Bundesregierung schafft kostenlosen Zugang zu HIV-PrEP
Die sogenannte HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) wird noch vor dem Sommer kostenlos. Das gab Gesundheitsminister Johannes Rauch in einer Pressekonferenz bekannt. Die Bundesregierung stellt der Sozialversicherung dafür 5 Millionen Euro jährlich zur Verfügung. Ein entsprechender Initiativantrag wird von den Regierungsparteien noch am Freitag im Nationalrat eingebracht. Das Risiko einer HIV-Infektion sinkt bei einer korrekten Einnahme der vorbeugenden Präparate um mindestens 75 Prozent. „Gesundheit darf keine Frage des Einkommens sein“, betont Rauch. „Künftig können sich alle Menschen mit einem erhöhten Infektionsrisiko HIV-PrEP leisten. Das ist ein großer Schritt im Kampf gegen AIDS!“ ***
In Österreich werden jährlich rund 400 HIV-Infektionen neu diagnostiziert. Die Infektion ist derzeit nicht heilbar. Wenn sie rechtzeitig diagnostiziert und behandelt wird, haben HIV-positive Menschen aber die gleiche Lebenserwartung wie die Gesamtbevölkerung.
Eine Möglichkeit, sich vor einer Infektion zu schützen, ist die HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Empfohlen wird sie für Personen mit erhöhtem HIV-Infektionsrisiko – unter anderem für Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) oder für Partner:innen von HIV-positiven Menschen. Die Medikamente sind mit ärztlicher Verschreibung erhältlich. Die monatlichen Kosten belaufen sich auf bis zu mehrere hundert Euro. Ausgewählte Apotheken bieten PrEP derzeit für rund 50 Euro pro Monat an. Denn Präventionsmaßnahmen wie PrEP gehören nicht zum klassischen Leistungsspektrum der allgemeinen Krankenversicherungen.
Die vier Parlamentsparteien ÖVP, SPÖ, Grüne und NEOS haben am Welt-AIDS-Tag vor zwei Wochen im Nationalrat dazu einen Entschließungsantrag eingebracht. Nun wird der Zugang zu PrEP in Österreich für alle leistbar: Bis zum Sommer 2024 werden die Präparate kostenlos. Voraussetzung bleiben regelmäßige medizinische Tests und eine ärztliche Verschreibung. Die Bundesregierung stellt der Sozialversicherung dafür jährlich 5 Millionen Euro bis Ende 2027 zur Verfügung.
Gesundheitsminister Johannes Rauch: „Die vorbeugende Einnahme von PrEP senkt das Risiko einer HIV-Infektion ganz wesentlich. Dass sich viele Menschen die Präparate bisher nicht oder nur schwer leisten konnten, ist untragbar. Gesundheit darf keine Frage des Einkommens sein. Nach unserer Schätzung werden mehr als 3.000 Personen in Österreich von der Neuregelung profitieren. Mit dem kostenlosen Zugang zu HIV-PrEP kommen wir unserem gemeinsamen Ziel einen großen Schritt näher: AIDS soll bis 2030 verschwinden – auch hier in Österreich.“
PrEP reduziert HIV-Infektionsrisiko um 75 Prozent
Mit dem kostenlosen Zugang zu PrEP folgt das Gesundheitsministerium den Empfehlungen des Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA). Es hatte im Auftrag des Gesundheitsministeriums insgesamt 17 internationale, randomisierte und kontrollierte Studien ausgewertet und eine hohe Wirksamkeit für bestimmte Personengruppen bestätigt. Dies gilt vor allem bei Männern, die Sex mit Männern haben sowie bei Personen, die selbst HIV-negativ sind, aber in einer Partnerschaft mit einer HIV-positiven Person leben.
Insgesamt konnte die tägliche Einnahme von PrEP die HIV-Infektionsrate bei diesen Zielgruppen jeweils um mindestens 75 Prozent reduzieren. Voraussetzung hierfür ist die Einhaltung der Therapie, die auch medizinisch begleitet wird. Ein Anstieg der Diagnosen von anderen sexuell übertragbaren Infektionen oder eine Änderung des Sexualverhaltens wegen der Einnahme von PrEP konnte in den ausgewerteten Studien nicht beobachtet werden.
Andrea Brunner, Geschäftsführerin Aids Hilfe Wien: „Mit dieser Maßnahme werden wir in Österreich dem Ziel einen Riesenschritt näherkommen, die HIV-Neuansteckungen in Österreich bis 2030 zu beenden. Wirksame HIV-Prävention wird damit auch für vulnerable Gruppen zugänglich. Und Österreich geht damit den Weg der europäischen Vorbilder, die hier schon wichtige Erfolge im Kampf gegen HIV erzielen. Denn die PrEP ist wirkungsvoll und bei korrekter Einnahme bezogen auf HIV ebenso zuverlässig wie das Kondom oder auch TasP (Treatment as Prevention).“
Konkrete Umsetzung soll im Frühjahr 2024 vorliegen
Details der Regelung wird das Gesundheitsministerium gemeinsam mit der Sozialversicherung in den kommenden Wochen erarbeiten. Dazu gehört auch ein Ausbau der Möglichkeiten für Tests und Beratungen. Starten soll die kostenlose Abgabe von HIV-PrEP noch vor dem Sommer 2024.
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