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„Es darf nicht schlechter werden wird zu wenig sein“

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„Säulen der Stabilität – Voraussetzungen für Nachhaltigkeit“: Unter diesem Motto steht die heurige Denkwerkstatt St. Lambrecht im gleichnamigen steirischen Stift. Ob dabei schon der gleiche gemeinsame kleinste Nenner reicht? Als Beispiel nannte der wissenschaftliche Leiter der Tagung, der Sozial- und Arbeitsrechtsprofessor Wolfgang Mazal, Donnerstagvormittag die Aussage: „Es darf nicht schlechter werden.“ Seine Antwort darauf: „Das wird zu wenig sein.“ Um soziale System nachhaltig abzusichern, bedürfe es auch Veränderungen.

Der Sozialexperte beklagte in seinem Einleitungsreferat, gerade in Österreich gebe es zu wenig „Erörterung“ in Form nicht gleich parteipolitisch zugeordneter Diskussion zum Vorteil für die Republik. Das sei auch bei der Institution der Sozialpartner nicht mehr der Fall. Dabei sei es wichtig, ein Forum und Öffentlichkeit für das Erörtern von Themen zu schaffen. „Wir dürfen nicht more oft he same selbst beten“, warnte Mazal. Es müsse grundsätzlich Bewegung geben, „ohne dass gleich der Faschismus-Ruf oder Marxismus-Ruf ausbricht“.

Der Historiker Ernst Bruckmüller, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, erläuterte im Rahmen der Denkwerkstatt St. Lambrecht der Gesellschaft für Zukunftssicherung und Altersvorsorge, dass der Begriff Nachhaltigkeit aus der Forstwirtschaft komme. Dort sei es beim Schlägern von Bäumen notwendig, über zwei Generationen hinaus zu denken. Im Forstgesetz aus dem Jahr 1852 sei dann die bis heute gültige Maxime festgelegt worden: „Wald muss Wald bleiben.“ Das bedeutet, um Forstwirtschaft langfristig zu sichern. sei es notwendig, Jungbäume im Ausmaß der davor geschlägerten Bäume nachzupflanzen.

Bruckmüller sieht allerdings auch den Erhalt der Bodenressourcen als aktuelles Thema der Nachhaltigkeit. Er erinnerte daran, dass Sozialminister Johannes Rauch erst kürzlich vorgeschlagen habe, die Kompetenz über die Raumordnung von den Gemeinden und Bürgermeistern weg zu verlagern. „Na, da war der Teufel los“, sagte der Historiker unter Hinweis auf die erbosten Reaktionen der Gemeindevertreter auf die Idee, mit der die enorme Bodenversiegelung in Österreich durch Bauprojekte im Grünland gebremst werden soll. Ein Problem bei einer Neuregelung sieht er darin, dass die Raumordnung bereits 1962 in der Verfassung festgeschrieben worden sei. Es bräuchte nun demnach eine Zweidrittelmehrheit im Nationalrat für eine Änderung.

Einen dritten Aspekt brachte Simon Varga vom Institut für Philosophie an der Universität Wien ein, was das Spannungsfeld zwischen Kontinuität und Wandel betrifft. Er verwies auf die griechischen Stadtstaaten, deren Probleme zu Reaktionen geführt hätten. Eine Reaktion sei die philosophische Strömung der Kyniker, die man als „Aussteiger“ ansehen könne, die in dem Ausspruch gipfelte: „Geh mir aus der Sonne.“ Die Politik solle einfach die freie Sicht zulassen. Eine zweite Reaktion mit „Lebe im Verborgenen“ sei jene der Epikureer gewesen, die eine Art Ersatzgemeinschaft für alle Bevölkerungsgruppen dargestellt haben. Die dritte Reaktion habe gelautet „Suche deine individuelle Seelenruhe“ samt Skepsis gegenüber Dogmatismus.

Man könne das „in Nuancen“ auf die Gegenwart umlegen, betonte Varga- Die Politik könne zwar einen Rahmen für die Menschen liefern, der aber äußerst fragil sei. Es könne auch als Mahnung an die heutige Politik verstanden werden. Vor einem warnte Varga aber ausdrücklich im Hinblick auf Wandel: „Resignation ist keine Notwendigkeit.“

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