„kreuz und quer“: „Schicksal“ und „Der Klang der Welt“ | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

„kreuz und quer“: „Schicksal“ und „Der Klang der Welt“

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Wien (OTS) – Irgendwann passiert das Unerwartete, bringt Tod und Verderben. Urplötzlich, unverschuldet, unaufhaltsam – schicksalshaft. Doch woran glauben wir, wenn wir an Schicksal glauben? An ein vorherbestimmtes Los? Gottes Plan? Karma? Oder ist doch alles nur Zufall? Antworten auf diese existenziellen Fragen sucht die „kreuz und quer“-Dokumentation „Schicksal“ von Fritz Kalteis am Dienstag, dem 27. November 2018, um 22.35 Uhr in ORF 2.
Gerald Wirth ist Direktor und künstlerischer Leiter der Wiener Sängerknaben. Er organisiert Tourneen, leitet CD-Aufnahmen, kümmert sich um Konzerthausneubauten und ist für jedes „Sängerknaben-Kind“ ein Ansprechpartner. Wirth ist jedoch nicht nur Manager von jungen Weltstars – er ist in unzähligen Bereichen sozial, künstlerisch und humanistisch engagiert, wie Robert Neumüllers Film „Der Klang der Welt“ um 23.20 Uhr zeigt.

„Schicksal“ – Ein Film von Fritz Kalteis

Einer der Protagonisten des Films „Schicksal“ ist Benedikt von Ulm-Erbach. Er ist seit einem schweren Snowboardunfall im Jahr 2010 querschnittgelähmt. Der Journalist Lars Langenau von der „Süddeutschen Zeitung“ hat seine Geschichte in einem Buch mit dem Titel „ÜberLeben“ aufgezeichnet: „Wenn ich Leuten erzähle, was Überlebenswille bedeuten kann, dann ist Benedikt der Mensch, der mich am meisten fasziniert hat. Sein Satz, dass er ja noch Glück gehabt habe, weil er seinen Zeigefinger bewegen kann, hat sich tief bei mir eigebrannt.“ Gemeinsam mit Lars Langenau besucht Benedikt von Ulm-Erbach im Rahmen des Filmes mit Serfaus in Tirol erstmals jenen Ort, an dem sich sein Schicksal gewendet hat. Benedikt fährt dabei selbst mit dem Auto: „Mein Ziel war von Anfang an, so selbstständig wie möglich zu werden, und die Verantwortung dafür habe ich ganz klar bei mir gesucht. Und nicht bei jemand anderem.“

Oberflächlich betrachtet scheint es, als habe das Schicksal als lebensbestimmende Macht an Stellenwert verloren. Immer mehr von dem, was früher schicksalshaft erschien, hat der Mensch unter seine Kontrolle gebracht: Er heilt einst tödliche Krankheiten, bezwingt Naturgewalten und forscht gar an der Überwindung des Todes selbst. Und doch bleibt vieles unserem Zugriff entzogen, bestätigt der Kirchenhistoriker Thomas Prügl von der Uni Wien. „Was immer einem Menschen passiert, wird er sich fragen: Woher kommt das? Wenn mir etwas passiert, das ich als schicksalshaft wahrnehme, glaube ich erstmal, dass das irgendwo einen Grund haben muss. Es muss eine Ursache für alles geben. Weil es den Zufall so nicht geben kann.“

Und so beleuchtet der Film unterschiedliche Schicksalsvorstellungen:
Von der Idee eines unabwendbaren Schicksals, wie es König Ödipus erfährt, über die Vorstellung, dass Schicksal eine Prüfung oder gar Strafe Gottes sei, bis hin zum allgegenwärtigen „Inshalla – So Gott will“ im islamischen Kulturkreis. Zentral sei dabei die Frage, wie Leid erklärt wird, denn – so die Theologin Monika Prettenthaler – „ein allwissender Gott, ein liebender Gott, ein allmächtiger Gott geht mit dem Leid in der Welt nicht zusammen“.

Die Frage nach dem Sinn des eigenen Schicksals stellt sich auch Benedikt von Ulm-Erbach: „Ich sage sicher nicht im Nachhinein, dass ich froh bin, dass mir meine Querschnittlähmung passiert ist. Aber es sind auf jeden Fall viele Dinge geschehen, die höchstwahrscheinlich ohne den Unfall nicht passiert wären.“ Tatsächlich ist aus einer Unterstützungsaktion seiner Freunde eines der größten Benefizfußballturniere Österreichs entstanden, mit dem heute vor allem Rollstuhlsportler/innen unterstützt werden. Auch wenn die Quantenphysik die Existenz des reinen Zufalls längst bewiesen hat, hält der Mensch doch gerne an der Vorstellung fest, dass das Leben mehr ist als Zufall, so Prof. Prügl: „Das Leben braucht das Schicksal. Das Schicksal ist die Summe der Dinge, die sich unvorhergesehen mir darbieten. Aber das Leben ist das, was ich aus dem Schicksal mache.“

„Der Klang der Welt“ – Ein Film von Robert Neumüller

Gerald Wirth war selbst Solist bei den Sängerknaben und kehrte schon als 21-Jähriger, nachdem er bei Balduin Sulzer gelernt hatte, als jüngster Kapellmeister zu ihnen zurück. Chormusik und vor allem sakrale Chormusik ist seine Leidenschaft. In seiner „Wirth Music Academy“ bildet er Sänger/innen, Dirigentinnen und Dirigenten aus. Für seinen Unterricht entwickelte er in Zusammenarbeit mit Psychologinnen und Psychologen sowie Neurologinnen und Neurologen eine Methode, um den Lehrenden eine noch bessere, effizientere Inhaltsvermittlung zu ermöglichen.

Mit seiner Frau Elke hat Gerald Wirth in jungen Jahren einige Jahre in Kanada gelebt, dort den Calgary Boys Choir aufgebaut und zu großem Erfolg geführt. Zurück in Österreich, mit mittlerweile sechs Kindern, hat die Familie einen Bauernhof im Pielachtal bezogen. Dort betreibt er gemeinsam mit seiner Frau eine Waldschafzucht. Sein soziales, künstlerisches Engagement kennt keine Grenzen. In Indien entsteht unter seiner Leitung ein Kindergarten-Projekt mit musikalischem Schwerpunkt. Er unterrichtet Flüchtlingskinder in Anhaltelagern in Europa und im Nahen Osten und bildet dort Lehrende aus, die seine Arbeit fortsetzen können. Er bringt Hoffnung, Können und Wertschätzung in den verzweifelten Alltag der Menschen.

Mit „Superar“ ist es ihm gemeinsam mit Caritas Wien und dem Wiener Konzerthaus gelungen, in Europa benachteiligten Kindern eine Chance zu eröffnen, über Musikunterricht anerkannter Teil der Gesellschaft zu werden. In Österreich bekommen Buben und Mädchen von Migrantinnen und Migranten oder sozial benachteiligten Familien gemeinsam mit anderen Kindern die Chance, professionell ein Instrument zu erlernen. In den kurzen Phasen zwischen all den Terminen komponiert Gerald Wirth und arrangiert Werke für Chor und Orchester, meistens im Flugzeug oder im Zug. Aus diesen Notizen entstehen dann seinen großen Chor- und Sakralwerke.

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