Corona-Aufarbeitung der Regierung darf armutsbetroffene Kinder nicht übersehen
Die Bevölkerung vor den Folgen allfälliger Krisen besser zu schützen, ist einer der Punkte, den sich die Regierung heute bei der Präsentation ihrer Corona-Aufarbeitung vorgenommen hat. Ein besonders wichtiges Vorhaben, wenn man sich die Ergebnisse einer Befragung der Volkshilfe ansieht, die zeigt, dass die negativen Folgen der Pandemie für armutsbetroffene Kinder noch lange nicht vorbei sind.
Wenn die Regierung heute die Corona-Krise für beendet und aufgearbeitet erklärt, dürfen die entstandenen Ungleichheiten für armutsbetroffene Kinder und Jugendliche nicht vergessen werden”, mahnt Ewald Sacher, Präsident der Volkshilfe Österreich. Er verweist angesichts der heute präsentierten Ergebnisse des Covid-Aufarbeitungsprozesses darauf, dass es wichtig ist, nicht nur die Polarisierung der Gesellschaft in Fragen der Gesundheitspolitik zu analysieren, sondern auch den Blick auf die ungleichen Ausgangsbedingungen etwa beim Wohnen und die Handlungsspielräume verschiedener Einkommensgruppen in den Blick zu nehmen. “Gesellschaftlicher Zusammenhalt entsteht auch über soziale Sicherheit. Wenn wir wollen, dass unsere Gesellschaft krisenfester ist, dann brauchen wir armutsfeste soziale Sicherungsnetze und eine Politik, die die Zukunft von Kindern und Jugendlichen ins Zentrum stellt”, so Sacher.
Die Volkshilfe hat in einer Online-Umfrage im Frühsommer 2023 bei insgesamt 143 armutsbetroffenen Kindern und Jugendlichen zwischen zehn und 19 Jahren sowie 284 armutsbetroffenen Eltern nachgefragt, welche Spuren Corona in ihrem Leben hinterlassen hat. “Die Ergebnisse waren dramatisch. Jeder zweite befragte Elternteil gab an, seit der Pandemie viel häufiger unter Müdigkeit und Erschöpfung, aber auch unter Ängsten und Sorgen zu leiden. Auch eine Mehrheit der befragten Kinder und Jugendlichen fühlt sich seither weniger fit. Beim Schulerfolg wirkt die Pandemie ebenso stark nach. Fast sechzig Prozent der befragten Schüler*innen aus armutsbetroffenen Familien gaben an, dass ihnen der Unterrichtsstoff aus der Coronazeit jetzt beim Lernen fehlt.
"Wenn es in der heutigen Pressekonferenz hieß, alle waren gleich betroffen, alle hatten gleich viel Angst, dann stimmt das besonders für die unteren Einkommen nicht. Diese Menschen hatten deutlich mehr Einkommensverluste, höhere Kurzarbeitsraten oder Arbeitslosigkeit durch Corona. Dieser Aspekt ist mir in den heutigen Statements der Regierung zu kurz gekommen“, so Sacher. „Wenn 56 Prozent unserer Befragten im heurigen Sommer sagten, sie hätten eine „bessere finanzielle Absicherung der Kinder“ gebraucht, um besser durch die Pandemie zu kommen, dann spricht das eine sehr deutliche Sprache.
„Wenn die Regierung die gesellschaftlichen und politischen Spaltungen im Zuge der Corona-Pandemie wirklich aufarbeiten will, dürfen die Perspektiven und Erfahrungen von Kindern und Armutsbetroffenen nicht untergehen. Wer den Familien wirklich zuhört, muss sich, auch für eine bessere Absicherung in Krisenzeiten, für die Kindergrundsicherung stark machen“, so Sacher abschließend.
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