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Robuste Inlandsnachfrage verhindert stärkere Wachstumsabschwächung

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Wien (OTS) – Österreichs Wirtschaft hat aufgrund der internationalen Konjunkturabkühlung an Schwung verloren. Ein robuster privater Konsum und kräftige Wohnbauinvestitionen verhindern derzeit aber eine stärkere Wachstumsabschwächung. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet für das zweite Quartal 2019 ein Wachstum des realen BIP von 0,3 Prozent (gegenüber dem Vorquartal). Gegenüber der letzten Prognose vom Februar wurde die Wachstumserwartung leicht um 0,1 Prozentpunkte zurückgenommen. Für das dritte Quartal 2019 wird infolge der sich abzeichnenden Erholung der internationalen Konjunktur mit einer leichten Wachstumsbeschleunigung auf 0,4 Prozent gerechnet.

Das internationale Konjunkturumfeld hat sich in den vergangenen Quartalen deutlich eingetrübt. Der Handelskonflikt der USA mit China, die anhaltend schwierige Konsensfindung des britischen Parlaments über die Umsetzung des Brexit und die unklare wirtschaftspolitische Ausrichtung in wichtigen EU-Mitgliedstaaten haben zu einem hohen Ausmaß an Unsicherheit geführt. Die Wachstumsabschwächung in China, die zyklische Abschwächung des Welthandels und Probleme bei der Umsetzung der neuen KFZ-Abgasnormen haben der exportorientierten europäischen Sachgütererzeugung zugesetzt.

Das reale BIP-Wachstum im Euroraum fiel im ersten Quartal 2019 mit +0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal zwar überraschend kräftig aus, dazu haben aber temporäre Faktoren wesentlich beigetragen. Da sich die Schwierigkeiten der europäischen Automobilindustrie dauerhafter als ursprünglich erwartet erweisen, wird für das zweite Quartal wieder mit einem schwächeren Wachstum gerechnet. Zuletzt gab es jedoch erste Anzeichen für eine Stabilisierung der internationalen Konjunktur zur Jahresmitte. Das vom ifo-Institut erhobene Weltwirtschaftsklima hat sich im zweiten Quartal – getrieben von optimistischeren Erwartungen für die kommenden Monate bei einer gleichzeitig etwas schwächeren Einschätzung der aktuellen Lage – verbessert. Auch aus Deutschland kamen zuletzt positive Nachrichten von den Exporten und der Industrie- und Bauproduktion.

Die stark exportorientierte österreichische Wirtschaft kann sich diesem schwierigen Umfeld nicht entziehen. Das Wachstum der Güterexporte hat sich in den letzten Monaten abgeschwächt – ein Trend, der sich laut den jüngsten Ergebnissen des OeNB-Exportindikators im zweiten Quartal fortsetzen wird. Die Auslandsauftragseingänge wurden von den Unternehmen zuletzt jedoch ausgehend von einem niedrigen Niveau wieder etwas besser beurteilt und signalisieren eine mögliche Trendwende zur Jahresmitte hin. In weiterer Folge sollte die sich abzeichnende Stabilisierung der internationalen Konjunktur der Exporttätigkeit wieder Impulse verleihen.

Die Sachgütererzeugung hat im Einklang mit der Exportabschwächung im Verlauf des Vorjahrs deutlich an Schwung verloren. Die Daten für das erste Quartal 2019 liefern jedoch gemischte Signale. Während es zu einem leichten Rückgang der Wertschöpfung in diesem Bereich kam, entwickelte sich die Industrieproduktion in den ersten beiden Monaten dieses Jahres dynamisch. Die rückläufige Auftragslage deutet jedoch darauf hin, dass von der Industrie in den kommenden Monaten keine nennenswerten Impulse ausgehen werden. Dies zeigt sich auch in einer nachlassenden Dynamik der Ausrüstungsinvestitionen, vor allem im Bereich der Fahrzeuginvestitionen. Der Dienstleistungssektor entwickelt sich hingegen ungebrochen dynamisch. Während in den letzten drei Jahren knapp die Hälfte des BIP-Wachstums von der Industrie getragen wurde, ist der Dienstleistungssektor seit Jahresmitte 2018 die tragende Säule der österreichischen Konjunktur. Sowohl die ausländische als auch die heimische Nachfrage nach Dienstleistungen entwickeln sich robust.

Der Wachstumsmotor ist gegenwärtig die Inlandsnachfrage, die sich auf eine kräftige Wohnbautätigkeit und eine stabile private Konsumnachfrage stützt. Die bereits in den letzten beiden Jahren sehr dynamischen Wohnbauinvestitionen gewannen im ersten Quartal nochmal an Schwung. Die Wohnbautätigkeit dürfte im Verlauf des Jahres 2019 ihren Höhepunkt erreichen und sollte sich dann – ausgehend von historischen Höchstständen – langsam abschwächen. Darauf deuten sowohl die nachlassende Dynamik der Bevölkerungsentwicklung als auch die im Vorjahr rückläufigen Baubewilligungen hin.

Der private Konsum wird durch ein weiterhin kräftiges Beschäftigungswachstum, steigende Reallöhne und die Einführung des Familienbonus gestützt. Die Anzahl der offenen Stellen steigt weiterhin, die nachlassende Konjunkturdynamik lässt jedoch mittelfristig eine Abschwächung des Beschäftigungswachstums erwarten.

Aufgrund der stabilen Inlandsnachfrage erwartet die OeNB, dass die österreichische Wirtschaft im zweiten Quartal mit der gleichen Dynamik wie im ersten Quartal (+0,3 Prozent) wächst. Die sich abzeichnende Stabilisierung der internationalen Konjunktur sollte im dritten Quartal zu einer leichten Wachstumsbeschleunigung auf 0,4 Prozent führen.

Gegenüber der letzten Prognose vom Februar wurde die Wachstumserwartung für das zweite Quartal um 0,1 Prozentpunkte zurückgenommen. Die Risiken der vorliegenden Kurzfristprognose sind nach unten gerichtet.

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