NR-Präsident Sobotka übergibt Kaiserlogenbehang als Leihgabe an das Haus der Geschichte
Wien (PK) – Das wertvolle Textil ist ab 10. November 2018 in der Ausstellung „Aufbruch ins Ungewisse – Österreich seit 1918“ zu sehen
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka übergab heute der Direktorin des Hauses der Geschichte Österreich, Monika Sommer, offiziell eine besondere Leihgabe aus den historischen Beständen des Parlaments. Dabei handelt es um den sogenannten Kaiserlogenbehang aus dem Abgeordnetenhaus, der im Zuge der Sanierungsarbeiten von einem Mitarbeiter des Bau- und Gebäudemanagements der Parlamentsdirektion bei der Räumung eines Kellerraums entdeckt worden war.
Der bestickte Samtbehang stammt aus dem Jahr 1883, als nach zehnjähriger Bauzeit das Parlamentsgebäude am Ring mit einer Sitzung des Abgeordnetenhauses eröffnet wurde. Die Existenz des Behangs war im Laufe der wechselhaften Geschichte des Hauses völlig in Vergessenheit geraten. Ab 10. November 2018 wird er nun in restauriertem Zustand in der Ausstellung „Aufbruch ins Ungewisse -Österreich seit 1918“ im Haus der Geschichte Österreich (hdgö) am Heldenplatz zu sehen sein.
„Geschichte muss lebendig gestaltet werden“, sagte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka bei der Übergabe des Behangs an das Haus der Geschichte Österreich. „Ich sehe es daher als eine Verpflichtung, Belege der österreichischen Geschichte zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“ Die hdgö-Gründungsdirektorin Monika Sommer erklärte, dass sie mit dem wertvollen Objekt vor allem eines erzählen wolle: „Die Demokratie fiel mit der Ausrufung der Republik am 12. November 1918 nicht vom Himmel – die demokratische Entwicklung hat eine lange Vorgeschichte, die weit bis in das 19. Jahrhundert reicht. Mit der neuen Staatsform wurde nun das Volk zum Souverän.“
Das wertvolle Textil befand sich bei seiner Entdeckung – bis auf eindeutige Gebrauchsspuren und kleine Beschädigungen – in gutem Zustand und wies keine Beeinträchtigungen durch Schädlinge oder Feuchtigkeit auf. Gefunden wurde der Behang gemeinsam mit einem zweiten, der für die Kaiserloge im Herrenhaus bestimmt war. Beide Samtbehänge sind nahezu ident und zeigen das Wappen von Kaiser Franz Joseph I. Nach einer parlamentsinternen Recherche konnten sie als Teile der originalen Ausschmückung der Sitzungssäle des Abgeordnetenhauses bzw. des Herrenhauses aus dem Jahr 1883 identifiziert werden.
Ausstattung für die vom Kaiser nie benützte Kaiserloge
Der Samtbehang ist in den Farben Schwarz, Rot und Gold gehalten. In seiner kunsthistorischen Bewertung und Einordnung ist die ganz eigenständige künstlerische Gestaltung des Kaiserwappens hervorzuheben. Insbesondere die antikisierende Gestaltung der Greife sowie dekorative Elemente der das Wappen flankierende Seitenstücke tragen ganz deutlich die Handschrift von Theophil Hansen. Die Formsprache knüpft an dekorative Elemente an, die der Architekt auch in anderen Teilen des Hauses verwendet hat. Das Erscheinungsbild des Wappens erklärt sich dabei nicht nur aus dem Bemühen Hansens, das Parlamentsgebäude einem einheitlichen Gesamtkonzept zu unterwerfen. Die Einbettung kaiserlicher Darstellungen in einen hellenistischen Deutungszusammenhang ist ein für Hansen typischer Kunstgriff, mit der er Monarchie und Demokratie symbolisch zu vereinen versuchte. Franz Joseph I. benutzte die Kaiserloge bzw. den so genannten Kaisersalon allerdings nie, er betrat das Haus am Ring insgesamt nur zweimal: Bei der Gleichenfeier und nach der Fertigstellung des Baus
Die beiden fast identen Behänge bestehen jeweils aus einem großen Mittelfeld mit dem Wappen von Franz Joseph I. und zwei kleinen Seitenfeldern. Diese sind mit Rankenwerk und Putti geschmückt, die deutliche stilistische Parallelen zu Wanddekorationen im Parlament aufweisen. Nicht nur aufgrund des Stils lassen sich die Behänge zeitlich einordnen. Auf historischen Bilddokumenten ist einer der Behänge an der Brüstung der Kaiserloge des Abgeordnetenhauses eindeutig identifizierbar. Der zweite Behang war Teil der Ausstattung des Kaisersalons. (Schluss) see
HINWEIS: Fotos von der Übergabe finden Sie auf der Website des Parlaments unter www.parlament.gv.at/SERV/FOTO/ARCHIV .
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