Neue Aufdeckung: Fischmassaker auf schwimmenden Schlachtfabriken
Wien (OTS) – Mehrere Tage waren Tierschützer:innen undercover auf zwei Fischereibooten im Ärmelkanal und in der Nordsee unterwegs. Sie dokumentierten die tagtägliche Tierquälerei und den brutalen Umgang mit Fischen und anderen Meerestieren bei der Schleppnetz-Fischerei. Fische und Fischprodukte, die so gefangen und verarbeitet werden, landen auch in Österreich.
Selbst erfahrenen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des VGT, die schon viel Tierleid und Tierquälerei gesehen haben, treibt es Tränen in die Augen, wenn sie die Videoaufnahmen sichten, die dem VGT von der deutschen Tierschutzorganisation [SOKO Tierschutz] (https://www.soko-tierschutz.org/) zugespielt wurden.
NEUES VIDEO: [Grausame Schleppnetz-Fischerei] (https://youtu.be/pSV0PkpKnns)
Erschreckende Brutalität
Die Tötung und Verarbeitung der gefangenen Fische an Bord der zwei Trawler wird mit unglaublicher Brutalität durchgeführt. Fische werden beispielsweise bei vollem Bewusstsein aufgeschlitzt und ihre Organe entfernt. Die Tiere sind dabei nicht betäubt! Die Arbeiter:innen am Schiff trampeln immer wieder brutal und rücksichtslos auf den Fischen herum. Krabben werden ohne erkennbaren Grund einfach totgetreten. Fische werden herumgeworfen, als wären sie lebloses Material. Andere werden in Kisten sortiert und ersticken qualvoll, bei manchen Arten dauert das Stunden. Betroffen sind viele Fischarten und Krebstiere, darunter auch Tintenfische, Haie, Rochen und Schollen. Junge Fische und Wassertiere, die zu klein oder unrentabel sind, werden zurück ins Meer geworfen. Viele von ihnen sind bereits tot, andere schwer verletzt.
Normalität beim Meeresfischfang
Die Aufnahmen stammen von einem französischen und einem englischen Fischerboot von Juli, August und November 2021, unterwegs im Ärmelkanal und in der Nordsee. Bei dem unfassbaren Gemetzel an den Meerestieren handelt es sich in weiten Teilen nicht um illegale Aktivitäten von „kriminellen Fischer:innen“. Es ist die erschreckende Realität beim legalen Meeresfischfang. Das auf den zwei Trawlern gefilmte brutale Quälen von Fischen und anderen Meerestieren passiert jeden Tag auf vielen tausend anderen europäischen Fischerbooten. Im Jahr 2020 umfasste die EU-Fischereiflotte immerhin 74.903 registrierte Boote. Milliarden Wassertiere sind also betroffen. Gesetzlichen Schutz gibt es für die Fische nicht. Erlaubt ist, was passiert.
Tierquälerische Grundschleppnetzfischerei
Die Boote, auf denen die Filmaufnahmen entstanden sind, fischen mit Grundschleppnetzen. Diese Netze werden über den Meeresboden gezogen. Ketten oder Metallkugeln an der Netzunterseite scheuchen dabei auf dem Meeresboden lebende Fische und andere Meeresbewohner:innen auf. Alle Meerestiere versuchen zu flüchten, die meisten verfangen sich dabei im Netz. Der gesamte Meeresboden wird bei dieser Fangmethode zerstörerisch durchwühlt. Ganze Ökosysteme werden dadurch vernichtet. Zurück bleiben Unterwasserwüsten ohne jedes Leben.
Schleppnetz-Fischerei ist eine tierquälerische Fangmethode. Trotzdem ist sie in der EU gesetzlich erlaubt. Wenn die Netze unter Wasser voll sind und zum Boot nach oben gezogen werden, platzt bei vielen Fischen die Schwimmblase durch den zu schnellen Druckunterschied. Zahlreiche Fische verletzten sich an den Netzmaschen und durch die zunehmende Enge im Netz. Manche Fische werden durch das Gewicht anderer Fische zerquetscht. Werden die Schleppnetze aus dem Wasser gezogen, beginnt schließlich für jeden noch lebenden Fisch der qualvolle Tod des Erstickens. Je nach Art dauert das Ersticken unterschiedlich lange. Bei manchen einige Stunden.
Fischfang ist nicht selektiv
Schleppnetze können nicht selektiv fangen, erwischt werden alle Meerestiere im Fangbereich der Netze. Auch solche, die eigentlich nicht gefangen werden dürfen, weil sie nicht auf den Fanglisten stehen, wie Schildkröten, Wale, Delfine, Haie und zahlreiche andere Arten. Diese Millionen Fische und andere Meerestiere werden als „Beifang“ bezeichnet, obwohl es sich um Lebewesen handelt. Für die Fischer:innen und den Fischmarkt haben sie keinen Wert. Nachdem sie an Bord gezogen und aussortiert wurden, werden sie wie Müll ins Meer entsorgt. Der „Beifang“ ist auch für den rasanten Artenschwund in den EU-Gewässern mitverantwortlich.
Fische leiden
Die Aufnahmen zeigen, dass die Fische und anderen gefangenen Meerestiere wie leblose Produkte und Müll behandelt werden. Dabei ist längst schon wissenschaftlich bewiesen, dass Fische Schmerzen empfinden. Sie kennen Angst. Sie leiden unter Stress. Fische haben ein Bewusstsein. Sie sind soziale Tiere mit familiären Bindungen und freundschaftlichen Beziehungen. Sie sind empfindsame Wirbeltiere im Lebensraum Wasser, die Landsäugetieren und dem Menschen in vielen Bereichen sehr ähnlich sind. Auch wenn sie nicht so aussehen.
Österreich importiert Fisch
Das Binnenland Österreich hat zwar keine Fischereiflotte, aber Fische und andere Meerestiere, die mit solchen Booten und diesen Methoden gefangen werden, kommen auch nach Österreich. 70.084 Tonnen Fisch wurden im Jahr 2020 importiert. Tendenz steigend. Fische (und andere Meerestiere) werden hierzulande gerne gegessen, 7,3 Kilogramm Fisch pro Kopf ergab die statistische Rechnung für das Jahr 2020. Als Fischmehl oder Fischöl verarbeitet landen viele weitere Tonnen in der Lebensmittelindustrie.
Erich Schacherl, Kampagnenmitarbeiter beim VGT: „Die Filmaufnahmen sind zutiefst schockierend. Das, was den Fischen und anderen Meerestieren angetan wird, ihre Qualen, ihr Leiden, der Schmerz, die Verzweiflung und die Todesangst, können wir Menschen uns nicht einmal ansatzweise vorstellen. Es ist beschämend für das moderne Europa, dass derartige Praktiken und Aktivitäten normal sind und es keine Gesetze gibt, die Fische und andere Meerestiere beim Meeresfischfang schützen. Das alles passiert vor allem deshalb, weil Menschen Meeresfische essen wollen. Für einen kurzen, nur wenige Minuten dauernden kulinarischen Genuss, müssen Fische derart leiden. Das kann es nicht sein. Der VGT bittet jeden verantwortungsbewussten Österreicher und jede verantwortungsbewusste Österreicherin, auf den Konsum von Meeresfischen und Produkten mit Meeresfischen oder anderen Meerestieren zu verzichten“.
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