„Wieder mehr Gastgeber sein können“
Der Tourismus steht vor riesigen Herausforderungen und diese brauchen Lösungen und neue Wege. Unter diesem Motto lud die Raiffeisenbank Seefeld-Leutasch-Reith-Scharnitz am 29. September ins Seefelder Kongresszentrum. Namhafte Vertreterinnen und Vertreter der Branche folgten der Einladung und konnten sich inspirieren lassen von den kurzweiligen Vorträgen: Kira Grünberg erzählte von dem Weg, den sie nach ihrem schweren Sportunfall gefunden hat, Story Dude Markus Gull lud zu einem neuen Narrativ des „Wir“ ein und Jugendforscher Simon Schnetzer erklärte, wie junge Menschen heute ticken.
Journalistenlegende Ronald Barazon bat zu einer spannenden Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Tourismus, Werbung und Politik. Im Zentrum standen die aktuellen Herausforderungen im Tourismus: Personalmangel, Inflation, Energiekrise und ausufernde Bürokratie. Die Bürokratie habe inzwischen ein Ausmaß angenommen, dass kleinere Hotelbetriebe kaum noch nachkommen, so Mario Gerber, Tourismus-Obmann in der Tiroler Wirtschaftskammer, der sich wünscht, dass die Hoteliers wieder mehr Zeit haben, um leidenschaftliche Gastgeber zu sein.
Susanne Kraus-Winkler, Staatssekretärin im Ministerium für Digitalisierung und Wirtschaft, sprach von einem „Tourismus Bashing“, das man nicht weiter dulden kann, denn der Tourismus soll in Ruhe arbeiten können. Zwar wisse man das in Wien, die eigene Ideologie sei aber oft wichtiger als logische Entscheidungen.
Auch das Thema Energiesparen solle den Hoteliers selbst überlassen werden, war man sich einig. Auf Schneekanonen kann man im Winter jedoch nicht verzichten. Der Anteil des Tourismus am Gesamtenergieverbrauch in Österreich sei lediglich 2,5 %. Wo sinnvolles Energiesparpotenzial vorhanden ist, können Unternehmer durchaus selbst beurteilen. Nachhaltigkeit ist nämlich im Tourismus längst angekommen, denn ohne Einhaltung der ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) werden in Zukunft Förderungen und Fremdfinanzierungen zusehends erschwert bzw. unmöglich.
Tourismusexperte Thomas Reisenzahn forderte Maßnahmen, die das Eigenkapital in Tourismusbetrieben stärken und schlug eine Aufwertungsbilanz vor, mit welcher stille Reserven der Hotels aufgewertet werden.
Zum Thema Personalmangel gab es mehrere Ideen: mehr Kinderbetreuung, sodass Eltern in einem höheren Stundenausmaß arbeiten können, Anhebung der Zuverdienstgrenzen für rüstige Senioren bis hin zur Öffnung für Drittstaaten. Auch der Wunsch nach mehr Netto vom Brutto wurde geäußert.
Wohin es aber im Hinblick auf Inflation und Teuerung gehen werde, blieb offen. Klar für alle ist aber, dass Tirol auch in unsicheren Zeiten eine touristische Sehnsuchtsdestination bleibt.
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