12-Stunden-Tag: Tiroler Wirtschaftskammer arbeitet munter am Fachkräftemangel
Wien (OTS) – Schockiert zeigt sich Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus in der Gewerkschaft vida, über die jüngsten Aussagen des Sprechers der Tiroler Gastronomie, Alois Rainer: „Dass ihm als Wirt die jetzt angepeilte Arbeitszeitflexibilisierung gut ins Konzept passt, verwundert mich wenig. Schon jetzt sind die Arbeitszeiten in der Tiroler Saisonhotellerie ohnedies weit von dem entfernt, was eigentlich im Kollektivvertrag festgeschrieben steht. Wir wissen, dass sich viele nicht an die Vereinbarungen halten. Normalitäten wie eine 40-Stunden-Woche werden nicht gelebt. Es ist, ein Hohn, wenn der Tiroler Wirtesprecher Rainer davon spricht, dass die neuen Arbeitszeiten die Lebensrealitäten der Menschen besser abbilden. Es geht hier einzig und allein um die Lebensrealitäten vieler Betriebe. Mit der 60-Stunden-Woche könnten sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch mehr auspressen“, so der vida-Gewerkschafter.
Mehr Arbeit, weniger Gesundheit
„Wir brauchen kein weiteres flexibles Arbeitszeitmodell. Wir brauchen Arbeitsplätze mit einer 40-Stunden-Woche und garantierten zwei freien Tagen pro Woche“, so Tusch. Die von Rainer geforderte Arbeitszeitflexibilisierung ist für Tusch nichts anderes als ein massiver Angriff auf die Gesundheit und die Lebensgestaltung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Tourismus: „Mit der 60-Stunden-Woche und dem 12-Stunden-Tag kommen jetzt noch längere Dienste in von Zigaretten verqualmten Räumen auf die Beschäftigten zu. Ihre Gesundheit wird zudem mit steigender Unfallgefahr am Arbeitsplatz durch die Verkürzung der Ruhezeit bei geteilten Diensten auf acht Stunden noch mehr gefährdet.“ Außer Frage steht für Tusch, dass sich mit diesem Modell der Fachkräftemangel im Tourismus weiter zuspitzen werde: „Angesichts der tausenden unbesetzten Arbeitsplätze im Tourismus kann ich den Jubel über das neue Reformpaket nicht nachvollziehen.“
Lehrlingsausbildung verbessern, nicht verkürzen
Als „völlig realitätsfremd“ bezeichnet Tusch zudem die Forderung von Rainer, die Lehrzeit von drei auf zwei Jahre verkürzen zu wollen. „Was wir brauchen sind Betriebe, die endlich ihren Aufgabe nachkommen und wirklich ausbilden, anstatt die Jugendlichen nur als günstige Hilfskräfte zu missbrauchen. Dann hätten wir einerseits kein Nachwuchsproblem, und zum anderen würden weiterhin aus noch mehr Betrieben top-ausgebildete Lehrlinge kommen. Welche beeindruckenden Leistungen gut ausgebildete Lehrlinge bringen, sehen wir jährlich bei den zahlreichen Lehrlingswettbewerben im ganzen Land“, so Tusch. Abschließend betont der vida-Gewerkschafter, dass „nicht WIR die Jobs im Tourismus madig reden. Das negative Image hat sich die Branche hartnäckig selbst erarbeitet.“ Dass die Arbeitsbedingungen viele Menschen abschrecken, stört den Tiroler Wirtesprecher offenbar nicht, vermutet Tusch: „Im Gegenteil. Er will noch schlechteren Arbeitsbedingungen jetzt auch noch den roten Teppich ausrollen.“
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