Wechsel an der Spitze der Grabung Ephesos: ÖAW-Archäologe Martin Steskal wird neuer Leiter
Nach vierzehn Jahren findet ein Wechsel an der Spitze des österreichischen Grabungsteams in Ephesos statt. Sabine Ladstätter vom Österreichischen Archäologischen Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) legt die Grabungsleitung auf eigenen Wunsch zurück. Ihr Nachfolger wird Martin Steskal, der bereits seit 2015 stellvertretender Leiter der Grabung war und die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit der Türkei weiterführen wird. Die Republik Türkei hat im Mai 2024 der Ernennung von Martin Steskal als neuem Grabungsleiter von Ephesos zugestimmt. Die Grabungskampagne 2024 startet Anfang Juni.
Kulturerbe für kommende Generationen erforschen
ÖAW-Präsident Heinz Faßmann sagt: „Ephesos ist eine der größten wissenschaftlichen Unternehmungen Österreichs im Ausland. Dank der äußerst erfolgreichen Zusammenarbeit von türkischen und österreichischen Kolleginnen und Kollegen zählt die Weltkulturerbestätte zu den am besten dokumentierten archäologischen Grabungen weltweit. Sabine Ladstätter hat als Grabungsleitung großartige Arbeit geleistet. Ich danke ihr sehr für ihr langjähriges und außergewöhnliches Engagement. Mit Martin Steskal, der ebenfalls seit vielen Jahren in Ephesos tätig ist, ist ein hervorragender Nachfolger gefunden, um Ephesos für kommende Generationen zu erforschen und zu erhalten.“
„Nach durchaus herausfordernden, aber auch wunderschönen 14 Jahren freut es mich sehr, die Grabungsleitung an Martin Steskal übergeben zu können“, sagt Sabine Ladstätter: „Er bringt alle Voraussetzungen mit, die ihn für diese Funktion qualifizieren: wissenschaftliche Exzellenz, organisatorisches Talent und die Liebe zu Ephesos. Mit ihm weiß ich das Team in besten Händen. Ich selbst bleibe Ephesos als Wissenschafterin erhalten und werde mich ab sofort wieder meiner Leidenschaft, der Keramikforschung, widmen.“
Martin Steskal, der so wie Ladstätter ebenfalls am Österreichischen Archäologischen Institut der ÖAW forscht, sagt: „Ephesos mit seiner 9.000jährigen Geschichte bietet für die Archäologie eine außergewöhnliche Möglichkeit, die Entwicklung eines Siedlungsraums aus einer Langzeitperspektive zu betrachten. Archäologie vermittelt wie kaum ein anderes Fach als Schnittstelle zwischen unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen. In Ephesos lässt sich dieses Potential beispielhaft schöpfen.“
Rekonstruktion der Lebensumstände antiker Menschen
1895 erfolgte der Spatenstich für die österreichischen Ausgrabungen in Ephesos, einer der bedeutendsten Metropolen des Römischen Reiches. Unter der Federführung der ÖAW werden jährlich zahlreiche internationale Forschungsprojekte vor Ort durchgeführt, an denen sich mehr als 200 Wissenschaftler:innen aus mehr als 15 Ländern beteiligen. Die Weltkulturerbestätte ist aber auch ein Tourismusmagnet und zählt jedes Jahr mehr als 2 Millionen Besucher:innen.
Im Zentrum der Forschung stehen in den kommenden Jahren Fragen zu Kreislaufwirtschaft, Ressourcenmanagement, Mensch-Umwelt-Beziehungen, Produktion und Konsum. Neben einem besseren Verständnis der Siedlungsgeschichte wird die Rekonstruktion der Lebensumstände der antiken Bevölkerung von Ephesos eine wesentliche Rolle spielen.
Martin Steskal: „Die Investition in Langzeit-Forschungsprojekte ist unerlässlich, um komplexe wissenschaftliche Fragen zu erforschen, die manchmal auch den buchstäblichen ‚langen Atem′ benötigen. Ich bin in der glücklichen Lage, auf ein hervorragendes Team von Forscher:innen zurückgreifen zu können, die ein breites Spektrum an Fachwissen und Erfahrung mitbringen.“
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