WK Wien: Mehr Kapital für dynamische Unternehmen
„Der Wirtschaftsstandort Wien ist in seiner Gesamtheit bisher überdurchschnittlich gut durch die vergangenen, von Krisen gekennzeichneten Jahre gekommen. Dennoch zeigt sich, dass bei vielen Unternehmen die Eigenkapitalausstattung deutlich geschmolzen ist. Es ist daher notwendig Unternehmen auch abseits klassischer Finanzierungswege Kapital zur Verfügung zu stellen. Wenn wir Wien als Fondsstandort mit Strahlkraft vor allem auch in den CEE-Raum besser etablieren können, würden davon nicht nur Unternehmen und die Finanzbranche profitieren, sondern auch die Volkswirtschaft und der Staat“, sagt Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien. Vor allem für Startups und etablierte Unternehmen mit großen Investitionsvorhaben seien Kredite oft nicht das geeignete Finanzierungsinstrument.
Die WK Wien hat daher beim Wirtschaftsforschungsinstitut ECO Austria eine Studie zum Fondsstandort Wien in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse liegen nun vor und sprechen stark dafür, dass sich Österreich und Wien stärker im Private Equity- und Venture Capital-Bereich engagiert.
10.000 neue Arbeitsplätze
Wien ist innerhalb Österreichs schon jetzt ein Zentrum der Risikokapitalfinanzierung. Gelingt es Wien als internationalen Hub zu etablieren, der auch auf die Nachbarländer ausstrahlt, profitieren der Standort Wien sowie das Umland überproportional, so eine der Kernaussagen. Weitere Unternehmen siedeln sich an und eine spezialisierte Dienstleister-Landschaft entwickelt sich. Das hat unmittelbare positive Auswirkungen auf die Volkswirtschaft. Zu erwarten ist im besten Fall eine Steigerung des BIP um fast einen Prozentpunkt und bis zu vier Milliarden Euro an höherer Wertschöpfung und jährlich rund 10.000 Arbeitsplätze mehr – davon über 50 Prozent in Wien.
Private Equity und Venture Capital Fonds übernehmen neben der Finanzierung noch einige andere Rollen in einer Volkswirtschaft. „Fonds spielen eine aktive Rolle im Management, nehmen Einfluss auf das strategische Verhalten der Unternehmen, die dadurch besser und produktiver werden. Und sie übernehmen jetzt, in Zeiten, wo die Zinsen steigen, eine Selektionsrolle, indem sie zeigen, wo das Geld am besten angelegt wird”, konstatiert ECO Austria-Direktorin Monika Köppl-Turyna. Dadurch setzen sie Signale für andere Investoren und holen sie an den Standort. In weiterer Folge werden mehr Patente angemeldet, die Beschäftigung steigt, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wächst und auch die Staatseinnahmen werden größer.
Geringere Kosten und mehr Nachhaltigkeit
„Die regionale Strahlkraft eines Wiener Fondsstandort-Zentrums in Richtung Zentral- und Osteuropa wäre enorm”, sagt auch Rudolf Kinsky, Vorstand der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO) und Mitinitiator der Fondsstandort-Initiative. „Ein Fonds, der beispielsweise in Bulgarien investiert und in Wien statt in Luxemburg angesiedelt wäre, würde sich einiges an Kosten im Jahr sparen, weil Wien bei Lebenshaltungskosten und Dienstleistungen vergleichsweise günstiger ist. In Luxemburg fallen für einen Fonds bis zu 300.000 Euro an Kosten pro Jahr an.“
„Risikokapital ist besonders mit Innovationen verbunden”, ergänzt Köppl-Turyna. Gerade Unternehmen, die durch ihre Technologie zur CO2-Reduktion beitragen, würden eine wichtige Rolle einnehmen. Durch den Impuls auf die Investitionen in diesem Bereich hat Risikokapital also auch großen Einfluss auf die Bekämpfung des Klimawandels. Österreichische Unternehmen in diesem Bereich zu unterstützen und andere nach Wien zu holen sei also überaus wünschenswert.
Sanierung des Staatshaushalts
Unter dem Strich würde auch der Staat von einem stärkeren heimischen Fondsstandort profitieren. Durch die Pandemie und auch die aktuelle Energiesituation hat er hohe Ausgaben zu bewältigen, die in der Folge auch finanziert werden müssen. „Letzteres kann nur durch Sparpakete oder Wirtschaftswachstum bewerkstelligt werden. Die zweite Variante ist mir deutlich lieber. Wachstum kommt von den Unternehmen. Vor allem von solchen, die forschen, entwickeln, Innovation schaffen und investieren. Für diese Unternehmen muss das Angebot an Risikokapital gesteigert werden“, sagt WK Wien-Präsident Ruck.
Rahmenbedingungen verbessern
Was ist notwendig um Wien als Fondsstandort weiterzuentwickeln? Faktoren, die die Entwicklung der Private Equity und Venture Capital-Märkte beeinflussen, sind vor allem Steuern, gesetzliche Regulierungen und das kulturelle Umfeld. Österreich hat viel Positives zu bieten, manche Schwächen gilt es jedoch zu beseitigen. So wird vom Staat hierzulande viel für Forschung und Entwicklung ausgegeben, die Flexibilität des Arbeitsmarkts, ein hoher Investorenschutz sowie die Standards bei der Rechnungslegung stehen auf der Habenseite für die Ansiedlung von Fonds. Aufholbedarf hat Österreich bei der steuerlichen Belastung von Unternehmen, bei der Bürokratie und beim Fonds- und Gesellschaftsrecht.
Die wichtigsten Schritte sind daher:
- Die Senkung der Abgabenbelastung durch Körperschaft- und Kapitalertragsteuer.
- Klare Regelungen für Mitarbeiterbeteiligungen und vor allem Anpassung der Besteuerung an internationale Standards.
- Klare Regelung der Besteuerung von carried interest, der Gewinnbeteiligung für Verwalter einer Kapitalanlage.
- Reform bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen für Fonds – die Qualität der Regulierung und die Treffsicherheit muss verbessert werden.
- Die Etablierung eines Dachfonds, um für große österreichische Investoren wie Versicherungen, Pensionskassen oder Stiftungen die Attraktivität von Private Equity und Venture Capital zu erhöhen.
- Vereinfachungen beim Gesellschaftsrecht, vor allem bei Gründungen.
Alle Detailergebnisse der Studie und weitere Erkenntnisse zum Fondsstandort Wien finden Sie im Download-Bereich.
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