unerträglich, man ist einfach nicht alt. Mir geht es so wie meiner kleinen Enkelin, die jetzt sieben Jahre alt wurde: Ihre Eltern haben sie gefragt, welche Art der Geburtstagsparty sie sich wünscht, ob mit Luftballonen oder Hüpfburg, und sie hat gesagt: „Ich will keine Geburtstagsparty.“ Und da war ich wirklich stolz. Und so geht es mir auch. Ich will keine Geburtstagsparty.“ Sein Erbe allerdings hat der Maler – dessen Werke nach eigenen Angaben um bis zu 400.000 Euro gehandelt werden -bereits geregelt: „Mein Haus und mein Atelier in Irland geht in eine Stiftung, das soll niemand erben, weil es nur Belastung wäre. Das soll als Museum erhalten werden und als Kunstzentrum, wo Künstler als „Artists in Residence“ leben können. Die Idee das Gesamtkunstwerk der Nachwelt zu hinterlassen ist eine Idee, die viele Künstler haben, aber nur wenigen gelingt es. Wenn ein Künstler das Leben danach nicht vorbereitet, wie die Kunst weiter überleben soll und präsentiert wird, wird das in der Regel sofort zerlegt, von Geiern, die kommen von allen Seiten und alles ist weg. Bei mir ist alles geregelt, meine Frau kümmert sich darum.“

Im Ö3-„Frühstück bei mir“ kommentierte Helnwein auch Aktuelles und streute Wladimir Putin Rosen: „Ich halte Putin für den vernünftigsten Politiker, den es derzeit auf der Welt gibt. Ich bewundere ihn sehr, er ist unter extremen Druck, wird ununterbrochen provoziert. Er macht eine Politik von großer Intelligenz. Er scheint mir ein verlässlicherer Partner zu sein als der Mann, der derzeit im Weißen Haus sitzt. Vor dem müsste man sich viel mehr fürchten als vor Putin.“ Donald Trump sieht er als Produkt des Phänomens „Aufmerksamkeit geht über alles“. Helnwein auf Ö3: „ Bevor Trump einen Gedanken in seinem Kopf formuliert oder wahrnimmt, fährt er ihn schon über Twitter heraus. Das ist ein Phänomen, das gruselig ist, wenn man sieht was da rundherum passiert.“

Vor fast genau zwei Jahren hat Helnwein die Trauerrede auf seinen verstorbenen Freund Manfred Deix bei dessen Begräbnis am Wiener Zentralfriedhof gehalten. Wie er das Fehlen seines besten Freundes wahrnimmt? Gottfried Helnwein im Gespräch mit Claudia Stöckl: „ Ich denke an ihn mit Respekt, er gehört zu meinem Wien und meiner Vergangenheit dazu, etwas, das ich nicht missen wollte. Aber sein Leben wäre nicht mehr so lustig gewesen durch seine schwere Krankheit. Er hat voll gelebt und ist verbrannt dabei, und er ist zum richtigen Zeitpunkt gegangen.“ Helnwein, der in Los Angeles und Irland lebt, kann sich eine Rückkehr nach Wien vorstellen: „Es ist eine permanente Vorstellung, ich bin immer noch sehr mit der Stadt verbunden. Es gibt viele Sachen, die mir fehlen im Ausland, vor allem die Sprache, der Dialekt und bestimmte Eigenheiten. Wenn der Zeitpunkt richtig ist, werde ich zurückkommen.“

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