Beethoven und seine Verleger | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Beethoven und seine Verleger

0 279

Wien (OTS) – Die Wienbibliothek im Rathaus verfügt über eine beachtliche Anzahl von Briefen Ludwig van Beethovens, die auch online in der Sammlung der Digitalen Wienbibliothek verfügbar sind. Diese Briefe bilden zusammen mit einer Auswahl an Kompositionen Beethovens sowie zahlreichen Erst- und Frühausgaben den Kern der Ausstellung zum Beethoven-Gedenkjahr 2020: „Beethoven und seine Verleger“ (28. Februar bis 30. Oktober 2020) gibt Einblicke in die Lebensumstände einer ambivalenten Künstlerpersönlichkeit und zeigt einen Grenzgänger zwischen höchsten künstlerischen Idealen und den Erfordernissen des Alltags. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung am 27. Februar wird ein kurzes, bisher nicht bekanntes Klavierstück Ludwig van Beethovens uraufgeführt.

Zwtl. „ein Magazin der Kunst in der Welt“

Themen von „Beethoven und seine Verleger“ sind daher u. a. die Bedeutung des Mäzenatentums und andere finanzielle Aspekte sowie das Musikverlagswesen zu Beethovens Zeit. „(…) es sollte nur ein Magazin der Kunst in der Welt seyn, wo der Künstler seine Kunstwerke nur hinzugeben hätte, um zu nehmen, was er brauchte“, schrieb Beethoven 1801 an den Leipziger Verleger Franz Anton Hoffmeister.

„Dieser Wunsch des Komponisten ist bezeichnend für seine Haltung und seinen Unwillen, sich um die profane Vermarktung seiner Kunst kümmern zu müssen“, betont Thomas Aigner, Leiter der Musiksammlung und Kurator der Ausstellung. Denn die Realität sah anders aus:
Zusammen mit der aufstrebenden bürgerlichen Musikkultur um 1800 nahm auch das Musikverlagswesen einen rasanten Aufschwung. Dabei entstand ein Wildwuchs, der erst in späteren Jahrzehnten nach und nach einer Regulierung unterworfen wurde und Beethoven zu einer vermehrten, ihm im Grunde fremden Beschäftigung mit merkantilen Angelegenheiten zwang.

Zwtl. Artaria & Comp. & Breitkopf & Härtel

Beethoven konnte zwar die Konkurrenz der zahlreichen jungen Unternehmungen für sich nützen und zum Teil ein und dasselbe Werk an verschiedene Firmen verkaufen – musste sich aber u. a. gegen nicht autorisierte Nachdrucke seiner Werke und fehlerhafte Ausgaben seiner Verleger zur Wehr setzen. Für das Frühwerk Beethovens nach dessen Übersiedelung nach Wien war die Firma Artaria & Comp., die schon Hauptverleger Joseph Haydns und Wolfgang Amadeus Mozarts war, von zentraler Bedeutung.

Die Materialien des von der Wienbibliothek im Rathaus verwahrten Teilarchivs der Firma beleuchten u. a. den Rechtsstreit, der sich um die Veröffentlichung des Streichquintetts op. 29 entsponnen hatte:
Ohne den Komponisten davon in Kenntnis zu setzen hatte der Mäzen und Bankier Moritz Christian Johann Graf von Fries sein Widmungsexemplar dem Artaria-Verlag zur Veröffentlichung übergeben – während Beethoven die Komposition Breitkopf & Härtel angeboten hatte. In der Wiener Zeitung sprach Beethoven sich daraufhin mit einer Anzeige „An die Musikliebhaber“ gegen die Ausgabe bei Artaria aus, „weil diese (…) höchst fehlerhaft, unrichtig, und für den Spieler ganz unbrauchbar sei“, wurde aber gerichtlich zu einem Widerruf verpflichtet.

„hol euch der Teufel? behüt euch Gott“

Das Verhältnis zu seinen Musikverlegern blieb ambivalent („hol euch der Teufel? behüt euch Gott“), doch Beethoven bewies im Umgang auch Humor: In seinen Briefen an Sigmund Anton Steiner, 1815 bis 1817 dessen Hauptverleger, bezeichnete sich der Komponist als Generalissimus, machte Steiner zum Generalleutnant und dessen Kompagnon Tobias Haslinger zum Adjutanten. „Man hat den adjutanten beym linken Ohrläppchen etwas stark anzuziehen“, schrieb Beethoven an Steiner. Und da dies wirkungslos geblieben schien: „da der Adjutant hiebey neulich seine Verrätherischen u. aufrührerischen Gesinnungen durch Reden wieder gezeigt, so ist solcher sogleich heute beim rechten Ohr derb anzufaßen u. zu zupfen, die weitere Execution behalten wir unß vor, um selbe in unsrer (…) Gegenwart vollziehen zu lassen.“

Zwtl. Nachlass Beethovens

„Beethoven und seine Verleger“ dokumentiert weiters die Versteigerung von Beethovens Nachlass nach dessen Tod 1827 in Wien und zeigt schließlich die Anläufe zu einer noch vom Komponisten selbst angeregten Gesamtausgabe seiner Werke.

Ausstellungseröffnung und Beethoven Uraufführung

Donnerstag, 27. Februar 2020, 19:00 Uhr, Musiksammlung der Wienbibliothek Bartensteingasse 9, 1. Stock, 1010 Wien

Programm:

  • Begrüßung: Anita Eichinger, Direktorin Wienbibliothek im Rathaus
  • Zur Ausstellung: Thomas Aigner, Leiter der Musiksammlung
  • Karin Adam (Violine), Doris Adam (Klavier), Sonate G-Dur für Violine und Klavier, op. 30,3
  • Uraufführung eines kurzen, bisher nicht bekannten und unbezeichneten Klavierstückes von Ludwig van Beethoven (erscheint als Erstausgabe in der Wiener Urtext Edition, hrsg. von Dr. Jochen Reutter, der die Komposition im Jänner 2020 entdeckt hat)

Allgemeine Ausstellungsinformationen

  • Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9:00 Uhr bis 13:00 Uhr
  • Dauer: 28. Februar bis 30. Oktober 2020
  • Ort: Wienbibliothek im Rathaus, Musiksammlung (Loos-Räume), 1., Bartensteingasse 9, 1. Stock, Freier Eintritt!

Mehr Informationen unter
https://www.wienbibliothek.at/veranstaltungen-ausstellungen/ausstellu
ngen/beethoven-verleger

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. PID Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.