„Kunst Krimi Klimt“: TV-Premiere für neue Kulturdoku von Judith Doppler und Rudolf Klingohr am 22. Dezember

Gustav Klimt: Österreichs Aushängeschild in Sachen Bildender Kunst, weltweit verehrt und begehrt. Mehr als 100 Jahre nach seinem Tod ist der Jahrhundertwendemaler immer noch für Rekorde, Sensationen und mysteriöse Rätsel gut. Sein Bildnis „Elisabeth Lederer“ ging unlängst in New York als zweitteuerstes je bei einer Auktion verkauftes Werk in die Kunstgeschichte ein. Das überraschende Auftauchen seines verschollen geglaubten Porträts des ghanaischen Prinzen William Nii Nortey Dowuona bei Wiener Kunsthändlern vor zwei Jahren sorgte für Jubel unter Experten – und ist seither ein Fall für die Wiener Staatsanwaltschaft. Es ist der Stoff eines Kunstkrimis, wie ihn Hollywood nicht spannungsgeladener ersinnen könnte. Das Regieduo Judith Doppler und Rudolf Klingohr begibt sich in der neuen ORF-Kulturdokumentation „Kunst Krimi Klimt“ am Montag, dem 22. Dezember 2025, um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON auf eine Spurensuche mit zahlreichen Überraschungsmomenten, Triumphen und Rückschlägen. Der Film erzählt von nationaler wie persönlicher Identität, dem Umgang mit Geschichte, von Krieg, Zerstörung sowie von künstlerischer Leidenschaft.

Anschließend sieht sich eine neue, von ORF-TV-Kulturchef Martin Traxl gestaltete Dokumentation der Reihe „Zimmer frei – Übernachten in besonderer Architektur“ (23.15 Uhr) im Schweizer Kanton Tessin um. Zu Wort kommen neben den Bauherrinnen und -herren sowie Architektinnen und Architekten auch Fachleute, die über die Wechselwirkung von Architektur und Tourismus im Tessin, den Wandel in der baulichen Gestaltung sowie auch die gesellschaftlichen Aspekte der Baukultur sprechen.

Mehr zum Inhalt von „Kunst Krimi Klimt“:

Rund zwei Jahrzehnte hatte der Kunsthistoriker Alfred Weidinger nach einem verschollenen Gemälde Gustav Klimts gefahndet – dem 1897 entstandenen Porträt eines afrikanischen Prinzen. Nur eine Schwarzweiß-Abbildung in einem Katalog deutete auf das Werk hin, das so viele Fragen aufwarf: Wen stellt es dar, existierte es überhaupt noch und wenn ja, wo befand es sich? Immer neue Fährten nahm Weidinger auf, reiste mehrmals nach Ghana, fand dort einen direkten Nachfahren des Porträtierten und konnte letztlich dessen Identität eruieren: Prinz William Nii Nortey Dowuona von der Ethnie der Ga. Groß waren Überraschung und Jubel Weidingers, als er 2023 den Anruf zweier Galeristen erhielt: Das Werk befinde sich in Wien, von einem ungarischen Besitzer zum Verkauf angeboten. Ein dunkles, kolonialistisch-geprägtes, der damaligen Zeit verhaftetes Menschenbild umgibt die Entstehung des Gemäldes. Im ausgehenden 19. Jahrhundert boomten in Wien so genannte Völkerschauen. Befeuert von der Sehnsucht nach der Fremde, wurden exotisch anmutende Menschen im Wiener Prater ausgestellt wie Tiere – und zwar buchstäblich in einem privaten Tiergarten. So kam es, dass der Prinz vor Klimts Staffelei Porträt saß, übrigens ebenso wie vor jener von dessen Künstlerkollegen Franz Matsch. Dieses „Zwillings-Gemälde“ befindet sich heute in der Nationalgalerie Luxemburg. Dass die Identität des William Nii Nortey Dowuona eruiert werden konnte, ist insofern bedeutsam, als sie einem bis dato namenlosen Schwarzen seine Würde zurückgibt.
Kunsthistorisch bedeutsam ist das Bildnis, weil es eine Neuorientierung in Klimts Schaffen markiert. Noch handelt es sich um keine seiner reich ornamentierten Jugendstil-Ikonen und doch hebt es sich von seinem dem Historismus verpflichteten Frühwerk ab.
Eine zentrale Frage in diesem Kunst-Krimi: Wem gehört das Porträt? Handelt es sich um NS-Raubkunst? Tatsächlich wurde die ursprüngliche jüdische Wiener Besitzerfamilie Klein von den Nazis zwangsenteignet und in die Emigration gezwungen. Ernestine Klein übergab das Werk noch knapp vor der Flucht einem Diplomaten und Hasardeur von zweifelhaftem Ruf in Ungarn, der sich später weigerte, das Bild zurückzugeben. Nun verlangt der ungarische Staat die Rückgabe des Werks und hat einen Ausführungsstopp verfügt, was zur Beschlagnahme durch die Wiener Staatsanwaltschaft führte. Wurde das Gemälde widerrechtlich ausgeführt? Abgesehen vom monetären Wert, wie viel wiegt es im Hinblick auf nationale Interessen und Identität? Der „Kunst Krimi Klimt“ – er bleibt spannend.

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