„kulturMontag“: Europäische Kulturhauptstadt Tartu, Besuch bei Buchmesse in Kiew, Dialekt-Reihe „Sog amoi“ in Kärnten | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

„kulturMontag“: Europäische Kulturhauptstadt Tartu, Besuch bei Buchmesse in Kiew, Dialekt-Reihe „Sog amoi“ in Kärnten

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Wien (OTS) – Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 1. Juli 2024 um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON besucht Tartu, die zweitgrößte Stadt Estlands und Europäische Kulturhauptstadt 2024, begleitet Tanja Maljartschuk, die in Wien lebende bekannteste ukrainische Autorin im deutschsprachigen Raum und Bachmannpreis-Gewinnerin, bei einer Reise zur größten ukrainischen Buchmesse in Kiew und stellt eine weitere Folge der neunteiligen Dialekt-Serie „Sog amoi“ vor – diesmal aus Kärnten. Anschließend beleuchtet die erste Ausgabe der dreiteiligen Doku-Serie „Soundtracks of Arts“ mit dem Titel „Louvre – Da Vinci – Will.I.am“ den wechselseitigen Einfluss von Kunst und Musik.

Die Kunst des Überlebens – Das estnische Tartu ist Europäische Kulturhauptstadt 2024

„Arts of Survival“, also die Pflege der Überlebenskünste, hat man sich heuer in Tartu vorgenommen, denn die zweitgrößte Stadt Estlands ist – neben Bad Ischl mit dem Salzkammergut und Bodø – heuer Kulturhauptstadt Europas. Die alte Universitäts- und Hansestadt mag zwar nur die zweitgrößte Stadt Estlands sein und wirtschaftlich im Schatten der Hauptstadt Tallinn stehen, doch in Sachen Kultur liegt die offene, lebendige und mit ihren elf Universitäten studentisch geprägte 100.000-Einwohner:innen-Stadt mindestens auf gleicher Höhe. Seit jeher gilt Tartu als Herz und Seele des kleinen Ostseestaats mit nur 1,2 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern im Nordosten Europas. In Sowjetzeiten wegen des Militärflughafens für Besucher:innen gesperrt, ist Tartu heute eine attraktive Stadt, deren spezieller „Spirit“ oft ins Treffen geführt wird. So wie in Österreich reicht das Label Kulturhauptstadt auch über die Grenzen der Stadt Tartu hinaus: Der Süden Estlands ist ebenfalls miteingebunden. Im Grenzland zwischen Russland und Estland leben die Setos, eine ethnische Minderheit, die, so sagt es die für dieses Jahr gewählte „Königin“ Evelin Leima, in den 1990er Jahren wieder erwacht ist. Denn: In der Sowjetunion hat man es vermieden, sich zu diesem Volk zu bekennen. Die unmittelbare Vergangenheit des Landes ist immer wieder Thema. Eine dreiteilige Schau widmet sich beispielsweise dem Leben der Estinnen und Esten in Sowjet-Zeiten. 25 Jahre nach der wiedererlangten Unabhängigkeit wurde das neue estnische Nationalmuseum eröffnet, ein spektakulärer Bau einer internationalen Architektengruppe, der ganz bewusst auf dem Flugfeld des ehemaligen sowjetischen Militärflughafens errichtet worden ist. Anfänglich hat dieser Entschluss bei vielen Einwohnerinnen und Einwohnern Tartus Empörung ausgelöst – heute regt das niemanden mehr auf. Die Devise lautet: Man beobachtet die Entwicklung des Nachbarn genau. Auch das sei Überlebenskunst, meint Erni Kask, der von der Bewerbungsphase zur Kulturhauptstadt an dabei war.

Reise in die Heimat – Autorin Tanja Maljartschuk auf Besuch in Kiew

Sie ist die bekannteste ukrainische Autorin im deutschsprachigen Raum und lebt seit vielen Jahren in Wien, wohin sie der Liebe wegen gezogen ist, lange vor dem Krieg: Tanja Maljartschuk. 2018 war sie in aller Munde, weil sie den Bachmannpreis, dessen diesjährige Ausgabe noch bis zum 30. Juni im ORF Landesstudio Kärnten stattfindet, zuerkannt bekam. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist sie permanent unterwegs und versucht die Geschehnisse einem Publikum zu erklären, das in Sachen Geschichte und Gegenwart der Ukraine nach wie vor wenig weiß. In ihren Essays und Kolumnen schreibt sie immer wieder über Solidarität und Humanismus in finsteren Zeiten. Der Krieg sei für sie „ein Loch in der Existenz“, wie es ihr bosnischer Autorenkollege Dževad Karahasan einmal zum Ausdruck gebracht hat. „Als ohnmächtiger Zeuge Tag für Tag, Rakete für Rakete, Panzer für Panzer, Nachruf für Nachruf kaum auszuhalten“. Viele ihrer Freunde, darunter auch Schriftsteller, leben in der Ukraine, ihre Eltern sind nach wie vor in der westukrainischen Stadt Iwano-Frankiwsk. Jüngst ist sie in ihre Heimat gefahren, weil die größte Buchmesse der Ukraine trotz allem in Kiew stattgefunden hat: Man hat sie eingeladen zu kommen. Für den „kulturMontag“ hat sich die ehemalige TV-Journalistin Tanja Maljartschuk mit einem Kamerateam auf die Reise gemacht: Der Bericht, der daraus entstanden ist, zeigt nicht zuletzt, dass der Hunger nach Literatur, nach Kunst in Kriegszeiten, sehr groß ist.

„Sog amoi“ – Den vielen Dialekten Kärntens auf der Spur

Was fällt einem ein, wenn man an Kärnten denkt? Seen, Berge, Kärntner Reindling und Kärntner Kasnudeln? Und natürlich: der Kärntner Dialekt. Aber was genau meint man, wenn man vom Kärntner Dialekt spricht? Fakt ist: Das Deutsche betreffend ist der Kärntner Raum südbairisches Gebiet, zugleich werden in diesem Landstrich mehrere slowenische Dialekte gesprochen. Dass sich die deutsche und slowenische Sprache in Kärnten in mehrfacher Hinsicht gegenseitig beeinflussen, ist längst sprachwissenschaftlich erwiesen. Der „kulturMontag“ fragt nach: bei einem der renommiertesten Sprachwissenschafter und Slawisten Österreichs, Gerhard Neweklowsky, bei dem Musiker Herwig Zamernig, der als „Fuzzman“ seit geraumer Zeit unter anderem mit neu komponierten Kärntner Liedern Furore macht, bei der Schauspielerin Johanna Orsini-Rosenberg, die unter anderem im Film über Maria Lassnig „Mit einem Tiger schlafen“ in der Rolle der Mutter von Maria Lassnig brillierte. Dreh- und Angelpunkt der Recherche ist aber die zweisprachige Gemeinde Ludmannsdorf/Bilčovs, woher Redakteurin Katja Gasser stammt. Sie besucht das Gasthaus Ogris, trifft dort den slowenischen Männerchor und spricht mit der Autorin Theresia Köfer, die unter anderem die deutsche Kärntner Mundart als Literatursprache benutzt.

Dokumentation „Soundtrack of Arts 1: Louvre – Da Vinci – Will.I.am“

Dass die Musik sich von der bildenden Kunst und der Performance Art inspirieren lässt, ist hochaktuell, wenn auch nicht neu. Speziell Musikvideos der Popkultur haben mit den Kompositionen der sogenannten „ernsten“ Musik viel gemeinsam – Hören und Sehen, Emotion und Ausdruck, Fühlen und Erleben, Farbe und Klang gehen darin ausdrucksstarke Verbindungen ein. Die Musikvideos von Madonna, Lady Gaga oder Will.I.am zeigen in bildgewaltigen Settings berühmte Museen und Ikonen der Kunstgeschichte. Sie spielen u. a. mit den magischen Bildwelten von Leonardo da Vinci, Vincent van Gogh, Georges Seurat oder Edward Hopper: In Edward Hoppers weltbekanntem Bild „Night Hawks“ geht die chinesische Pop-Sängerin Jane Zhang auf eine filmische Reise durch die Kunstgeschichte. Am Broadway setzt Stephen Sondheim dem Maler Georges Seurat ein Denkmal. Rapper Kendrick Lamar und Künstlerin Shantell Martin kreieren ein Gemeinschaftskunstwerk. Claude Debussy vertont ein Bild des Malers Jean-Antoine Watteau. Die Band Emerson, Lake and Palmer erinnert mit ihrem Album „Pictures At An Exhibition“ an den Maler Wiktor Hartmann. Beyoncé und Jay-Z mieten für einen Videodreh den Louvre und positionieren sich samt Background-Tänzerinnen vor berühmten Werken wie der Mona Lisa, der Venus von Milo oder der Nike von Samothrake.

Im ersten Teil der Reihe „Soundtrack of Arts“ zeigt Regisseur Axel Fuhrmann, wie der Louvre, das meistbesuchte Museum der Welt, zur Kulisse von Musikvideos wird und wie sich der Rapper Kendrick Lamar im „Abendmahl“ von Leonardo da Vinci als Christus inszeniert. Das wohl berühmteste Beispiel bildender Kunst in der Klassik sind die „Bilder einer Ausstellung“ des russischen Komponisten Modest Mussorgski, die durch die britische Rockformation Emerson, Lake and Palmer weltbekannt geworden sind.

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