Wer soll bei einem Notfall im Ausland an die Daten kommen?
St. Pölten (OTS) – „Den elektronischen Impfpass kann ich nur als weiteren Akt der Posse „pseudomoderne elektronifizierte Mangelverwaltung“ sehen“, so Dr. Gabriele Von Gimborn, MPH, Allgemeinmedizinerin und Landtagsabgeordnete. „Ich habe ohnehin den Eindruck, dass es das politische Mittel unserer Zeit ist, bestehende Missstände nicht zu reparieren, sondern mittels „Elekronifizierung“ über die E-Card oder neue Apps von den Problemen abzulenken und somit zu kaschieren.“
Natürlich ist das Thema „Impfen“ sehr wichtig und hier ist Österreich kein positives Beispiel. Etwa bei manchen Durchimpfungsraten. „Daher muss das Thema zweifellos verstärkt in der Öffentlichkeit behandelt werden. Speziell die Wichtigkeit der „Herdenimmunität“ scheint vielen Impfgegnern nicht klar zu sein“, weiß Dr. Von Gimborn. „Doch diese Probleme muss man anders lösen als mit einer vollkommen unausgegorenen Einbindung in das neue System der E-Medikation.“
Erfassung zu einem großen Teil gar nicht möglich
Die Probleme beginnen laut Dr. Von Gimborn bereits bei der Erfassung. „Denn dort wo viel geimpft wird, nämlich bei Wahlärzten, in Schulen, in Ämtern oder Betrieben, steht kein E-Card-Lesegerät zur Verfügung. Somit geht schon einmal ein enormer Teil dem System durch die Lappen“, erläutert Dr. Von Gimborn. „Und wenn ich die Pro-Argumente höre, wonach nur so eine Maßnahme zur Verbesserung der Datenlage beitragen könne, kann ich nur lachen. Denn alle wichtigen Impfstoffe sind rezeptpflichtig und somit ist deren Abgabe schon eindeutig zuordenbar erfasst.“
„Und wem das nicht reicht, der bekommt dann spätestens mit Umsetzung der Fälschungsrichtlinie für Medikamente zum wiederholten Mal alle notwendigen Daten serviert“, so Dr. Von Gimborn weiter. „Doch die Unmenge an Datenmüll erlaubt es ganz offensichtlich längst nicht mehr, diese Daten dann auch auszuwerten. Und das wird sicher nicht besser, wenn so ein elektronischer Impfpass kommt.“
Die Hauptfunktion eines Impfpasses kann elektronisch nicht funktionieren
„Man sollte sich vielleicht auch einmal überlegen, welche Funktion denn so ein Impfpass hat. Schließlich muss er auch dann tauglich sein, wenn man in Caorle in eine Glasscherbe getreten ist. Ich bezweifle jedoch, dass dieser Impfpass außerhalb von Österreich funktionieren wird.“ Wie das dann beispielsweise bei einem Unfall in Tunesien gehen soll, ist offensichtlich nicht durchdacht worden. „Genauso wie bei einem Internationalen Führerschein wird ohne einen gestempelten Papierausdruck außerhalb von Europa nichts laufen.“
Daher müssen die möglicherweise unvollständigen Daten aus der E-Medikation für den Fall der Fälle sicher wieder auf ein Papier übertragen werden, und das auch noch ärztlich bestätigt. „Da ist mir der alte Impfpass doch lieber“, so das Resümee von Dr. Von Gimborn. „Der ist vollständig, praktisch zu handhaben und daher als zuverlässige Hilfe zu gebrauchen, wenn Not am Mann ist. Und diese Hauptfunktion sehe ich beim elektronischen Impfpass überhaupt nicht.“
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