Die Wiener Wasserversorgung: Vom Hausbrunnen zur Hochquellenleitung – Themenschwerpunkt im Wien Geschichte Wiki
Zu den zentralen Herausforderungen der Entwicklung Wiens von der mittelalterlichen Stadt zur modernen Metropole zählte die Sicherstellung der Wasserversorgung. Insofern ist ihre Geschichte eng mit der Großstadtwerdung Wiens verknüpft. Der aktuelle Themenschwerpunkt im Wien Geschichte Wiki befasst sich mit diesem Thema vom Mittelalter bis zur Inbetriebnahme der Ersten Wiener Hochquellenwasserleitung im Jahr 1873.
Mittelalterliche Hausbrunnen
Die mittelalterliche Wasserversorgung erfolgte zunächst primär durch Hausbrunnen. Ein großer Stadtbrand im Jahr 1525 war der Grund für den Bau einer ersten Wasserleitung aus der Vorort- und Wienerwaldzone. Die Errichtung einer Reihe kleinerer Wasserleitungen dieses Typs folgte, der Bedarf konnte dadurch aber bei weitem nicht abgedeckt werden.
Choleraepidemien als Katalysator für Veränderungen
Im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts – in einer Phase starken Bevölkerungswachstums – spitzte sich die Versorgungslage dramatisch zu. Dies veranlasste zunächst ab 1836 den Bau der Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung, der jedoch weder quantitativ noch qualitativ das Problem löste, ja epidemiologisch sogar verschärfte. Schwere Choleraepidemien suchten die von der Ferdinands-Wasserleitung versorgten Stadtteile besonders stark heim. In wasserarmen Zonen im Süden musste die Bevölkerung sogar teilweise mit von Wasserträgern verkauftem, abgestandenem Wasser Vorlieb nehmen. Dies veranlasste ab den frühen 1860er Jahren die Stadtverantwortlichen sowie engagierte Ärzte und Ingenieure, Überlegungen zu einer grundlegenden Neugestaltung der Wasserversorgung anzustellen.
Errichtung der Ersten Hochquellenleitung
Ein Gemeinderatsbeschluss von 1864 ebnete den Weg zum Bau einer Zentralwasserleitung, die Quellwasser von hervorragender Qualität aus dem Rax-Schneeberg-Gebiet nach Wien führen sollte. Im Jahr 1873 nahm die Erste Hochquellenleitung der Stadt Wien ihren Betrieb auf. Der Bau war eine technische und finanzielle Herausforderung für die Stadt. Die Baukosten betrugen eineinhalb kommunale Jahresbudgets. Langfristig erwies sich das Investment als sehr weitsichtig: Es ermöglichte nach und nach nahezu die flächendeckende Versorgung des damaligen Stadtgebiets mit Quellwasser. Die Erste Hochquellenleitung wurde deshalb zum Symbol für die Befreiung von Wassernot und Seuchengefahr.
Neue historische Quellen ausgewertet
Für den Themenschwerpunkt im Wien Geschichte Wiki wurden bisher noch nicht aufgearbeitete Quellen aus dem Wiener Stadt- und Landesarchiv ausgewertet. Die Protokolle der Wiener Wasserleitungskommission, welche die Basis für die Entscheidung und den Bau der Ersten Hochquellenleitung legte, konnten mit finanzieller Unterstützung der MA 31 – Wiener Wasser beforscht und für das Wiki aufbereitet werden.
Themenschwerpunkt im Wien Geschichte Wiki
Zudem bietet das Wien Geschichte Wiki einen Gesamtüberblick über alle historischen Wasserleitungen und ihre Auslaufbrunnen. Neben den bereits bekannten treibenden Kräften aus dem Entstehungszusammenhang der Ersten Hochquellenleitung werden erstmals auch weniger bekannte Personen und ihre Verdienste um das überaus bedeutende Infrastrukturprojekt der Stadt biografisch dargestellt. Eine interaktive Zeitleiste bietet einen schnellen Überblick, ein eigenes Wasserversorgungs-Portal im Wiki bindet alle Informationen rund um das Thema zusammen.
Link zum Themenschwerpunkt
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Wasserversorgung
Originaldokumente im Archivfoyer
Im Wiener Stadt- und Landesarchiv werden vom 4. Oktober 2023 bis 23. Februar 2024 in vier Vitrinen relevante Originaldokumente zur Wasserversorgung Wiens gezeigt, etwa die reich illustrierte Verlaufskarte der Albertinischen Wasserleitung aus 1832 vom Quellgebiet im Halterbachtal bei Hütteldorf bis in die Stadt oder eine Abbildung der mikroskopischen Analyse des Wassers im Zuge der Planung der Ersten Hochquellwasserleitung.
Veranstaltung zum Themenschwerpunkt
19.10.2023, Vortragssaal des Wiener Stadt- und Landesarchivs sowie Online-Raum: Vortrag "Die Erste Wiener Hochquellenleitung – Von der Planung zur Mythisierung".
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