Türkei sechs Monate nach dem Erdbeben: "Wir müssen bei Null anfangen" | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Türkei sechs Monate nach dem Erdbeben: „Wir müssen bei Null anfangen“

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Mittlerweile sind sechs Monate seit den Erdbeben in der Türkei und dem Nordwesten Syriens vergangen. Die Bilanz ist verheerend, allein in der Türkei waren 9,1 Millionen Menschen betroffen – darunter auch 1,7 Millionen geflüchtete Syrer:innen, die in der Türkei Zuflucht vor dem Krieg in ihrer Heimat gefunden haben. Mit Unterstützung der Europäischen Union leistet die Hilfsorganisation CARE Nothilfe.

"Auch ein halbes Jahr später leiden die Menschen unter den Folgen der katastrophalen Erdbeben, Hunderte werden noch vermisst. Gleichzeitig hat das Beben die Lebensgrundlage von vielen zerstört", berichtet Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich. "Der Bedarf an humanitärer Hilfe hält an und wird angesichts des Ausmaßes der Zerstörung so schnell nicht weniger. Deshalb leisten wir gemeinsam mit der Europäischen Union und lokalen Partnerorganisationen Nothilfe vor Ort."

"Unsere Teams waren vom ersten Tag an vor Ort. Auch ein halbes Jahr nach dem Erdbeben ist der Hilfsbedarf immer noch sehr hoch", sagt Devrig Velly, Leiter des Büros für humanitäre Hilfe der EU in der Türkei. "Die Europäische Union unterstützt weiterhin humanitäre Hilfsorganisationen wie CARE, um sicherzustellen, dass die betroffenen Menschen Grundbedürfnisse wie Wasser, Nahrung, Unterkünfte, und sanitäre Versorgung decken können." 

„Ich werde nie wieder zur Normalität zurückkehren“

Die türkische Provinz Hatay im Süden des Landes war besonders stark von den Erdbeben betroffen. Rund 270.000 Gebäude wurden zerstört, über 23.000 Menschen starben, während mehr als 30.000 verletzt wurden. Elçin Ezel war 81 Stunden lang unter der eingestürzten Decke ihres Hauses gefangen: „Es war dunkel und das Atmen fiel mir mit der Zeit immer schwerer. Ich habe an diesem Tag meine beiden Kinder und meine Mutter verloren.“ Sie lebt nun wie viele andere Betroffene in einem Container als Notunterkunft. "Sechs Monate nach dem Erdbeben ist noch nichts wieder in Ordnung. Der Wiederaufbau wird sehr lange dauern."

Das Leben in den Notunterkünften ist schwierig. Durch die Erdbeben wurde wichtige Infrastruktur beschädigt, die Wasserversorgung ist immer noch eine Herausforderung. Es gibt kaum Einkommensmöglichkeiten für die Menschen. CARE verteilt Wasser, Nahrungsmittel, stellt Unterkünfte und den sicheren Zugang zu sanitären Einrichtungen sowie Hygienemaßnahmen bereit. "Wir bekommen Trinkwasser, was so wichtig ist, denn Wasser ist Leben", sagt Elçin. Vor allem Frauen und Kinder brauchen weiterhin Schutz. Ohne die Sicherheit ihres Zuhauses und eines stabilen Umfelds sind sie Gefahren ausgesetzt.

CARE: Bisher mehr als 700.000 Menschen mit Nothilfe nach den Erdbeben erreicht

Mit Unterstützung der Europäischen Union und anderer Partnerorganisationen konnte CARE nach den Erdbeben in der Türkei und Syrien bereits mehr als 700.000 Menschen mit Nothilfe erreichen, mehr als 65.000 davon in der Türkei. Darunter auch Familie Güler, deren Haus durch das Erdbeben teilweise einstürzte. "Wir hatten Glück, wir schliefen im Wohnzimmer. Als das Erdbeben passierte, stürzte das Schlafzimmer ein. Das hätte uns umgebracht", erzählt Hüsameddin Güler. Er lebt nun mit seiner Frau Selen und seinen Kindern in einem Zelt. "Wir müssen wieder bei Null anfangen. Es gibt keine Schulen für meine Kinder. Von CARE haben wir Küchengeräte, Lebensmittel, einen Basketball, Hygienesets und Wasserflaschen erhalten."

An eine Rückkehr in einen normalen Alltag ist noch nicht zu denken, die Gebäude sind immer noch einsturzgefährdet und instabil. Die nächste Herausforderung für viele Familien, die in den Notunterkünften leben, wird der Winter sein. "Es ist nichts mehr übrig. Wenn der Winter kommt, müssen wir eine bessere Unterkunft haben", sagt Hüsameddin.

Das Projekt in der Türkei wird von der Europäischen Union gefördert und läuft bis November 2023. Insgesamt profitieren 70.500 Menschen davon.

Europäischer Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe: Die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten sind der weltweit größte Geber humanitärer Hilfe. Die Soforthilfe ist Ausdruck der europäischen Solidarität mit Menschen in Not auf der ganzen Welt. Sie zielt darauf ab, Leben zu retten, menschliches Leid zu verhindern und zu lindern sowie die Integrität und Menschenwürde der von Krisen und Katastrophen betroffenen Bevölkerung zu schützen. Über die Abteilung Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe der Europäischen Kommission hilft die Europäische Union jedes Jahr Millionen von Opfern von Konflikten und Katastrophen.

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